Gerhard Decker lächelt wissend in sich hinein. „Nein“, sagt er fast bedächtig auf die gestellte Frage, „sportlich war ich nie.“ Der neue Wanderführer der städtischen Fachstelle für Seniorenarbeit löst das Ehepaar Alois und Maria Kiefer dennoch als Leiter der wöchentlichen Mittwochswanderungen ab.
Er sei aber immer schon gerne gewandert, fügt der 67-jährige Firnhaberauer noch an, der bis zum Alter von 20 Jahren diversen Ballsportarten zugetan war. Basketball etwa, wofür er „irgendwann zu klein geworden“ sei. Auch Handball habe er gerne gespielt, wobei er eigenen Worten nach vor allem „im Werfen gut“ zu gebrauchen war.
Die Wandergruppe zu übernehmen war laut Gerhard Decker nicht seine Idee. Er sei von Katharina Wieder vom Seniorenbeirat angeworben worden, bei dem er sich auch engagiert. Inzwischen ist er dreimal mitgegangen. Einmal nach Aystetten, ein zweites Mal durch den Siebentischwald und schließlich nach Wulfertshausen. „Die jetzigen Touren hat noch Herr Kiefer zusammengestellt“, so dessen Nachfolger, „ab Herbst bin ich dran.“ Vor allem auf eines komme es bei der Tourplanung an, sagt er: „Das Mittagessen ist das Wichtigste.“ Schließlich nehmen 40 bis 70 Wanderer an den Ausflügen teil, die am Zielort in einer ausreichend großen Gaststätte Platz finden müssen. Bei der Planung seiner Touren werde er sich an die Abläufe halten, wie sie sich bei seinen Vorgängern und deren Vorgängerin Anneliese Holzheu bewährt haben.
EDV-Kaufmann für "ambulante Software"
Die Seniorenstelle wolle seinen Tourenplan bis Frühsommer, sagt Decker, der sich jetzt jeden Mittwoch für die Wanderungen freihält. Denn im Moment ist der gelernte EDV-Kaufmann noch 30 Stunden pro Woche beruflich bei einem Hersteller für „ambulante Software“ eingespannt. Dabei handelt es sich um Abrechnungssoftware, die etwa Sozialstationen für die Dokumentation ihrer Dienste zur Verfügung steht. Der Besuch beim Patienten werde mittels App durchgeführt, die aufzeichnet, wie lange der Mitarbeiter beim Patienten war und welche Aufgaben erledigt wurden.
Privat ist der neue Wanderführer, wie er bestätigt, „ein Gamer“. Dabei fügt er hinzu, dass er „kein PC-Gamer“, sondern ein Vertreter der analogen Spezies ist. Außerdem ist der gebürtige Augsburger seit mehr als 50 Jahren Mitglied im Meringer Schachklub. Mering deshalb, weil er dort aufgewachsen sei. Ansonsten sind es „Table top“-Spiele, die ihn faszinieren. „Game of Thrones“ beispielsweise, dessen Name den meisten Zeitgenossen aus dem Fernsehen bekannt sein dürfte. Ähnlich wie bei „Siedler von Catan“ gibt es bei dieser Spielart Erweiterungen wie „Der eiserne Thron“. Besonders stolz ist er offenbar auf eine Schachtel „Römer gegen Karthager“, die bei „Bares für Rares“ mit Horst Lichter gefragt sein könnte.
Eine gewürfelte Sechs ist tödlich
„Das Ding ist 55 Jahre alt“, sagt Decker und schüttelt die gut erhaltene Schachtel, „das kostet heute 300 Euro“. Bei diesem Spiel wird noch gewürfelt, sodass die Figuren samt Reittieren vorwärtskommen. Die gewürfelte Sechs sei beim Überqueren des Feldes tödlich, würfeln die beiden Gegner am Spielfeldrand die gleiche Augenzahl, „passiert gar nix“. Wem sich die Spielanleitung nicht erschließt, den tröstet Decker mit dem Hinweis: „Man muss es einmal gespielt haben.“
Sicher ist sich der Witwer und Vater zweier erwachsener Kinder, dass er wie Ehren-Augsburger Horst Seehofer im Ruhestand auch seine Modelleisenbahn wieder aufbauen wird. Denn von der sei er „ein Fan“. Mit seiner vor 17 Jahren gestorbenen Frau war er viel im Allgäu und im Bayerischen Wald beim Wandern. Landschaftlich am besten gefiel es ihm jedoch im Rosengarten in den Südtiroler Dolomiten. Jetzt freut er sich, dass es losgeht. Ein paar Neue seien schon dazugekommen.