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Prozess in Augsburg: Juweliere kaufen falsche Diamanten - 20-Jähriger vor Gericht

Prozess in Augsburg

Juweliere kaufen falsche Diamanten - 20-Jähriger vor Gericht

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    Echte und falsche, künstlich hergestellte Diamanten sind auch für den Fachmann nur schwer zu unterscheiden.
    Echte und falsche, künstlich hergestellte Diamanten sind auch für den Fachmann nur schwer zu unterscheiden. Foto: Andrea Warnecke (dpa)

    Funkelnde Edelsteine und teure Luxusuhren gelten gerade in Krisenzeiten als sichere Anlage. Das große Geld freilich lässt sich, falls man das Risiko eingeht, als Betrüger erwischt zu werden, noch schneller mit Imitationen verdienen. Mehr Schein als Sein war deshalb auch die Devise für einen 20-jährigen Uhrenhändler, der mit falschen Diamanten und nachgemachten edlen Uhren der Marken Breitling, Omega, Audemars und Panerai etliche Juweliere und Pfandhäuser in ganz Deutschland linkte. Ein Jugendschöffengericht unter Vorsitz von Ortrun Jelinek verurteilte ihn gestern zu zwei Jahren und zwei Monaten Jugendknast.

    Echte und falsche, künstlich hergestellte Diamanten sind auch für den Fachmann nur schwer zu unterscheiden. Sogenannte Moissaniten, nach ihrem Entdeckter Dr. Henri Moissan benannt, haben ganz ähnliche Fähigkeiten. Der Diamant hat zum Beispiel mit zehn den höchsten Härtewert, der Moissanit, chemisch ein Siliciumcarbid, hat Härte 9,25. Der Angeklagte lernte 2013 als Händler auf Uhren- und Schmuckmessen einen Türken kennen, der ihm die synthetisch hergestellten Edelsteinimitate anbot. Die offenbar aus der belgischen

    Juweliere in Augsburg und München ließen sich täuschen – freilich auch angesichts eines erhofften „guten Geschäfts“. Sie zahlten für insgesamt sieben Steine, die echt 50000 Euro wert gewesen wären, rund 15000 Euro. Tatsächlich hatten die Imitationen nur einen Wert von 500 Euro.

    Der junge Mann kam in U-Haft - und machte danach einfach weiter

    Nach der Anzeige des geprellten Augsburger Juweliers konnte der Angeklagte ermittelt werden. Und kam in U-Haft. Drei Wochen später, wieder auf freiem Fuß, machte der 20-Jährige fröhlich weiter. Diesmal mit in China nachgemachten edlen Uhren, die er in Hamburg zum Preis von einigen hundert Euro gekauft hatte. In Pfandhäusern in der ganzen Republik versetzte er die Zeitmesser für bis zu 2750 Euro pro Stück. „Ich dachte, mir kommt da keiner drauf. Ich wollte schnelles Geld machen“, sagte der von Anwalt Walter Rubach verteidigte junge Mann im Prozess. Die Fälschungen seien nicht schlecht, allerdings am Uhrwerk zu erkennen gewesen. Seine Identität verschleierte der Uhrenhändler mit gefälschten italienischen Ausweisen. Die Kripo konnte bei ihm noch 18000 Euro Bargeld und etliche Falsifikate sicherstellen.

    Weil bei den Verkäufen auch mehrere andere Mittäter beteiligt waren, hatte ihm Oberstaatsanwalt Christian Engelsberger bandenmäßígen Betrug vorgeworfen. Der Angeklagte sei wie ein Profi vorgegangen und habe selbst professionelle Juweliere getäuscht. Verteidiger Walter Rubach sprach von einem „großmannssüchtigen jungen Mann“, der aber keinesfalls Kopf einer Bande gewesen sei. Dieser Einschätzung folgte auch das Gericht, sodass es im Urteil bei einer etwas milderen als der vom Ankläger geforderten Strafe blieb.

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