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Pandemie: Augsburger warten auf Corona-Tests und Operationen

Pandemie

Augsburger warten auf Corona-Tests und Operationen

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    Dieser Mitarbeiter eines mobilen Teams nimmt einen Corona-Abstrich an einem Kind vor, das im Auto zum Corona-Test gefahren wird. Vielen Bürgern dauert es zu lange, bis sie untersucht werden.
    Dieser Mitarbeiter eines mobilen Teams nimmt einen Corona-Abstrich an einem Kind vor, das im Auto zum Corona-Test gefahren wird. Vielen Bürgern dauert es zu lange, bis sie untersucht werden. Foto: Bernhard Weizenegger

    Sechs Tage musste ein Augsburger Vater warten, bis seine Familie auf Corona getestet wurde. Seine Kinder gehen ins Hessing-Kinderhaus, das vergangene Woche geschlossen worden war – eine Erzieherin hatte sich mit dem neuartigen Virus infiziert. Andere Eltern von Kindern aus der Einrichtung warten noch immer darauf, dass ein Arzt eine Probe nimmt. „Es ist eine Hängepartie und wir fühlen uns alle sehr schlecht von der Stadt informiert“, klagt der Vater. Zumal es ja auch dauere, bis die Testergebnisse da sind.

    Uniklinik Augsburg: Klagen über lange Wartezeiten

    Immer häufiger erreichen unsere Redaktion Nachrichten von Bürgern, die über die gesundheitliche Beratung klagen. „Unter der Corona Hotline für Augsburg geht niemand ans Telefon oder es bricht nach drei Freizeichen die Leitung ab. Beim ärztlichen Bereitschaftsdienst unter der 116117 sind alle Leitungen belegt“, beschwert sich ein Ehepaar. Es hatte die Hotline angerufen, weil Freunde positiv auf Corona getestet worden waren. Das Paar war nach eigener Aussage in engem Austausch mit den Patienten und zeigte Symptome. Als die Eltern eines kleinen Kindes nach 40 Minuten endlich beim ärztlichen Bereitschaftsdienst durchkamen, hieß es, dort sei man nicht zuständig.

    In einer Pressekonferenz bestätigte Oberbürgermeister Kurt Gribl am Dienstag, dass die Hotlines teilweise überlastet seien. Vor allem der ärztliche Bereitschaftsdienst komme an seine Grenzen. Diese Hotline soll nach einem Beschluss des bayerischen Kabinetts nun personell aufgestockt werden. Die Stadt selbst tue alles, „um die Wartezeiten so kurz wie möglich zu halten“. Man habe, so Gribl, für unterschiedliche Belange auch unterschiedliche Nummern eingerichtet. Das Personal sei zuletzt auch hier aufgestockt worden. Medizinische Ratschläge könne die Stadt am Bürgertelefon aber nicht geben. Dafür sei weiterhin der Hausarzt zuständig.

    Corona-Fahrdienst wurde personell verstärkt

    Bürger, die Krankheitssymptome zeigen, sollen zunächst ihren eigenen Arzt anrufen. „Er macht dann eine Ferndiagnose und entscheidet, ob ein Test auf Corona durchgeführt werden muss“, erläutert Ordnungsreferent Dirk Wurm. Sei dies notwendig, komme der Corona-Fahrdienst der niedergelassenen Ärzte ins Spiel. „Dieser wurde zuletzt personell massiv verstärkt, so dass man schnellstmöglich und zeitnah aufgesucht wird.“ AZ-Leser berichten, dass der Dienst zum Teil rund um die Uhr arbeite.

    Die Diagnosestelle, die Stadt und die benachbarten Landkreise vor kurzem im Unteren Talweg eingerichtet haben, bleibt weiterhin Personen vorbehalten, die vom Gesundheitsamt als Kontaktpersonen von Corona-Patienten eingestuft werden. Im Drive-In arbeiten Mitarbeiter des städtischen Gesundheitsamtes, die Tests werden an Labore weitergeleitet. Je nach Labor und Kapazität sei die Wartezeit auf ein Ergebnis unterschiedlich lang. Man werde auch hier versuchen, weitere Labore einzubinden.

