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Augsburg: Randale und Müll in der Maxstraße: Stadt kündigt „schärfere Gangart“ an

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Randale und Müll in der Maxstraße: Stadt kündigt „schärfere Gangart“ an

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    Polizeieinsatz am Sonntagfrüh kurz vor 2 Uhr in der Augsburger Maximilianstraße: Eine Frau wird am Boden liegend festgehalten. Und wieder filmen Menschen mit Smartphones.
    Polizeieinsatz am Sonntagfrüh kurz vor 2 Uhr in der Augsburger Maximilianstraße: Eine Frau wird am Boden liegend festgehalten. Und wieder filmen Menschen mit Smartphones. Foto: Michael Hörmann

    Saray Munoz sagt, sie sei dankbar, dass die Polizei so schnell eingegriffen hat. Nur deshalb sei ihr nicht mehr passiert. Die 23-Jährige hielt sich Samstagnacht mit Freunden in der Maximilianstraße auf. Wie sie erzählt, wurde sie nach einem Wortwechsel mit einer Frau von dieser an den Haaren zu Boden gezogen und dann geschlagen. Die Polizei bestätigt den Vorfall. Es war nicht der einzige an diesem Abend. Einsatzkräfte mussten bei Gewaltausbrüchen einschreiten, wurden dabei beleidigt und mit Plastikbechern beworfen. Der Ordnungsreferent kündigt jetzt Konsequenzen an.

    In der Maxstraße in Augsburg gab es zuletzt häufig Ärger

    Die Maximilianstraße entwickelt sich zu einem Brennpunkt, auch wenn Polizei und Stadt das so nicht benennen möchten. Beide Seiten aber beobachten, dass sich das Nachtleben durch die coronabedingten Schließungen von Bars und Clubs nun in allen Facetten im öffentlichen Raum abspielt. Hauptanziehungspunkt ist vor allem der Herkulesbrunnen. Dort ist zu manchen Stunden so viel los, dass an Mindestabstand kaum zu denken ist. Wie Ordnungsreferent Frank Pintsch (CSU) sagt, würden die Hygienegebote in der Stadt zwar überwiegend gut eingehalten. Der Herkulesbrunnen in der Maximilianstraße stelle aber zu bestimmten Uhrzeiten und punktuell eine Ausnahme dar. „Dieser gilt es entschieden zu begegnen. Zugleich ist ein radikales Verbot für den ganzen Innenstadtbereich aber nicht die richtige Antwort“, betont Pintsch.

    Momentaufnahme am Sonntagfrüh um 2.10 Uhr: Dicht gedrängt stehen Partygänger am Herkulesbrunnen in Augsburg. Kurz zuvor war hier ein Polizeieinsatz.
    Momentaufnahme am Sonntagfrüh um 2.10 Uhr: Dicht gedrängt stehen Partygänger am Herkulesbrunnen in Augsburg. Kurz zuvor war hier ein Polizeieinsatz. Foto: Michael Hörmann

    Nach der bayerischen Infektionsschutzverordnung dürfen Gruppen bis zu zehn Personen mit Mindestabstand zusammen sein. 95 Prozent der Bürger hielten sich daran, ist Pintschs Eindruck. Umso mehr mache es ihn wütend, dass einige Unverantwortliche die Freiheiten aller gefährden. „Nun ist für den Herkulesbrunnen in Abstimmung mit den Gastronomen eine schärfere Gangart notwendig“, verkündet er.

    Stadt, Gastronomen und Polizei erarbeiten ein Konzept

    Zusammen mit Gastronomie, Polizei, Ordnungsdienst und Ordnungsbehörde erarbeite die Stadt ein Innenstadt-Konzept, das als oberstes Ziel die Entzerrung und Gewährung des Gesundheitsschutzes hat. „Bestandteile werden die Selbstregulation der Gastronomie, die feste Nutzung von Straßenräumen mit fester Gastronomie, Maßnahmen zur Entzerrung am Herkulesbrunnen, aber auch der Umgang mit den To-go-Verkäufen sein.“ Am Herkulesbrunnen sollen künftig Ansammlungen verhindert werden.

