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Augsburg: "Newseum": Warum das geplante Museum gestorben ist

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"Newseum": Warum das geplante Museum gestorben ist

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    Bis vor Kurzem war in einem Teil des H2 im Glaspalast die Bayerische Staatsgemäldesammlung untergebracht. Hier hätte ein sogenanntes „Newseum“ entstehen können. Doch die Pläne sind vom Tisch.
    Bis vor Kurzem war in einem Teil des H2 im Glaspalast die Bayerische Staatsgemäldesammlung untergebracht. Hier hätte ein sogenanntes „Newseum“ entstehen können. Doch die Pläne sind vom Tisch. Foto: Staatsgemäldesammlung

    Es ist eine einzigartige Sammlung zur Zeitungsgeschichte, die in Augsburg lagert. Sie gehört der Stiftung Deutsches Zeitungsmuseum. Ausgewählte Stücke hätten in einem „Bildungszentrum für neue Medien und Demokratie“ in Augsburg gezeigt werden sollen. Nun ist dieses geplante „Newseum“ gestorben. Freistaat und Stadt haben die Pläne offiziell beerdigt. Trotzdem soll das neue Bildungszentrum kommen – in einer anderen Form.

    Das von Ministerpräsident Markus Söder 2018 angekündigte Bildungszentrum gilt schon länger als schwierige Geburt. Zuletzt hatte sich Sammler Martin Welke mit seiner Stiftung Deutsches Zeitungsmuseum unter Protest aus dem Projekt verabschiedet. Seine Sammlung lagert derzeit im sogenannten Ballenhaus auf dem ehemaligen AKS-Gelände im Textilviertel. Welkes Vision war klar: In Augsburg, das eine so bedeutende Rolle in der Entwicklung der Presse gespielt hat, hätte das „Deutsche Zeitungsmuseum“ eine Heimat finden sollen. Über Jahrzehnte hat Welke mit seiner Frau eine einmalige Sammlung zur Geschichte des deutschen Zeitungswesens zusammengetragen, die er gerne in adäquatem Rahmen ausgestellt hätte. Die inhaltliche Ausgestaltung des angedachten „Newseums“, in dem nur kleine Bestandteile seiner Sammlung hätten gezeigt werden sollen, hat ihn davon offenbar Abstand nehmen lassen.

    "Newseum": Die Stiftung Deutsches Zeitungsmuseum zog schriftlich zurück

    Kultusmiminster Michael Piazolo teilte auf eine Anfrage der Grünen nun im Landtag mit: Welke habe seinen endgültigen Ausstieg am 25. Juli schriftlich mitgeteilt. Mit dem Rückzug der Stiftung Deutsches Zeitungsmuseum sei damit ein zentraler Eckpunkt der Projektidee für das Bildungszentrum beziehungsweise „Newseum“ nicht mehr existent. Die zuständige Arbeitsgruppe sei daher übereingekommen, neue Ansätze für das angestrebte Kooperationskonzept zwischen der Stadt Augsburg und der Landeszentrale für politische Bildung zu erarbeiten.

    Das neue Bildungszentrum in Augsburg soll eine Außenstelle der Landeszentrale in München werden. Wann es konkret kommt, wie es arbeiten soll und personell ausgestattet sein wird, ist weiterhin unklar. Die kommunale und auch die staatliche Verwaltung befänden sich noch in internen Abstimmungsprozessen, so Piazolo. Abschließende Entscheidungen zur inhaltlichen Ausgestaltung und zur strukturellen Umsetzung des angestrebten Kooperationsansatzes seien noch nicht getroffen.

    Bei der Stadt Augsburg ist man sich zumindest in einem Punkt sicher: Mit dem Newseum sei auch der geplante Standort im Glaspalast vom Tisch. Wie berichtet, hätte das Zeitungsmuseum in dem Teil der Ausstellungsräume gezeigt werden können, aus dem sich der Freistaat vor kurzem mit seiner Filiale der Staatsgemäldesammlung zurückzog. Der städtische Koordinator Frank Plamboeck im OB-Referat sagt: „Wir müssen jetzt neu denken.“ Aktuell werden dazu Ideen entwickelt.

    Laut Plamboeck könnte sich die Stadt vorstellen, im Bildungszentrum zusammen mit einem breiten Netzwerk von lokalen Akteuren zu kooperieren. Die Basis der Bildungsarbeit sollen neue Aufgabenfelder der Landeszentrale sein – etwa die Herausforderungen durch Digitalisierung, Extremismus und Social Media.

    Wie Schüler gelehrt werden sollen

    Plamboeck zufolge ist angedacht, mehr als nur klassische Bildungsarbeit an Schulen zu betreiben und zwei bis drei Modellprojekte im Bereich Digitalisierung aufzulegen, die Kompetenzen und Werte vermitteln sollen. „Wir wollen eine Außenstelle der Landesstelle in der Stadt, die etwas mit der Stadt zusammen macht und eine Ideenschmiede ist“, sagt er. Plamboeck rechnet derzeit damit, dass ein erstes Projekt in Schulen Ende 2020 starten könnte.

    Mit dem neuen Bildungszentrum sind große Erwartungen verbunden. Ministerpräsident Markus Söder hatte die Augsburger Außenstelle der Landeszentrale im Wahlkampf versprochen. Die angepeilte Eröffnung am 9. Oktober dieses Jahres ist wegen vieler Verzögerungen längst nicht mehr zu halten.

    Landtagsabgeordneter Maximilian Deisenhofer (Grüne) sagt, es sei sehr schade, dass das Newseum gestorben sei. „Wir werden aber weiterhin für die Außenstelle der Landeszentrale und ein entsprechendes Konzept kämpfen.“

    Lesen Sie dazu auch folgende Artikel: Krach ums geplante „Newseum“ in Augsburg und Museum zu verschenken

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