    Uniklinik verschiebt bestimmte Operationen

    Bayernweit und in Augsburg werden jetzt verstärkt klinische Kapazitäten aufgebaut, um Corona-Patienten zu versorgen. Auch das teilte Oberbürgermeister Kurt Gribl am Dienstag in der Pressekonferenz zur aktuellen Lage mit. Um genügend Plätze in den Krankenhäusern vorzuhalten, sollen planbare Operationen, soweit möglich, verschoben werden. Ein Sprecher des Uniklinikums Augsburg (UKA) sagte, auch im UKA werden sukzessive verschiebbare und nicht dringliche Operationen abgesagt. Die Entscheidung zur Absage von Operationen erfolge nach gründlicher Abwägung des Risikos für die Patienten sowie den verfügbaren Kapazitäten im Haus. Die Anzahl der verschobenen Operationen könne zum aktuellen Zeitpunkt nicht beziffert werden.

    Die deutschen Kliniken gehen davon aus, dass sich die Zahl ihrer Corona-Patienten bis Ende der Woche verdreifacht. Der Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gaß, rechnet damit, dass dann bis zu 1500 Patienten in den Krankenhäusern behandelt werden müssen. Überfordert sind die Kliniken seiner Einschätzung nach nicht.

    Registrierte Corona-Patienten in Augsburg bis Dienstag

    In Augsburg gab es bis Dienstag 22 registrierte Corona-Patienten. In der Uniklinik ist eine Covid-19-Intensivstation mit Beatmungskapazitäten eingerichtet. Dort seien aktuell noch freie Kapazitäten vorhanden, hieß es am Montag. Bei steigendem Bedarf können die Kapazitäten erhöht werden, indem bestehende Intensivstationen umfunktioniert werden. Danach stehen rund 70 Beatmungsplätze und etwa 100 Beatmungsmöglichkeiten potenziell zur Verfügung. An der Uniklinik hat man entschieden, die Zahl der Besuche stark einzuschränken. Sie seien nur noch im begründeten Ausnahmefall möglich.

    Die Ausnahmen würden etwa Eltern von stationär behandelten Kindern betreffen. Auch Besuche von Patienten in palliativer Situation wie etwa im Sterben liegende Patienten sowie Patienten, die einer besonderen Unterstützung durch Familienmitglieder bedürfen, zählten dazu. „Uns ist völlig bewusst, dass es sich hier um eine einschneidende Maßnahme handelt“, sagt Ärztlicher Direktor Michael Beyer. „Leider lassen uns die rasant steigenden Zahlen an Neuerkrankungen mit Covid-19 im Moment keine andere Wahl. Es geht um den Schutz aller.“

    Wie sich andere Krankenhäuser vorbereiten

    In anderen Augsburger Krankenhäusern gibt es auch Möglichkeiten für die Behandlung von Covid-19-Patienten. Die KJF Klinik Josefinum könne grundsätzlich kranke Kinder aufnehmen, „selbstverständlich auch solche, die mit dem Corona-Virus infiziert sind“, hieß es. Die Stadtklinik Diako teilte mit, dass sie Corona-Patienten aufnehmen könne, solange diese nicht als Intensivpatienten Beatmungsgeräte benötigen. Im Diako könne eine Station mit 20 Betten zu einer „Isoliereinheit“ umgewidmet und entsprechend ausgestattet werden. „Diese Station kann autonom ver- und entsorgt werden“, sagte Jens Colditz, Rektor der Evangelischen Diakonissenanstalt Augsburg. Die Station befinde sich in einem Seitenflügel und sei somit räumlich von den anderen Stationen getrennt.

    Die Klinik Vincentinum kann als Haus der Grundversorgung ebenfalls Patienten mit Covid-19 aufnehmen, soweit sie nicht beatmet werden müssen.

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