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Region Augsburg: Die Tarifreform bringt dem AVV mehr Einnahmen, aber...

Region Augsburg

Die Tarifreform bringt dem AVV mehr Einnahmen, aber...

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    Der AVV vermeldet höhere Abozahlen aufgrund der Tarifreform. Eines der Hauptziele sei damit erreicht.
    Der AVV vermeldet höhere Abozahlen aufgrund der Tarifreform. Eines der Hauptziele sei damit erreicht. Foto: Silvio Wyszengrad

    Eineinhalb Jahre nach Inkrafttreten der Tarifreform im Augsburger Tarif- und Verkehrsverbund (AVV) hat der Verbund erstmals Zahlen vorgelegt, nachdem die Stadtwerke im Mai bereits eine erste Bilanz fürs Stadtgebiet gezogen hatten. Die Tendenzen sind ähnlich: Die Zahl der Abos ging wunschgemäß nach oben, bei den Einzelfahrscheinen gab es hingegen einen Rückgang.

    Insgesamt stiegen laut der AVV-Bilanz in 2018 die Einnahmen aus Fahrkarten- und Aboverkäufen in der Stadt Augsburg sowie den Landkreisen Augsburg, Aichach-Friedberg und Dillingen geringfügig auf 76 Millionen Euro. „Ursprünglich war nach der Tarifreform eine leichte Delle prognostiziert, aber die hat es nicht gegeben, was an der starken Zunahme der Abos liegt“, so AVV-Sprecherin Irene Goßner auf einer Infoveranstaltung des Fahrgastverbandes Pro Bahn. Allein beim Mobil-Abo spülte die Zunahme an Abos auf 11.000 Stück (plus 22 Prozent) 1,2 Millionen Euro mehr in die Kasse als im Jahr vor der Tarifreform. Im Umland sei der Zuwachs beim 9-Uhr-Abo besonders spürbar. AVV-weit gab es eine Zunahme auf 13.000 Stück (plus 28 Prozent).

    Der Verkauf von Einzelfahrscheinen brach ein

    Bei Einzel- und Streifenkarten blieben die Einnahmen weitgehend stabil. Die Zahl der verkauften Einzelfahrscheine sank um 18 Prozent, gleichzeitig ging die Zahl bei den Tageskarten nach oben. Die Mitnahmeregelung bei der Tageskarte sei mit verantwortlich für den Rückgang bei den Einzeltickets, so der AVV. Auch die Tarifzonenzusammenlegung in Augsburg, die das Einzelticket für viele Fahrgäste unattraktiver gemacht hat, dürfte einen Teil dazu beigetragen haben. Auf eine Preiserhöhung hatte der AVV im Jahr 2018 im Hinblick auf die Tarifreform und die deutlichen Proteste verzichtet.

    Proteste gab es vor allem im Stadtgebiet

    Allerdings konzentrierten sich diese auf das Stadtgebiet, weil es hier für einen Teil der Gelegenheitsfahrgäste durch die Fusion der Zonen 10 und 20 zur Verdoppelung des Fahrpreises kam. Aus dem Umland kamen gemischte Rückmeldungen. Teils zahlen Pendler durch die neue Tarif- und Zonensystematik mehr Geld, teils wurde es günstiger bzw. der Geltungsbereich des Abos wurde erweitert.

    Für die vier Umlandstädte Neusäß, Gersthofen, Stadtbergen und Friedberg handelten deren Landkreise im AVV ohnehin mit Steuergeld subventionierte Sonderregelungen aus, die eine Fahrt nach Augsburg günstiger machen als in der Tarifsystematik vorgesehen.

    Der AVV hält die Ziele für erreicht, die Politik will nachbessern

    Aus Sicht des AVV habe die Tarifreform die von der Politik gewünschten Ziele – mehr Fahrgäste und Einnahmen, Bindung von Abokunden und die Steigerung der Tarifergiebigkeit – erreicht. Kommendes Jahr soll eine umfassende Bewertung vorgenommen werden. Allerdings gibt es in Augsburg Bestrebungen, von einem Gutachter vorab eine Evaluierung aus Sicht der städtischen Belange vornehmen zu lassen. Es sei nach wie vor Unzufriedenheit spürbar, so Wirtschaftsreferentin Eva Weber (CSU). Zahlreiche Gelegenheitsfahrer hatten vor einem Jahr angekündigt, wieder aufs Auto umsteigen zu wollen. Die SPD hatte das Werk ohnehin abgelehnt.

    Auch im Augsburger Land sehen die Kreispolitiker für die Reform Reformbedarf. Sie darf auch als einer der maßgeblichen Gründe für eine aufsehenerregende Personalentscheidung gelten: Ohne sich mit den Partnern in Augsburg und den anderen Landkreisen abzusprechen, entschieden sich die Kreisräte für die Ablösung von AVV-Chef Olaf von Hoerschelmann. Sein im Herbst 2020 auslaufender Vertrag wird nicht mehr verlängert.

    Gersthofen schert ohnehin aus, indem es zum Jahreswechsel ein mit Steuergeld subventioniertes günstiges Abo für seine Bürger anbietet. Und auch die Stadt Augsburg will in der Kern-Innenstadt zum Jahreswechsel den Nahverkehr kostenlos machen – offiziell aus Gründen des Umweltschutzes, faktisch aber wohl auch als Kompensation für Verschlechterungen der Tarifreform.

    Augsburg steht bei den Preisen nicht so schlecht da

    Allerdings steht Augsburg im Städtevergleich bei den Preisen gar nicht so schlecht da: Das ergaben unabhängige Vergleiche, die neben dem Preis teils auch das Angebot mit einberechneten. Zuletzt veröffentlichte der ADAC im Sommer einen Preisvergleich unter 20 deutschen Städten. Augsburg ist darin zwar nicht enthalten, allerdings lassen sich die Augsburger Preise problemlos in die Liste einreihen.

    Für ein Kurzstreckenticket werden im Durchschnitt der 20 deutschen Städte 1,70 Euro fällig, in Augsburg sind es 1,50 Euro. Mit drei Euro für die Fahrt im Innenraum (Zonen 10 und 20) ist Augsburg aber besonders teuer (2,74 Euro im Städte-Durchschnitt). Bei der Monatskarte (im Schnitt 77 Euro) schneidet Augsburg im Innenraum mit 68,40 Euro günstiger ab. Allerdings sind Städtevergleiche nicht ganz einfach, weil sich die Größe der Ticket-Geltungsbereiche und das Angebot (etwa U-Bahn, Takthäufigkeit) unterscheiden.

    Lesen Sie dazu auch: Fünf Gründe, warum die Tarifreform im Augsburger Nahverkehr kaum zu retten ist

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