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Region Augsburg: Jeden Tag wird in der Region ein Fußballfeld bebaut

Region Augsburg

Jeden Tag wird in der Region ein Fußballfeld bebaut

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    Ein Beispiel für den Flächenverbrauch in der Region. Zwischen Dasing und Aichach ist ein gemeinsames Gewerbegebiet nahe der A8 und der B300 entstanden.
    Ein Beispiel für den Flächenverbrauch in der Region. Zwischen Dasing und Aichach ist ein gemeinsames Gewerbegebiet nahe der A8 und der B300 entstanden. Foto: Erich Echter (Archiv)

    Der Bund Naturschutz schlägt Alarm: Häuser, Firmengebäude, Parkplätze und Straßen fressen immer mehr Grund und Landschaft. Blickt man auf die Zeit von Ende 2000 bis Ende 2013 ist im Großraum Augsburg jeden Tag etwa ein Fußballplatz verbaut worden. Regionaler „Spitzenreiter“ ist der Landkreis

    Der Chef des Bund Naturschutzes Augsburg, Johannes Enzler, nennt die Zahlen „beängstigend“. Während es andere Bundesländer geschafft hätten, den Flächenverbrauch zu senken, sei das in Bayern und in der Region bislang misslungen. Er stützt sich auf Zahlen des Statistischen Landesamtes. Was sagen sie über die Region?

    Einfamilienhäuser verbrauchen viel Fläche

    Als Maßstab für den Flächenverbrauch wird die Siedlungs- und Verkehrsfläche hergenommen, obwohl sie eine Unschärfe hat: Enthalten sind auch innerörtliche Grünflächen wie Parks oder Friedhöfe. Im Landkreis Augsburg wuchs die für Straßen und Gebäude genutzte Fläche in den 13 Jahren um 14,2 Prozent. Das liegt über dem Bayernschnitt (11,5 Prozent) und bedeutet: Es gingen 1972 Hektar Freiflächen verloren – ein Landstück, größer als die Stadt Königsbrunn. Im Landkreis Aichach-Friedberg lag der Flächenverbrauch niedriger – 12,3 Prozent. Das entspricht 81 Hektar pro Jahr (viereinhalb Mal der Wittelsbacher Park) und 1053 Hektar insgesamt – in etwa die Fläche von Obergriesbach.

    Auf den ersten Blick steht die Stadt Augsburg besser da: 7,7 Prozent Flächenverbrauch, etwa 35 Hektar pro Jahr (zwei Mal der Wittelsbacher Park), 456 Hektar in der Summe – das entspricht in etwa Kriegshaber. Aber Augsburg ist kleiner und als Stadt dichter bebaut als die Landkreise. Würde das Wachstum so weitergehen, wäre die Stadtfläche in 240 Jahren rechnerisch voll. Aber: Es wären alle Grünflächen in der Stadt, etwa der Wittelsbacher Park, enthalten.

    Der Bund Naturschutz sieht vor allem zwei Auslöser für den hohen Flächenverbrauch: Wohngebiete am Ortsrand; vor allem Einfamilienhäuser verbrauchen viel Fläche. Und Gewerbegebiete. Aus Sicht von Johannes Enzler ist unter den Gemeinden ein Wettlauf um Firmen entbrannt, der auf Kosten der Umwelt geht. Der Naturschützer nennt Gersthofen ebenso als Beispiel wie das Güterverkehrszentrum zwischen Augsburg und Neusäß, den Innovationspark im Süden der Stadt und die Logistikzentren bei Graben. Oder das Gewerbegebiet „Acht 300“ an der B300, das Aichach und Dasing gemeinsam ausgewiesen haben. „Um Firmen anzulocken, werden ihnen Flächen billigst angeboten“, kritisiert der Umweltschützer. Es gebe keinen Anreiz zum Flächensparen.

    Städte und Gemeinden sehen das anders. Sie argumentieren mit Arbeitsplätzen. Beispiel Amazon in Graben, oder Beispiel Gewerbepark an der B300. Der Aichacher Bürgermeister Klaus Habermann begründete die Pläne für die 32 Hektar schon vor Jahren so: „Wir waren bislang bei großflächigen Anfragen einfach nicht konkurrenzfähig, auf diesem Klavier konnten wir nicht mitspielen.“ Mit Norma haben die beiden Orte schon einen dicken Fisch an Land gezogen. Und auch bei Wohnbebauung gibt es für die Gemeinden gute Gründe, Flächen anzubieten: Sie möchten junge Menschen im Ort halten oder anziehen: „Wir müssen versuchen, den Leuten bald was anzubieten“, sagte der Bürgermeister von Hollenbach, Franz Xaver Ziegler, als es im Mai um die Ausweisung von 90 Bauplätzen in fünf Ortsteilen ging.

    Bund Naturschutz: Versiegelung zerstört wichtigen Lebensraum für Pflanzen und Tiere

    Die zunehmende Versiegelung zerstört nach Ansicht des Bund Naturschutz nicht nur wichtigen Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Freie Flächen seien auch für den Hochwasserschutz, das Trinkwasser und für die Landwirtschaft wichtig. Schon heute könnten nicht mehr alle Lebensmittel im Land produziert werden, Flächenknappheit treibt die Pachtpreise nach oben. Johannes Enzler fürchtet zudem, dass so manche Gemeinde auf den teuer erschlossenen Gewerbeflächen sitzen blieben könnte.

    BN-Chef Enzler plädiert für mehr überregionale Planungen und Regeln, um den Flächenverbrauch einzudämmen. Und der Bund Naturschutz fordert, dass erst innerhalb der Ortschaften gebaut wird, bevor Wiesen und Felder geopfert werden. Stichwort Nachverdichtung. Viele Gemeinden machen das, auch Hollenbach. 54 Baulücken gab es im Mai, an 37 Stellen wären Umnutzungen von landwirtschaftlichen Gebäuden in Wohnungen möglich. Dabei müssen aber auch die Eigentümer mitspielen. Wie schwierig das sein kann, erlebte die Stadt Friedberg. Sie fand 350 innerörtliche Baulücken. Aber nur 16 Eigentümer hatten Interesse, die Flächen zu verkaufen. Die anderen wollen lieber selber bauen oder die Grundstücke in der Familie halten.

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