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Kommunalwahl 2020: OB-Wahl in Augsburg: Weber und Wurm gehen in die Stichwahl

Kommunalwahl 2020

OB-Wahl in Augsburg: Weber und Wurm gehen in die Stichwahl

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    Wer regiert künftig im Augsburger Rathaus? Am heutigen Sonntag wird entschieden.
    Wer regiert künftig im Augsburger Rathaus? Am heutigen Sonntag wird entschieden. Foto: Silvio Wyszengrad

    Die Augsburger werden in zwei Wochen endgültig darüber abstimmen, wer künftig Oberbürgermeister wird: Es wird auf eine Stichwahl zwischen Eva Weber (CSU) und Dirk Wurm (SPD) hinauslaufen. Allerdings geht Weber mit einem deutlichen Vorsprung in die entscheidende Wahl. Im ersten Wahlgang am Sonntag kam sie auf 43,1 Prozent, Wurm landete bei 18,8 Prozent. Martina Wild (Grüne) kam auf 18,5 Prozent.

    Den ganzen Abend über lieferten sich Wild und Wurm ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Mal lag der eine, mal der andere um 0,1 Prozentpunkte vorne. Erst nach 21 Uhr, mehr als drei Stunden nach Beginn der Auszählung, stand fest, dass Wurm das Rennen gemacht hatte. Noch bevor das Ergebnis feststand, stellte er sich im Oberen Fletz des Rathauses den Fragen der Journalisten. „Ich habe es nicht mehr ausgehalten, eine Stunde länger dazusitzen und auf die Ergebnisse zu schauen“, sagte Wurm. Martina Wild sprach von einem „Krimi, spannender als Tatort“.

    Sie gehen in die Stichwahl: Eva Weber von der CSU und Dirk Wurm (SPD).
    Sie gehen in die Stichwahl: Eva Weber von der CSU und Dirk Wurm (SPD). Foto: Klaus Rainer Krieger

    Weber sagte in einer ersten Reaktion, sie sei „überwältigt“ von dem Ergebnis. „Mit einem so großen Abstand zu den Mitbewerbern habe ich nicht gerechnet, auch wenn man als Kandidat irgendwann im Tunnel ist.“ Sie danke den Wählern, dass sie trotz der turbulenten Zeiten zur Wahl gegangen seien. Der Augsburger CSU-Parteichef Volker Ullrich sprach von einem „grandiosen Ergebnis. Die CSU kann auch Großstadt.“ Eine überzeugende Kandidatin und eine geschlossene Partei hätten zum Erfolg geführt. Dazu zähle auch, dass die CSU stärkste Kraft im Stadtrat bleibt.

    Eva Weber ist seit sechs Jahren Bürgermeisterin für Finanzen in Augsburg

    Die kommenden zwei Wochen würden indes keine typischen Wahlkampfwochen, kündigte Eva Weber an. „Angesichts von Corona geht es um Krisenmanagement“, so die für Wirtschaft und Finanzen zuständige Bürgermeisterin. Kommende Woche werde die Stadt gemeinsam mit Organisationen wie der IHK beraten, wie man die Auswirkungen für die Wirtschaft in Grenzen halten könne. Auch Wurm sagte, er sei als Ordnungsreferent stark mit dem Thema Corona befasst. „Sollte es zu weiteren Einschränkungen des öffentlichen Lebens kommen, muss man sehen, welche Art von Wahlkampf überhaupt noch möglich ist.“ Vieles werde sich wohl noch stärker ins Internet verlagern. Wurm sagte, er sehe eine Chance, gegen Weber zu gewinnen, auch wenn es angesichts des Vorsprungs um „kein Rennen auf Augenhöhe“ gehe. Er wolle aber um jede Stimme werben.

    Was das Trendergebnis der Stadtratssitze angeht (die SPD liegt bei acht Sitzen im Vergleich zu 13 Sitzen 2014), äußerte sich Wurm enttäuscht. Er hätte sich ein besseres Ergebnis gewünscht. Man habe in Augsburg mit einem engagierten Kommunalwahlkampf aber alles getan, um Wähler zu mobilisieren. Die SPD wird damit voraussichtlich nur noch drittstärkste Kraft sein.

