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Neusäß: Unfallfahrer gesteht versuchten Mord

Neusäß

Unfallfahrer gesteht versuchten Mord

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    Mit Flugblättern suchte die Kripo Zeugen für den versuchten Mord an einer Radlerin bei Neusäß. Jetzt hat sie das Geständnis des Unfallfahrers. Die mutmaßliche Auftraggeberin dagegen schweigt.
    Mit Flugblättern suchte die Kripo Zeugen für den versuchten Mord an einer Radlerin bei Neusäß. Jetzt hat sie das Geständnis des Unfallfahrers. Die mutmaßliche Auftraggeberin dagegen schweigt.

    Es war doch kein Verkehrsunfall sondern ein kaltblütig geplantes Verbrechen. Die Radfahrerin, die am 16. Juli dieses Jahres in Neusäß, unweit der Bundesstraße 300, angefahren und dabei schwer verletzt wurde, sollte tatsächlich ermordet werden. Allem Anschein nach war die 41-Jährige, die am Alten Einlass Rechtspflegerin beim Landgericht ist, in der Gunst um einen Mann einer Nebenbuhlerin im Wege.

    Der angeblich zur Tat angestiftete Autofahrer Günter W., ein 39 Jahre alter Frührentner, der seit einigen Wochen in U-Haft sitzt, hat vor der Augsburger Kriminalpolizei jetzt ein Geständnis abgelegt. Kripochef Klaus Bayerl bestätigte gestern auf Anfrage entsprechende Informationen unserer Zeitung. Mit Rücksicht auf noch laufende Ermittlungen wollten die Fahnder jedoch noch keine Details preisgeben.

    Die Beschuldigte schweigt bislang zu den Vorwürfen

    In seiner ganztägigen Vernehmung, die am Donnerstag stattfand, belastete Günter W. die mit ihm festgenommene 43-jährige Stefanie H. schwer, die bislang zu allen Vorwürfen schweigt. Beide wohnen in Diedorf im gleichen Haus. Sie kennen sich seit Jahren, ohne allerdings ein Verhältnis miteinander zu haben. Stefanie H. half dem Maschinenschlosser, der seit einem Arbeitsunfall berufsunfähig ist, beim Umgang mit Behörden und vertraute ihm ihrerseits private Kümmernisse an.

    Auch, dass sich der Mann, mit dem sie eine Zeit lang in Diedorf zusammengelebt hatte, plötzlich wegen einer anderen Frau - dem späteren Opfer - von ihr trennen wollte. Nach Aussage des 39-Jährigen soll sie für den Fall immer wieder mit Selbstmord gedroht haben. Sie habe ihm angekündigt, sie würde dann vom Turm der Georgskirche in Nördlingen springen.

    "Ich hatte Todesangst um sie", schilderte der 39-Jährige vor der Polizei. Immer wieder habe sie ihm erzählt, was für ein Schwein ihr Freund doch sei. Und so sei allmählich die Idee gereift, diesem konkret zu schaden. Ab Mai dieses Jahres startete Günter W. - laut seinem Geständnis auf Geheiß von Stefanie H. - mit einer Serie von Anschlägen. Zunächst steckte er am Wohnhaus des in Scheidung lebenden Baumanagers den Briefkasten in Brand. Später schoss er mit einer Steinschleuder Löcher in die Fensterscheiben des Hauses. In beiden Fällen gingen die Bewohner von einem Dummejungenstreich aus und verzichteten auf eine Anzeige bei der

    Der dritte Anschlag war schon ernsterer Natur. In einem Waldstück bei Diedorf erwartete Günter W. den Manager, der mit dem Fahrrad unterwegs war: ganz in Schwarz gekleidet, das Gesicht hinter einer Sturmmaske getarnt und drohend einen gewaltigen Holzprügel schwingend. Der Angegriffene konnte unverletzt mit seinem Rad flüchten.

    Ziel des vierten Anschlags war dann die 41-jährige Rechtspflegerin. Wie die beiden Tatverdächtigen wussten, fuhr diese bei schönem Wetter von ihrem Wohnort Deuringen mit dem Fahrrad in die Arbeit. Er habe sie in den zwei Wochen davor mehrmals beobachtet, sagte Günter W. bei der Polizei aus. Gemeinsam mit seiner Auftraggeberin sei man die Strecke abgefahren und habe sich eine Straßenkurve als günstigste Stelle für einen Verkehrsunfall ausgesucht. Das Opfer sollte quer vor das Auto geraten, um sicher überfahren zu werden.

    Nach dem Zusammenstoß wartete er auf den Sanka

    Doch im entscheidenden Moment verließ Günter W. der Mut. An jenem Julimorgen fuhr der 39-Jährige erst deutlich nach der Kurve in die Radfahrerin und schrammte sie seitlich. Die 41-Jährige erlitt beim Sturz vom Fahrrad einen Beckenbruch. Zudem fuhr der Autofahrer nicht davon, wie man es bei einem Mordversuch erwarten würde. Vielmehr stieg der 39-Jährige aus und wartete auf den Rettungswagen, den Zeugen gerufen hatten.

    Die Polizei ging zunächst von einem normalen Verkehrsunfall aus, bis der Baumanager den Ermittlern vom seltsamen Überfall im Wald berichtete. Für die Rechtsanwälte Werner Ruisinger (Augsburg) und Silvia Wunderle (Neusäß), die bei der ganztägigen Vernehmung mit dabei waren, ist eines klar: "Unser Mandant war der Frau schlicht hörig."

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