    Nicht nur Menschenansammlungen haben in der Öffentlichkeit zugenommen, sondern auch der Müll. Das liegt vor allem am Mitnahmegeschäft. Im Herkulesbrunnen schwimmen immer wieder Plastikbecher und leere Flaschen. Wie konkret sich das künftige Konzept auf den Straßenverkauf auswirken wird, ist noch unklar. Leo Dietz, CSU-Fraktionsvorsitzender, Kreisvorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbandes und selbst Club-Betreiber, spricht von einem „Super-Gau“ für die Gastronomen, würde der Außenverkauf untersagt. Für viele sei dieser Erwerb derzeit wichtig, um zu überleben.

    Corona-Regeln: Sind die Menschen derzeit aggressiver?

    Die Stadt setzt auf gemeinsame Lösungen mit den Gastronomen. Doch der Ordnungsreferent macht klar: „Weitere Schritte des Ordnungsrechts behält sich die Stadt ausdrücklich und kurzfristig vor.“ Neben Müll, Menschenansammlungen und dem teilweisen Ignorieren des Mindestabstands gibt es ein weiteres Problem: die Aggression. Durch die Schließung der Bars und Clubs, davon ist Leo Dietz überzeugt, fehle die soziale Kontrolle. „Erst jetzt sieht man, was die Nachtlokale in der Stadt bewirken.“ Das sieht auch Raul Munoz Moreno so. „Die Clubs, in denen sich sonst rund 2000 Menschen aufhalten, können nichts mehr auffangen. Vor Corona begannen die Stressstunden in der Maxstraße erst um drei Uhr morgens, jetzt geht es schon um ein Uhr los“, beobachtet der Wirt der Tapas-Bar La Bomba am nahe gelegenen Afrawald.

    Nach einer lauen Sommernacht treiben nicht selten die Hinterlassenschaften des Partyvolks im Herkulesbrunnen in der Maximilianstraße. Corona hat das Müllproblem in der Innenstadt noch verschlimmert.
    Nach einer lauen Sommernacht treiben nicht selten die Hinterlassenschaften des Partyvolks im Herkulesbrunnen in der Maximilianstraße. Corona hat das Müllproblem in der Innenstadt noch verschlimmert. Foto: privat

    Seine Tochter ist Saray Munoz, die von der Attacke am Samstag Verletzungen davongetragen hat. Sie hat sich beim Arzt ein Attest geholt. Die 23-Jährige hat gegen die gleichaltrige Frau, von der sie nach eigenen Angaben und laut Polizei angegriffen wurde, Anzeige erstattet. Es war kurz vor zwei Uhr, als sich Saray Munoz mit Freunden in der Maxstraße vor einem Friseursalon aufhielt. Die 23-jährige Kontrahentin habe zwei Mal eine brennende Zigarette in eine geöffnete Eingangstür geworden. Als Munoz ihr das zweite Mal sagte, dies zu unterlassen, sei sie attackiert worden. Die Polizei nahm die Frau, die im Einsatzfahrzeug Widerstand geleistet haben soll, in Arrest. Die Beschuldigte wiederum sieht die Sache anders – und sich als das Opfer.

    Maxstraße: Die Stadt Augsburg denkt über strengere Regeln nach

    Dass die Stimmung in der Maxstraße allgemein aggressiver werde, lasse sich pauschal nicht sagen, heißt es vonseiten der Polizei. Ein Sprecher sagt: „Wie auch am vergangenen Wochenende handelt es sich in erster Linie um Einzelpersonen, die in aggressiver und provokativer Weise auffallen.“ Vorfälle wie diese, neulich am Café Corso oder auch in Stuttgart hätten Einfluss auf die polizeilichen Konzepte. „Im Zusammenhang mit der Maxstraße haben wir schon immer stark auf Kommunikation und Präsenz gesetzt. Dies behalten wir bei und intensivieren dies lageangepasst.“ Was die Stadt aus Sicht der Polizei anpacken müsste? „Mehrere Maßnahmen sind denkbar, wie etwa eine Beschränkung der Ausschankzeiten“, lautet die Antwort. Man stehe im ständigen Austausch.

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Ärger in der Maxstraße: Appelle an die Vernunft reichen nicht

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