Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Predigten: Zwei Geschenke für den Abschied

Predigten

Zwei Geschenke für den Abschied

    • |

    Der Karfreitag ist einer der wichtigsten Feiertage im christlichen Jahreslauf. Gedacht wird an diesem Tag der Kreuzigung Jesu. In der katholischen und der evangelischen Kirche stand dieses Geschehen in vielen Predigten im Mittelpunkt.

    In Anbetracht der kritischen Lage in der Ost-Ukraine betonte der evangelische Regionalbischof Michael Grabow in ev. St. Ulrich, „dass wir vor dem gekreuzigten Sohn Gottes noch immer mit Fragen und Zweifeln stehen“. Wir begriffen nicht, warum Gottes Sohn so leiden musste, warum es Leid in der Welt gibt. Wie die Machthaber in Russland und der Ukraine und auch anderswo in der Welt hätten vor 2000 Jahre die Hohepriester auf ihrem Recht beharrt, einen Gotteslästerer verurteilen zu können.

    Jesus Christus sei, so Grabow „ein Opfer von Folter und Justizmord“ gewesen. Mit großem Ernst rief er den Gläubigen den „leidenden Gottesknecht“ ins Gedächtnis und forderte ihren Mut heraus, nicht wegzusehen, wo Unrecht geschehe. Was Jesus mit seinem Sterben erreichen wollte, war „nichts weniger als ein neues Verhältnis zwischen Gott und den Menschen“. Das Bild des Gekreuzigten erinnere auch an die eigene Trägheit, Gleichgültigkeit und Lieblosigkeit. Deshalb gelte bis heute die Aufforderung, fremdes Leid wahrzunehmen, sich dagegen zu wehren und denen in den Arm zu fallen, die andere quälen. „Deshalb dürfen wir nicht wegschauen vom Kreuz – so schrecklich es uns erscheinen mag.“

    Weihbischof Anton Losinger stellte während der Karfreitagsliturgie im Dom den Umgang des Menschen und der Gesellschaft mit Leben und Tod in den Mittelpunkt. Die Entscheidung der belgischen Abgeordnetenkammer, Sterbehilfe für Minderjährige zuzulassen, sei „ein ungeheurer Einbruch in die Kultur des Lebens mitten auf europäischem Boden“. Im Alphabet des Evangeliums sei das Kreuz Jesu die Liebe, die den Tod aufhalte. „Es ist diese ungeheure und unbegreifliche Entäußerung Gottes, die Hingabe des Sohnes, die maßlos liebevolle Zuwendung an die Menschheit, die den Tod abwendet.“

    Mit Blick auf die Entscheidung in Belgien sagte Losinger: „Auch unser Leben muss gerade in unserer Zeit und in unserem Lebensumfeld einer solchen Kultur des Todes Einhalt gebieten.“ Es gehe um eine Kultur des Lebens in unserer Gesellschaft, die sich Lebensrecht und Unantastbarkeit der Würde des Menschen ins Grundgesetz gesetzt habe.

    In der Sterbehilfedebatte gewinne die Verantwortung für eine Kultur des Lebens eine neue Dimension. „Unser Einsatz muss darin bestehen, nicht Hilfe zum Suizid, sondern Hilfe zum Leben bereitzustellen.“ Alle Möglichkeiten der Palliativmedizin und der Hospizbewegung sollten deutlicher bekannt gemacht werden. Zwei Geschenke seien in der letzten Stunde jedem Menschen zu wünschen: die liebevolle Begleitung von Menschen, die einem die Hand reichen und „der ewige Trost, der im Kreuz liegt“. (sysch/nip)

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden