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Oberhausen: Drogenszene: Sanitäter bei Handgemenge verletzt

Oberhausen

Drogenszene: Sanitäter bei Handgemenge verletzt

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    Der Platz vor dem Oberhauser Bahnhof ist Treffpunkt für Drogensüchtige und Alkoholiker.
    Der Platz vor dem Oberhauser Bahnhof ist Treffpunkt für Drogensüchtige und Alkoholiker.

    Handgreiflichkeiten am Rande eines Rettungseinsatzes am Oberhauser Bahnhof im dortigen Drogen- und Alkoholmilieu: Am Mittwoch wurden zwei Mitarbeiter des Roten Kreuzes von Umstehenden aus der Szene angegangen und verletzt. Die Polizei ermittelt gegen fünf mutmaßliche Beteiligte. Wie es heißt, waren am Helmut-Haller-Platz zwei Menschen zusammengebrochen, offenbar nachdem sie synthetische Drogen genommen hatten. Bekannte aus der Szene riefen die Rettung, die Patienten wurden in zwei Rettungswagen gebracht.

    Einer von ihnen wurde im Drogenrausch aber wohl so renitent, dass ein Retter ihn zum Eigenschutz packte. Das wurde von Umstehenden wiederum gefilmt. „Für uns ist so etwas ein Problem. Wenn der Film völlig aus dem Zusammenhang dann bei Youtube auftaucht, sieht es so aus, als würden wir einen Patienten bedrängen“, sagt Lothar Ellenrieder vom Roten Kreuz. Als Ellenrieder, der vor Ort war, sich das Filmen mehrmals verbat und nach dem Handy langte, bekam er eine Schlag an den Kopf. Sein Kollege wurde im Verlauf des Handgemenges am Sprunggelenk verletzt.

    Aufgeheizt worden war die Situation im Vorfeld wohl bereits durch einen Anlieger, der den Rettungseinsatz mit dem Handy dokumentierte. Denn auch auf politischer Ebene ist die Frage, wie mit dem Platz umgegangen werden soll, noch ein Thema – inzwischen machen bei Stadträten Fotos von den teils problematischen Situationen auf dem Platz die Runde. Die Aufnahmen des Einsatzes um ihren Kompagnon passten einigen Angehörigen der Szene nicht, sodass es bereits hier zu einem Handgemenge gekommen war.

    Ellenrieder sieht die Rettungskräfte inzwischen häufiger als Zielscheibe. Vor zwei Wochen sei ein Rettungswagen am Haller-Platz mit einer Getränkedose beworfen worden, schildert er. Vorwurf: Der Rettungsdienst habe zu lange gebraucht. Seit diesem Jahr hat die Zahl der Rettungseinsätze auf dem Haller-Platz deutlich zugenommen, was vor allem an den riskanten „neuen Drogen“ wie Badesalzen und Kräutermischungen liegt. Vier- bis fünfmal pro Woche wurde ein Rettungswagen an den Bahnhof beordert, an manchen Tagen auch mehrmals. Seit Herbst, so Ordnungsreferent Dirk Wurm (SPD), sei die Zahl aber wieder deutlich nach unten gegangen. „Es hängt auch ganz davon ab, welcher Stoff im Umlauf ist“, sagt Wurm.

    Die neueste Entwicklung ist, dass die Leitstelle auf Wunsch von Rettungskräften die Polizei hinzualarmiert, wenn ein Einsatz am Haller-Platz ansteht. Ellenrieder sagt, dass er eine obligatorische Polizeibegleitung für sinnvoll hält. Die Polizei sieht die Lage etwas anders. Die zuständige Oberhauser Inspektion entscheide je nach Lage selbst, ob sie an den Haller-Platz kommt. „Wenn Probleme absehbar sind, kommt natürlich eine Streife vor Ort“, so Polizeisprecher Siegfried Hartmann. Er verweist aber auch darauf, dass es nicht automatisch einer Polizei-Begleitung bedürfe, wenn einem Bewusstlosen Erste Hilfe geleistet wird. Bei renitenten Patienten, die es auch immer wieder gibt, fährt aus Sicherheitsgründen aber ein Polizist im Rettungswagen mit.

    Wurm will die Situation auf dem Bahnhofsvorplatz im Dezember wieder auf die Tagesordnung setzen. Dann soll im Stadtrat ein Konzept vorgestellt werden, das auch auf ein betreutes Alternativangebot wie eine „Trinkerstube“ in der Nähe setzt. „Wenn sich etwas ändern soll, braucht man so ein Angebot, sodass die Junkies am Nachmittag vom Platz sind“, sagt Wurm. Es gehe nicht um eine Verdrängung, sondern um eine Alternative. Die Frage des „Trinkertreffs“ wird aktuell mit den Fraktionen diskutiert. Die CSU hatte vor einem Jahr Ablehnung signalisiert. Bei den Überlegungen war bisher auch immer ein Problem, dass sich keine geeignete Immobilie fand.

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