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Prostituiertenmord: Im Mordfall Angelika B. sind die Ermittlungen weit fortgeschritten

Prostituiertenmord

Im Mordfall Angelika B. sind die Ermittlungen weit fortgeschritten

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    An dieser Stelle in Gessertshausen wurde die Leiche von Angelika B. 1993 gefunden.
    An dieser Stelle in Gessertshausen wurde die Leiche von Angelika B. 1993 gefunden. Foto: Marcus Merk

    Es gibt Fotos von Angelika B. als junge Erwachsene. Auf einem ist sie mit zwei ihrer drei Kinder im Arm abgelichtet, umringt von ihrem damaligen Ehemann, Bekannten, einem Pfarrer. Es war die Taufe ihrer Zwillinge. Ein weiteres Bild zeigt sie bei einem Ausflug ins Grüne; man sieht glücklich wirkende junge Menschen, die an einem sonnigen Tag auf einer Rasenfläche sitzen.

    Aktuelle Fotos von Angelika B. gibt es indes nicht, kann es nicht geben. Vor fast 25 Jahren wurde die 36-Jährige umgebracht. Damals, im September 1993, arbeitete Angelika B. als Prostituierte auf dem Augsburger Straßenstrich. In der Nacht auf dem 25. September wurde sie getötet. Einen Tag später fand ein Spaziergänger ihre Leiche, die in einem Graben an einer Unterführung in Gessertshausen lag. Jemand hatte unter anderem mit erheblicher Wucht auf die 36-Jährige eingeschlagen, berichtete die Polizei später. Jahrzehnte lang blieb ungeklärt, wer sie ermordet hatte.

    Seit einigen Monaten nun gibt es einen Verdächtigen. Wie berichtet, hat die Polizei Ende des vergangenen Jahres einen 49-jährigen Augsburger festgenommen, Stefan E., der zuletzt in einer kleinen Wohnung in der Jakobervorstadt lebte. Seit November sitzt er in Untersuchungshaft, Ende dieses Monats steht ein Haftprüfungstermin an. Dann entscheidet das Oberlandesgericht, ob der Beschuldigte weiter in Haft bleibt.

    Hat der Verdächtige vor wenigen Jahren eine Frau vergewaltigt?

    Die Leiche der 1981 entführten Ursula Herrmann wurde bei Schondorf (Kr. Landsberg) gefunden. Sie war in einer Kiste erstickt. 2008 wurde Werner M. zu lebenslanger Haft verurteilt.
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    Ob Polizistenmord, Ursula Herrmann oder der Fünffach-Mord im Bärenkeller: Die Region hat schon einige schreckliche Verbrechen gesehen. Eine Auswahl.

    Nach Informationen unserer Redaktion sind die Ermittlungen der Kriminalpolizei gegen den Mann in der Endphase. Sie seien weit fortgeschritten, sagt Oberstaatsanwaltschaft Matthias Nickolai. Abgeschlossen sind sie noch nicht. Nachdem die Ermittlungen zunächst ausschließlich wegen des dringenden Verdachtes des Mordes liefen, wurde der Haftbefehl im Dezember erweitert: Stefan E. steht seither auch unter Verdacht, vor wenigen Jahren eine Frau vergewaltigt zu haben. Zu dem Vergewaltigungsverdacht hat der Beschuldigte bislang offenbar geschwiegen. Den Mordvorwurf bestreitet er vehement, wie sein Anwalt Klaus Rödl im vergangenen Jahr sagte. Aktuell will sich der Verteidiger nicht weiter zu dem Fall äußern.

    Wie berichtet, stützen die Ermittlern den Mordverdacht offenbar auf mehrere DNA-Spuren, die an der Leiche der Prostituierten gesichert wurden. Das Erbgut des Verdächtigen hatte die Polizei schon länger gespeichert, weil er in der Vergangenheit durch Drogendelikte aufgefallen war und kürzere Haftstrafen absitzen musste. Weil die Methoden der DNA-Analyse in den vergangenen Jahren immer besser geworden sind, ist es nun offenbar gelungen, die Spuren von der Leiche dem Verdächtigen zuzuordnen.

    Zur Tatzeit, 1993, soll Stefan E. regelmäßig zu Prostituierten gegangen sein, die, wie Angelika B., nahe der Ackermann-Brücke standen und auf Freier warteten. Sollte er wegen Mordes angeklagt werden, dürfte es auf einen Indizienprozess hinauslaufen. An dem würden in dem Fall auch mehrere Angehörige von Angelika B. teilnehmen, sei es im Zuschauerbereich, sei es als Nebenklagevertreter. Tochter Susanne K.*, eine der beiden Zwillinge auf dem Tauffoto, will als Nebenklägerin auftreten. Sie ist größtenteils bei Adoptiveltern aufgewachsen. Erinnerungen an ihre frühe Kindheit hat sie nicht. Durch den Mord, sagt sie, habe sie nie die Möglichkeit gehabt, ihre Mutter später noch einmal zu treffen.

    * Name geändert

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