    Eva Weber macht ein Selfie mit dem Bundestagsabgeordneten Volker Ullrich.
    Eva Weber macht ein Selfie mit dem Bundestagsabgeordneten Volker Ullrich. Foto: Silvio Wyszengrad

    Die zweitstärkste Kraft nach der CSU werden künftig die Grünen sein. OB-Kandidatin Wild äußerte sich überaus zufrieden mit dem Wahlergebnis, wobei ihr OB-Ergebnis deutlich unter dem der Partei liegt. Im Vergleich zur Wahl 2014 habe man die Anteile bei OB- und Stadtratswahl aber verdreifacht beziehungsweise verdoppelt, so Wild. Bayernweite Wählerumfragen hatten die Grünen zuletzt zwischen 20 und 25 Prozent gesehen, wobei die Grünen in Großstädten traditionell stärker abschneiden. Aktuell liegen die Grünen bei 23 Prozent für den Stadtrat. Sie hoffe, dass im Zuge der Endauszählung der Stadtratsstimmzettel noch weitere Sitze zu den aktuell 14 Sitzen hinzukommen, so Wild. Im Hinblick auf die AfD, die laut Trend bei 8,6 Prozent liegt, sagte Wild, dass „nun andere Zeiten im Stadtrat“ anbrechen würden.

    Zu möglichen Koalitionen und Wahlempfehlungen für die Stichwahl wollte sich von den OB-Kandidaten der drei großen Parteien am Wahlabend noch niemand äußern. Dazu sei es allein schon deshalb zu früh, weil die Stadtratsergebnisse nur einen ersten Trend darstellen und auch der Oberbürgermeister noch nicht feststehe, hieß es unisono. Dass das bisherige schwarz-rot-grüne Bündnis nun mit veränderten Kräfteverhältnissen fortgesetzt wird, gilt aber nicht als ausgeschlossen.

    CSU-Kandidatin Weber bedankte sich jedenfalls am Sonntagabend schon einmal bei allen Kandidaten für den fairen Wahlkampf, erwähnte dabei aber ausdrücklich ihre Grünen-Mitbewerberin Wild. Die gab die Blumen umgehend an Weber zurück, auch wenn beide versicherten, dass damit keine Koalitionsaussage verbunden sei.

    Eva Weber steht für einen neuen Kurs der CSU

    Weber, 42, ist seit sechs Jahren Bürgermeisterin für Finanzen und Wirtschaftsförderung in Augsburg. Die Tochter des ehemaligen Staatssekretärs Alfons Zeller aus dem Oberallgäu steht beispielhaft für den Kurs, den die CSU in Großstädten verfolgt – weiblich, jünger, liberaler und beim Klima- und Naturschutz deutlich ergrünt. Manche Punkte ihres Wahlprogramms seien für einen Teil der CSU-Stammwähler wohl „gewöhnungsbedürftig“, sagt Weber, die etwa für Verkehrsberuhigung in ausgewählten Innenstadt-Straßen eintritt. Sie sei „wertkonservativ“, betont sie jedoch zudem. Gleichwohl ist Weber nie als Dogmatikerin in Sachen christsozialer Programmatik aufgefallen.

    Es ist noch offen, wer ins Rathaus in Augsburg einzieht

    Wurm, 40, war die vergangenen sechs Jahre Ordnungsreferent in Augsburg. Vorher führte der Politikwissenschaftler, dessen Onkel vor Jahren Ordnungsbürgermeister für die SPD in Augsburg war, die Geschäfte der SPD-Stadtratsfraktion. Unter anderem war Wurm dafür zuständig, die Augsburger Innenstadt vor drei Jahren an Weihnachten zu evakuieren, als eine riesige Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft werden musste.

    Zwar ist noch offen, wer neuer Oberbürgermeister wird, doch es ist nicht ausgeschlossen, dass die beiden Gegenkandidaten künftig wieder zusammenarbeiten werden. In den vergangenen sechs Jahren wurde Augsburg von einer CSU-SPD-Koalition mit den Grünen als kleinem Kooperationspartner regiert. Es ist zumindest denkbar, dass dieses Regierungsmodell fortgeführt wird, wenngleich nun mit anderen Kräfteverhältnissen.

    Alle Nachrichten der Kommunalwahl finden Sie in unserem Live-Blog: OB-Wahl in Augsburg: Weber vorne, Wurm und Wild gleichauf

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