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Polizistenmord: Raimund M.: Zeugen schildern Bild eines schwerkranken Mannes

Polizistenmord

Raimund M.: Zeugen schildern Bild eines schwerkranken Mannes

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    Wie stark schränkt Raimund M. seine Parkinson-Erkrankung ein? Dazu sagten im Polizistenmord Bekannte des 60-Jährigen aus.
    Wie stark schränkt Raimund M. seine Parkinson-Erkrankung ein? Dazu sagten im Polizistenmord Bekannte des 60-Jährigen aus. Foto: Peter Kneffel, dpa

    Im Prozess um den Mord am Augsburger Polizisten Mathias Vieth haben am Donnerstag Zeugen zum Gesundheitszustand des Mitangeklagten Raimund M. ausgesagt. Nachbarn aus Friedberg und Mitglieder des Tennisvereins, dessen Platzwart M. war, gaben an, dass sich der Zustand des 60-Jährigen seit 2010 deutlich verschlechtert habe.

    Raimund M. habe anfangs zwar noch Tennisdoppel spielen können, sei dabei aber öfter gestolpert. Auch seine Hand habe zuletzt stark zu zittern begonnen, berichteten die Zeugen. Bei alltäglichen Arbeiten habe er sichtlich Schwierigkeiten gehabt.

    Verteidiger: Raimund M. ist stark eingeschränkt

    Der Mord am Augsburger Polizisten Mathias Vieth

    Der Augsburger Polizeibeamte Mathias Vieth wird am frühen Morgen des 28. Oktober 2011 im Augsburger Siebentischwald von unbekannten Tätern erschossen.

    Der Streifenbeamte und seine Kollegin wollen an diesem Freitagmorgen gegen drei Uhr auf einem Parkplatz am Augsburger Kuhsee ein Motorrad mit zwei Männern kontrollieren.

    Die beiden Verdächtigen flüchten sofort in den nahen Siebentischwald, die Beamten nehmen mit ihrem Streifenwagen die Verfolgung auf.

    Im Wald stürzen die Motorradfahrer. Dann kommt es zu einem Schusswechsel zwischen Beamten und Tätern. Der 41-jährige Polizeibeamte wird trotz Schutzweste tödlich am Hals getroffen, seine Kollegin durch einen Schuss an der Hüfte verletzt.

    Die Täter flüchten. Eine anschließende Großfahndung, an der sich mehrere hundert Polizeibeamte beteiligen, bleibt ohne Erfolg.

    Die Augsburger Polizei richtet noch am gleichen Tag eine Sonderkommission ein. Der Soko "Spickel", benannt nach dem Augsburger Stadtteil, in dem die Tat geschah, gehören zunächst 40 Beamte an.

    Zwei Tage nach dem Polizistenmord geben die Ermittler bekannt, dass das Motorrad der beiden Täter in der Nacht vom 10. auf den 11. Oktober 2011 im Stadtgebiet von Ingolstadt gestohlen worden war. Dabei wurde die rund 15 Jahre alte Honda kurzgeschlossen.

    Drei Tage nach dem tödlichen Schusswechsel rückt die Polizei erneut mit einem Großaufgebot im Augsburger Spickel an. Taucher von Polizei und Feuerwehr suchen in den Kanustrecken des Eiskanals nach Gegenständen.

    Am 3. November wird Mathias Vieth bestattet. Am gleichen Tag stockt die Polizei die Soko "Spickel" auf 50 Beamte auf. Zugleich wird die Belohnung, die zur Aufklärung des Polizistenmordes ausgesetzt ist, auf 10.000 Euro erhöht.

    Ein Abgleich von DNA-Spuren, die am Tatort gesichert werden konnten, mit der bundesweiten DNA-Datenbank ergibt laut Polizei keinen Treffer.

    Am 7. November findet im Augsburger Dom die offizielle Trauerfeier für Mathias Vieth statt. Auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann nimmt an ihr teilt.

    Zehn Tage nach dem Augsburger Polizistenmord greift die Sendung "Aktenzeichen XY" den Fall auf. Zwar gehen daraufhin mehrere Hinweise ein, eine heiße Spur ist aber nicht darunter.

    Dezember 2011: Die Belohnung für Hinweise, die zur Ergreifung der Täter führen, wird auf insgesamt 100.000 Euro erhöht.

    Am 29. Dezember 2011 nimmt die Polizei in Augsburg und Friedberg zwei Verdächtige fest. Es handelt sich um die Brüder Rudi R. (56) und Raimund M. (58). Schnell wird bekannt: Der Jüngere hat bereits 1975 einen Augsburger Polizisten erschossen.

