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Qualität: Die Tester aus Augsburg

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Die Tester aus Augsburg

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    Futuristisch sieht der 18 Meter lange und neun Meter breite Raum aus, in dem die elektromagnetische Strahlung von Geräten untersucht wird. Die Wände des Testraums sind mit Schaumstoff-Kegeln verkleidet, die mit Grafit überzogen sind. So wird verhindert, dass die Strahlung von den Wänden reflektiert wird.
    Futuristisch sieht der 18 Meter lange und neun Meter breite Raum aus, in dem die elektromagnetische Strahlung von Geräten untersucht wird. Die Wände des Testraums sind mit Schaumstoff-Kegeln verkleidet, die mit Grafit überzogen sind. So wird verhindert, dass die Strahlung von den Wänden reflektiert wird. Foto: Fotos: Fujitsu

    Oft sind es nur kleinen Pannen – allerdings mit schlimmen Folgen für die Unternehmen. Die Deutsche Bahn kann ein Lied davon singen. Als in ihren ICE-Zügen im vergangenen Sommer die Klimaanlagen ausfielen, war der Ärger der Kunden groß. Und der Imageschaden für den Konzern noch viel größer.

    Solche Vorfälle haben etliche Unternehmen inzwischen wachgerüttelt, sagt Stefan Klein. „Man setzt wieder mehr auf Sicherheit.“ Klein ist Elektrotechniker und technischer Leiter der Umwelterprobung im Testzentrum von Fujitsu. In den Testlabors im Augsburger Süden werden längst nicht nur Monitore oder Laptops des Computerherstellers auf Herz und Nieren geprüft.

    Von Osram bis Computer Bild

    Das Testzentrum ist seit 1995 auch Dienstleister für viele andere Firmen: Siemens lässt Zahnarztstühle oder Röntgenanlagen prüfen, Kuka schickt Robotermotoren zum Test und Osram seine Lampen. Einige Unternehmen wollen wissen, ob ihre Produkte in den Verpackungen wirklich sicher sind. Und für die Zeitschrift Computer Bild untersuchen die Fujitsu-Techniker in verschiedenen Testreihen, wie viel PC-Equipment unterschiedlicher Hersteller ein PC tatsächlich aushält.

    Das externe Geschäft wächst stetig. „Unsere Kunden werden auf diesem Gebiet empfindlicher“, sagt Klein. „Für viele wird die Qualität ein immer wichtigeres Verkaufsargument.“ Weil viele Firmen eigene Labors wegrationalisiert haben, ihre Tests umgestellt oder die Investition in teure Laborapparaturen scheuten,nutzemandie Expertise der Fu- jitsu-Ingenieure. Einen siebenstelligen Millionenbetrag setzt das Unternehmen bereits heute als Test-Dienstleister um, in zwei Jahren soll der Betrag verdoppelt werden, so die Zielvorgabe. Das Personal in den Labors wurde zuletzt kräftig aufgestockt. 32 Angestellte sind hier tätig. Weitere sollen hinzukommen.

    Ihr Reich, das auf zwei große Hallen verteilt ist, gleicht auf den ersten Blick einem riesigen Spielzimmer für Technikbegeisterte. Überall Kabel, Schaltungen und Stecker. Dazwischen riesige Apparaturen, die Geräte schütteln, erhitzen oder fallen lassen können. Davor sitzen die Experten an ihren Rechnern. Sie verfolgen genau, was passiert. Wer hier arbeitet, muss aber auch kreativ sein. Denn neben den Standardtests kommen immer wieder neue Produkte, für die man sich geeignete Untersuchungen überlegen muss. „Wir hatten schon die wildesten Sachen“, erzählt Klein. Zum Beispiel eine Kickboxmaschine, die die Fachzeitschrift zur Untersuchung einschickte.

    Bis zu 2500 Tests werden jährlich durchgeführt

    Bis zu 2500 Tests werden jährlich durchgeführt. Mal wird eine Schaltung stundenlang geschüttelt, um zu prüfen, ob die Platine hält. Mal werden auf dem Prelltisch Stöße erzeugt, wie sie bei einem Transport auftreten. In der Klimakammer schmoren bei hohen Temperaturen Monitore und andere Geräte, in einem speziellen UV-Prüfraum werden Kunststoffe Sonnenlicht ausgesetzt. Die Ingenieure dürfen Handy-Displays verkratzen, stundenlang Joysticks betätigen und manchmal auch einfach nur draufhauen. Mal geht es um die Sicherheit von Produkten, mal um deren Energieeffizienz. Der günstigste Test – ein Standardtest für Verpackungen – kostet 400 Euro, die teuersten Zertifizierungen bis zu 60000 Euro. Die Techniker begleiten die Firmen dabei von der Entwicklung des Produkts bis zum Zertifikat.

    Der größte Teil der Tests befasst sich aber mit der elektromagnetischen Verträglichkeit von Geräten. Dazu gibt es einen eigens eingerichteten Raum, einen der größten dieser Art in ganz Bayern. Eine Antenne misst im Abstand von zehn Metern die Strahlung, die ein Gerät absondert. Dabei soll überprüft werden, ob sich elektrische Geräte gegenseitig beeinflussen.

    All die Tests, das betont Klein immer wieder, können die Wahrscheinlichkeit eines Defekts aber nur minimieren. „Eine 100-prozentige Sicherheit wird es nie geben“, sagt er.

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