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Region Augsburg: Arbeitsmarkt: Warum Auszubildende dringend gesucht werden

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Arbeitsmarkt: Warum Auszubildende dringend gesucht werden

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    Im Berufsalltag stellt Ibrahim Omar (links) Straßenbelag her. Auf der „Fit for Job“ gießt der Lehrling zusammen. Der Arbeitsmarkt in der Region Augsburg hat sich verändert.
    Im Berufsalltag stellt Ibrahim Omar (links) Straßenbelag her. Auf der „Fit for Job“ gießt der Lehrling zusammen. Der Arbeitsmarkt in der Region Augsburg hat sich verändert. Foto: Annette Zoepf

    Straßenbauer sind oft den ganzen Tag draußen, um Belag herzustellen und Schlaglöcher auszubessern. Ein Job, der den Arbeitern viel abverlangt. Der 17-jährige Augsburger Ibrahim Omar ist im zweiten Ausbildungsjahr bei der Firma Dobler. „Bis jetzt macht es mir Spaß“, sagt er. Auf der Messe „Fit for Job“ gießt er Figuren – unter anderem kleine Hunde – aus Beton. Damit und mit einem Kickertisch versuchen die Standbetreiber auf dem Augsburger Messegelände Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

    Arbeitsmarkt: Der Trend geht zur Akademisierung

    Daniel Blaubach ist Zentraler Ausbildungsleiter in dem Bauunternehmen. Er hat ein breites Lächeln und große, kräftige Hände. Er sagt, dass er selbst „nur einen Hauptabschluss“ gemacht, sich aber im Unternehmen hochgearbeitet habe. Die Firma Dobler bildet in Augsburg Maurer, Stahlbeton-, Straßen- und Asphaltbauer aus. Jedoch sei es in den vergangenen Jahren schwieriger geworden, Lehrlinge zu finden. Blaubach spricht von einem Trend zur „Akademisierung“. Viele Kinder und Jugendliche besuchen nach der Mittel- oder Realschule eine weiterführende Schule, mit dem Ziel, später zu studieren.

    Dabei seien die Aufstiegschancen in Blaubachs Branche ausgezeichnet. Meister, Techniker, Polier – es gebe viele Möglichkeiten, sich weiterzubilden. „Unter Umständen führt ein Lehrling in ein paar Jahren eine Baustelle mit Auftrag in Millionenhöhe“, sagt er.

    Ein paar Meter weiter hat die Andreas Schmid Logistik AG ihren Stand aufgebaut. Das Gersthofer Unternehmen wirbt unter anderem für Ausbildungswege im Bereich Lagerlogistik. Ein „Zukunftsbereich“, sagt Ausbildungsleiterin Eva Baur. Amazon in Graben, das geplante BMW-Zentrum bei Kleinaitingen – der Bedarf nach Fachkräften sei hoch. „Wenn man da eine abgeschlossene Ausbildung hat, kann man nicht arbeitslos werden“, sagt sie. Daniel Rothoerl ist für die Lehrlinge im Lager zuständig. Er sagt, dass das Unternehmen in diesem Bereich pro Jahr bis zu 15 Auszubildende einstelle. Er habe aber aktuell erst elf Bewerbungen erhalten. „Ich glaube, dass die meisten Leute von der Lagerlogistik eine falsche Vorstellung haben“, sagt er. Der Job sei vielseitig. Er umfasse nicht nur die Arbeit im Lager, sondern auch im Büro, zum Beispiel beim Erfassen der Daten. Zudem gebe es auch in diesem Bereich die Möglichkeit, einen Meistertitel zu machen und aufzusteigen.

    Auszubildende: Es mangelt an Bewerbern

    Dennoch herrscht in vielen Branchen in der Region ein Mangel an Bewerbern. Die Kammern nennen neben der Logistik und dem Baugewerbe auch den Handel und die Gastronomie. Im Bereich der Arbeitsagentur Augsburg kamen im Januar auf 150 angebotene Lehrstellen 100 Bewerber. Laut Ulrich Wagner, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Schwaben (HWK), spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. „Der demografische Wandel ist deutlich zu spüren. Es verlassen jedes Jahr weniger Absolventen die Schulen. Auch der anhaltende Wunsch von Eltern und Jugendlichen, ein Studium einer Ausbildung vorzuziehen, wirkt sich negativ auf die duale Ausbildung aus.“ Diese Einstellung halte sich hartnäckig.

    Zudem gebe es ein weiteres Problem: Ausbildungsleiter berichten, dass Schulabgängern oft die nötigen Grundkenntnisse fehlen, um eine Lehre überhaupt zu bestehen. Christian Dierig, stellvertretender Präsident der Industrie- und Handelskammer Schwaben (IHK), sagt: „Wir sehen diese Entwicklung mit Sorge und müssen leider konstatieren, dass die Gruppe der nicht ausbildungsreifen Jugendlichen wächst.“ Wissenslücken stellen die Betriebe vor allem bei Mathematik und Rechtschreibung fest. „Diese Defizite müssen leider in der Ausbildung ausgeglichen werden – das finanzieren die Ausbildungsbetriebe teilweise selbst.“ Auch bei Andreas Schmid Logistik und bei Dobler gibt es entsprechende Nachhilfemaßnahmen.

    Über 10.000 Besucher auf der "Fit for Job"

    HWK-Geschäftsführer Wagner will nicht alleine die Schulen in die Verantwortung nehmen. „Oft beeinträchtigen familiäre Probleme Jugendliche beim Lernen, es fehlt gerade in der Pubertät an Interesse und Motivation, eine Reizüberflutung durch soziale Netzwerke, Internet und überzogenen Medienkonsum tut ein Übriges.“

    Das Interesse, sich über Ausbildungsplätze zu informieren, ist zumindest da. Wie die Veranstalter mitteilen, kamen am Samstag über 10000 Besucher zur der „Fit for Job“ auf dem Messegelände. Einer von ihnen ist Karar Al-Saidi aus Augsburg. Der 19-Jährige steht am Stand der Andreas Schmid Logistik. Er habe mit seinem Vater zusammen im Logistikbereich gearbeitet und interessiere sich daher für die Ausbildung, sagt er. Die Schule habe er abgeschlossen. Festlegen möchte sich der 19-Jährige aber nicht. Er fügt hinzu, dass er sich auch vorstellen könnte, auf die Fachoberschule zu gehen. „Nebenbei kann ich ja immer noch etwas anderes machen.“

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