Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

OB-Wahl in Augsburg: Dirk Wurm über die Niederlage: "Mir war klar, dass es schwierig wird"

OB-Wahl in Augsburg

Dirk Wurm über die Niederlage: "Mir war klar, dass es schwierig wird"

    • |
    "Ich bin nicht über die Maßen enttäuscht": Dirk Wurm (SPD) am Wahlabend im Augsburger Rathaus.
    "Ich bin nicht über die Maßen enttäuscht": Dirk Wurm (SPD) am Wahlabend im Augsburger Rathaus. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Ein monatelanger, auch anstrengender Wahlkampf liegt jetzt hinter Ihnen. Ihr Ziel, Oberbürgermeister zu werden, haben Sie nicht erreicht. Hat sich das alles trotzdem gelohnt?

    Dirk Wurm: Es lohnt sich natürlich. Man darf ja nicht davon ausgehen, dass man bei einem Wettbewerb auch automatisch gewinnt. Mir war klar, dass es aufgrund der Rahmenbedingungen schwierig wird. Dass es ein Erfolg ist, in die Stichwahl zu kommen und dort ein ordentliches Ergebnis zu erzielen. Beides ist gelungen. Natürlich wäre ich gerne der neu gewählte Oberbürgermeister der Stadt Augsburg. Aber ich akzeptiere das Ergebnis und gratuliere Eva zu ihrem Erfolg. Ich bin nicht über die Maßen enttäuscht. Es hat sich schon abgezeichnet, dass es sehr schwierig wird, Eva Weber auf der Zielgerade noch zu überholen.

    War es für Eva Weber ein großer Vorteil, dass OB Kurt Gribl sie als seine Wunschnachfolgerin präsentiert hat?

    Dirk Wurm: Ja, mit Sicherheit. Ohne es jetzt groß kommentieren zu wollen: Der amtierende Oberbürgermeister wird meiner Ansicht nach in der Bevölkerung sehr positiv wahrgenommen und gerade auch für seine Arbeit in schwierigen Zeiten geschätzt. Wenn eine derartige Persönlichkeit sagt, wir haben mit Eva Weber eine Kandidatin, von der ich überzeugt bin, dass sie die Richtige im Amt ist, dann wirkt das, glaube ich, in manchen Kreisen schon sehr nachhaltig.

    Sie haben in der Stichwahl knapp 40 Prozent der Stimmen erhalten. Sehen Sie das als Auftrag, auch künftig in der Stadtregierung mitzuarbeiten?

    Dirk Wurm: Die Wählerinnen und Wähler haben mir ihre Stimme ja nicht ohne Grund gegeben. Sie hätten ja auch sagen können: Warum sollen wir bei diesem großen Vorsprung den Wurm überhaupt noch wählen, es läuft ja sowieso auf Eva Weber hinaus. Das Ergebnis, auch mit dem Zuwachs in der Stichwahl, ist auch eine Bestätigung für die Arbeit, die ich als Ordnungsreferent in den vergangenen Jahren geleistet habe und aktuell noch leiste. Ich gehe gern in Gespräche und biete auch an, dass ich weiter mitarbeiten und mitgestalten möchte. Ob das gelingt oder nicht, wird sich in den nächsten Tagen und Wochen zeigen.

    Warum sollte die CSU die SPD denn noch einbinden?

    Als erstes will Eva Weber mit den Grünen über eine Koalition im Stadtrat reden - sie kann gut mit der Grünen-Fraktionschefin Martina Wild, die bei der OB-Wahl den dritten Platz belegt hat. Das Foto entstand am Wahlabend vor zwei Wochen.
    Als erstes will Eva Weber mit den Grünen über eine Koalition im Stadtrat reden - sie kann gut mit der Grünen-Fraktionschefin Martina Wild, die bei der OB-Wahl den dritten Platz belegt hat. Das Foto entstand am Wahlabend vor zwei Wochen. Foto: Silvio Wyszengrad

    Dirk Wurm: Weil es gerade in herausfordernden Zeiten klug ist, die SPD mit ihren Kompetenzen mit an Bord zu haben. Das gilt in besonderem Maß bei der Bewältigung der Coronakrise mit ihren ökonomischem und sozialen Herausforderungen.

    Es könnte aber schwierig werden. Eva Weber positioniert sich relativ deutlich für Schwarz-Grün, die SPD scheint in Webers Überlegungen keine allzu große Rolle zu spielen.

    Dirk Wurm: Ich kann dazu nichts sagen, ich lese das auch nur in der Zeitung.

    Haben Sie mit Eva Weber noch nicht über eine künftige Zusammenarbeit gesprochen?

    Dirk Wurm: Selbst wenn, dann würde ich es Ihnen jetzt nicht sagen.

    Aber es geht ja auch um Ihre eigene berufliche Zukunft, sollte die Stadtregierung ohne die SPD gebildet werden.

    Dirk Wurm: Ganz ehrlich, aktuell ist mein Tag mit der Coronakrise zu ausgefüllt, um mich damit intensiv zu beschäftigen. Im Hintergrund schon, man muss sich ja auf die verschiedenen Eventualitäten vorbereiten. Es beschäftigt mich aber nicht von morgens bis abends.

    Sollte die SPD nicht mit an die Regierung kommen, bleiben Sie dann trotzdem im Stadtrat?

    Dirk Wurm: Wenn es geht, natürlich ja. Ich habe das drittbeste Ergebnis aller Stadtratskandidaten erzielt. Da würde es niemand verstehen, wenn ich jetzt sage, ich habe keine Lust mehr, nur weil es als Oberbürgermeister nicht geklappt hat. Ich bin ja kein beleidigtes Kind. Wenn es zu keiner Zusammenarbeit kommen sollte, bei der ich auch künftig Mitglied der Stadtregierung bin, muss ich mich natürlich beruflich neu orientieren. Und davon hängt es dann auch ab, ob ich das Ehrenamt als Stadtratsmitglied überhaupt ausüben kann. Aber es ist jetzt zu früh, darüber nachzudenken.

    Was überwiegt mit Blick auf den Wahlkampf – positive oder negative Erfahrungen?

    Dirk Wurm: Es sind fast nur positive Erlebnisse. Man trifft im Wahlkampf ja selten Leute, die dir offen ins Gesicht sagen, dass sie mit dir nichts anfangen können und sie dich sicher nicht wählen. Ich nehme als positiv mit, dass die Augsburger SPD einen guten und interessanten Wahlkampf gemacht hat. Auch vor dem Hintergrund, dass die Ausgangsbedingungen für die SPD generell schlecht waren. Im vergangenen Frühsommer, als der Parteivorstand mich nominiert hat, hätte wohl keiner einen Cent darauf gewettet, dass ich in die Stichwahl komme. Wir haben als Team versucht, das Bestmögliche rauszuholen. Mehr war einfach nicht drin.

    In einer Sonderfolge unseres Podcasts "Augsburg, meine Stadt" analysieren wir Eva Webers Wahlsieg – und sagen, welche Themen die CSU-Politikerin jetzt anpacken will:

    Lesen Sie zum Ausgang der Wahl in Augsburg auch:

    Stadtregierung: Wie es mit den Referenten weitergehen könnte

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden