Die wohl schwierigste Situation als Chefin der Augsburger SPD hatte Ulrike Bahr im vergangenen November zu meistern: Nach und nach wurde bekannt, dass gegen den Augsburger Landtagsabgeordneten Linus Förster wegen sexuellen Missbrauchs ermittelt wird. Bahr machte von Anfang an deutlich, dass die Partei Transparenz von Förster fordert und ging offensiv an das Thema heran. Förster legte sein Mandat nieder. Zumindest direkt entstand der Augsburger SPD aus der Angelegenheit kein größerer Schaden.
Bahr beerbte Förster inzwischen als Schwaben-Vorsitzende der SPD. Damit steht sie auf dem bisherigen Höhepunkt ihrer politischen Karriere. Seit 2010 ist die Hauptschullehrerin Augsburger SPD-Chefin, seit 2013 sitzt sie im Bundestag. In der Vergangenheit hatte sie teils Gegenwind in der eigenen Partei, wegen eines leichten Schlaganfalls vor sechseinhalb Jahren fiel sie vorübergehend aus. Inzwischen sitzt Bahr parteiintern relativ gefestigt im Sattel. Dass sie es wieder in den Bundestag schafft, gilt angesichts des guten Listenplatzes als relativ sicher.
Die größte Herausforderung sieht sie darin, die Polarisierung und das Auseinanderdriften der Gesellschaft zu überwinden – in Deutschland wie in Europa. Es gehe darum, soziale Gerechtigkeit und gleiche Lebens-Chancen herzustellen. „Da ist gerade das reiche Deutschland gefordert. Uns wird es nur gut gehen, wenn es allen anderen auch gut geht.“
Für Augsburg bedeute dies, das Thema Wohnen in den Mittelpunkt zu stellen. „Wir brauchen bezahlbaren Wohnraum für alle und ein hervorragendes Bildungssystem, von der Kinderkrippe bis zur beruflichen Ausbildung und zum Studium. Nur dann werden wir die Integration und gleiche Chancen für alle Bürger schaffen.“
In dieser Woche stellen wir die derzeitigen Augsburger Bundestagsabgeordneten vor.