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Porträt: Ermittlungen nach Ärger mit Prostituierter: Wer ist Linus Förster?

Porträt

Ermittlungen nach Ärger mit Prostituierter: Wer ist Linus Förster?

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    Gegen den Augsburger SPD-Abgeordneten Linus Förster ermittelt der Staatsanwalt.
    Gegen den Augsburger SPD-Abgeordneten Linus Förster ermittelt der Staatsanwalt. Foto: Marcus Merk (Archiv)

    Es war die Strafanzeige einer Prostituierten, welche die Ermittlungen gegen den Augsburger SPD-Landtagsabgeordneten Linus Förster ins Rollen gebracht hat. Nach Informationen unserer Redaktion war die Polizei aber nicht sofort nach der Anzeige auf der Spur des Politikers. Denn die Prostituierte wusste offensichtlich nicht, um wen sich bei dem Mann handelte, der sie in einem Privatstudio in Augsburg besucht haben soll. Die Frau hat bei der lesen Sie hier, was wir bislang wissen).

    Dass die Polizei anfangs noch keine konkreten Hinweise auf die Identität des Beschuldigten hatte, würde auch erklären, weshalb es einige Zeit dauerte, ehe es nun zur Durchsuchung in Büro- und Privaträumen von Linus Förster in Augsburg und München kam. Der Vorfall, um den es in der Anzeige geht, soll sich bereits im September abgespielt haben. Die Staatsanwaltschaft gibt an, dass sie Anfang November konkrete Ermittlungen gegen den Landtagsabgeordneten aufgenommen hat – wegen des Verdachts der heimlichen Aufnahmen und der Körperverletzung. Zunächst hatte die Behörde die Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU) informiert. Nachdem innerhalb von 48 Stunden kein Einspruch kam, konnte die Untersuchung förmlich beginnen.

    Linus Förster ist umtriebig und aktiv

    Wer ist dieser Linus Förster, der jetzt in die Schlagzeilen geraten ist? Ein Satz auf seiner eigenen Internetseite gibt Einblick, wie sich der Landtagsabgeordnete selbst sieht. „Persönlichkeit ist, was übrig bleibt, wenn man Ämter, Orden und Titel einer Person abzieht.“ Der Bezug ist gegeben. Den Doktortitel trägt der Landtagsabgeordnete. Die Promotion zum Dr. phil. erfolgte zum Thema „Systemtransformation am Beispiel der ehemaligen Sowjetrepublik Belarus“. Auf Orden legt der Mann mit dem Doktortitel nach allem, was man weiß, aber keinen großen Wert.

    Die Suche nach der eigenen Persönlichkeit habe Förster stets begleitet, sagen politische Freunde. Es mag eine Rand-Episode sein: Heinrich Linus ist sein Geburtsname, den „Heinrich“ hat er abgelegt, für viele ist er „der Linus“. Umtriebig und aktiv ist Förster. Der Berufspolitiker suchte Betätigungsfelder abseits der Politik. Diesen Ausgleich fand der dynamisch wirkende 51-Jährige in der Kunst. Musik und Theater sind seine Welt, in der er sich gerne austobt. In der Musik spielte Förster auf der Bühne oft die Hauptrolle, die ihm im politischen Leben bislang weniger gelungen ist.

    "Was macht Förster eigentlich?"

    Denn politisch läuft es weniger gut. In der Region Augsburg und speziell bei einigen Parteifreunden wird registriert, dass er seit vielen Jahren im Landtag sitzt. Nachhaltige Wirkung habe er jedoch nicht hinterlassen. „Was macht Förster eigentlich?“ lautet eine Frage, die ihm in der Vergangenheit aus den eigenen Reihen vorgehalten wurde. Die Antwort lautet: Förster ist stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Bundes- und Europaangelegenheiten sowie regionale Beziehungen, Vorsitzender des Arbeitskreises für Bundes- und Europaangelegenheiten der SPD-Fraktion und jugendpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. Diese Ämter lässt Förster gegenwärtig ruhen.

    Die Bezeichnung „Berufsjugendlicher“, wie sie mitunter fällt, ist nicht zutreffend. Aber dass Förster, der nicht verheiratet ist, sich betont jugendlich gibt, ist niemandem verborgen geblieben. Bereits in jungen Jahren war er politisch aktiv, so als Vorsitzender des Stadtjugendrings. Der 51-Jährige sitzt seit 2003 im Landtag. Vor dem Einzug ins Maximilianeum war Förster von 1992 bis 1998 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Politikwissenschaft an der Uni Augsburg. Von Mai 2002 bis November 2003 leitete er dort das Bukowina-Institut. Darüber hinaus war Förster Beauftragter der belarussischen Kooperativen „Krasnaja Swjezda“ („Roter Stern“) in Minsk und Repräsentant der belarussischen Aktiengesellschaft „Orientir“.

    Bei Razzia mehrere Datenträger sichergestellt

    Wie die Ermittler genau auf die Spur des Landtagsabgeordneten kamen, ist nicht bekannt. Auf der Speicherkarte, welche die Prostituierte bei den Ermittlern abgab, als sie Anzeige erstattete, sollen weitere Dateien sein, die womöglich ähnliche Aufnahmen zeigen. Bei der Razzia am Dienstag wurden mehrere Datenträger sichergestellt. Diese werten die Ermittler nun aus.

    Sollten sie bei ihren Überprüfungen noch auf weitere Dateien dieser Art stoßen, würde das aber nicht zwangsläufig bedeuten, dass Förster in jedem Fall auch weiterer Ärger droht. Eine „Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch Bildaufnahmen“, wie der Vorwurf im Gesetz heißt, wird in der Regel nur dann verfolgt, wenn der Betroffene einen Strafantrag stellt. Es sei denn, die Umstände sind so, dass ein „besonderes öffentliches Interesse“ an der Strafverfolgung besteht.

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