    Nach der Festnahme entdecken die Fahnder etliche Waffen und auch Sprengstoff. Belastet wird einer der Verdächtigen durch DNA-Spuren, die am Tatort gefunden wurden.

    Auf die Spur der beiden Männer kamen die Ermittler über ein Fahrzeug. Der Wagen war in Tatortnähe beobachtet worden. Im Zuge der Ermittlungen stellte sich heraus, dass die beiden Brüder des Öfteren mit diesem Wagen unterwegs waren.

    Mitte Januar ergeht auch Haftbefehl gegen die Tochter von Raimund M.. Bei ihr wurden Anfang Januar drei Schnellfeuergewehre und acht Handgranaten gefunden, die ihr Vater und dessen Bruder Rudi R. versteckt haben sollen.

    Im Juli 2012 wird die Tochter von Raimund M. verurteilt. Das Gericht spricht sie wegen Verstößen gegen das Waffen- und Kriegswaffengesetz, wegen Geldwäsche, Hehlerei und Diebstahl schuldig.

    August 2012 Die Augsburger Staatsanwaltschaft erhebt Anklage gegen die Brüder Raimund M., 60, und Rudi R., 58, wegen Mordes am Polizisten Mathias Vieth. Außerdem listet die Anklage fünf Raubüberfälle auf.

    Es zeichnet sich ein Mammutprozess ab. Das Landgericht Augsburg setzt mehr als 49 Verhandlungstage an.

    21. Februar 2013: Der Mordprozess gegen die Brüder beginnt unter großen Sicherheitsvorkehrungen - und mit einem Eklat. Rudi R. beschimpft den Staatsanwalt als "Drecksack".

    August 2013: Das Gericht hat den Mordkomplex abgearbeitet und beginnt mit der Beweisaufnahme zu den Raubüberfällen. Viele Beobachter rechnen mit einem Mordurteil.

    September 2013: Ein Gutachter stellt fest, dass sich M.s Gesundheitszustand nach 15-monatiger Isolationshaft so verschlechtert hat, dass er verhandlungsunfähig ist.

    November 2013: Das Gericht setzt den Prozess gegen M. aus. Er bleibt vorerst in Haft. Gegen seinen Bruder Rudi R. wird normal weiterverhandelt.

    Februar 2014: Rudi R. wird zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe verurteilt. Das Gericht sieht bei ihm eine besondere Schwere der Schuld und ordnet die anschließende Sicherungsverwahrung an.

    September 2014: Der neue Prozess gegen Raimund M. beginnt.

    Februar 2015: Der Bundesgerichtshof bestätigt das Augsburger Urteil gegen Rudolf R.

    Am 28. Oktober 2011 wurde der Augsburger Polizist Mathias Vieth nach einer Verfolgungsjagd von zwei Tätern im Siebentischwald niedergeschossen, er war sofort tot. Die Kollegin des 41 Jahre alten Streifenbeamten wurde angeschossen, die Täter konnten entkommen. Im Prozess ist Raimund M. und sein jüngerer Bruder Rudi R. angeklagt.

    Allerding: Raimund M. leidet nachweislich an Parkinson. Für die Verteidigung des Angeklagten ist das ein wichtiger Ansatzpunkt: Sie argumentieren, dass der 60-Jährige viel zu krank sei, um eine halsbrecherischen Motorrad-Verfolgungsjagd über den Hochablass und durch den Siebentischwald wie in der Tatnacht zu meistern.

    "Man hat ein Bild davon gewonnen, dass unser Mandant stark eingeschränkt ist", sagte M.s-Anwalt Werner Ruisinger am Donnerstag. So stark, dass er keine Flucht habe begehen können.Allerdings existieren auch andere Meldungen. Dem Vernehmen nach soll Raimund M. in seiner Zelle in der JVA Landshut regelmäßig Kraftübungen machen.

    An einem der kommenden Verhandlungstage wird sich nun ein Gutachter dazu äußern, wie stark die Parkinson-Krankheit Raimund M. körperlich beeinträchtig. skro, drs

    Polizist Mathias Vieth wurde bei einem Einsatz erschossen. Seine mutmaßlichen Mörder stehen derzeit vor Gericht. 200 Zeugen werden im Augsburger  Polizistenmord-Prozess gehört.
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    Der Prozess um den Mord am Polizisten Mathias Vieth ist eines der größten Verfahren am Landgericht Augsburg gewesen. Die Bildergalerie zeigt seine Protagonisten.
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