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Neusäß: Mini-Tornado trifft Wetterexperten

Neusäß

Mini-Tornado trifft Wetterexperten

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    Die kleine Wetterstation im Garten von Klaus Hager hat das Unwetter unbeschadet überstanden - im Gegensatz zu seinem Gartenhaus.
    Die kleine Wetterstation im Garten von Klaus Hager hat das Unwetter unbeschadet überstanden - im Gegensatz zu seinem Gartenhaus. Foto: Marcus Merk

    Klaus Hager zeigt auf das Nichts neben seinem Haus. „Hier standen gestern noch acht große Fichten“, sagt er und wiederholt dann die Zahl: „acht.“ Zu Hagers Glück standen die

    Das schwere Unwetter vom Donnerstag hat Neusäß schlimm getroffen.Zu sagen, dass Hager sich mit Stürmen dieser Art auskennt, wäre eine ziemliche Untertreibung. Hager, Jahrgang 1941, ist Meteorologe. Er hat lange Jahre die Wetterwarte des Fliegerhorsts auf dem Lechfeld geleitet. Auf dem Gebiet der Wetter- und Klimaforschung hat er mehr als 50 Jahre praktische Erfahrung.

    Einen solchen Sturm hautnah erlebt hat er bislang trotzdem nicht. „Ich wohne seit 47 Jahren in Neusäß“, erklärt er. „So schlimm gestürmt hat es hier noch nie.“ Er lebt in Westheim, sein Haus grenzt unmittelbar an den Kobelwald. Der Sturm hat viele Bäume darin umgerissen und entwurzelt, die Stämme liegen quer über der Straße. Weil das Unwetter außerdem Teile von Neusäß vom Strom abgeschnitten hat, kann der Wetterexperte noch nicht wieder auf seine Messtechnik zurückgreifen. Auf seine jahrzehntelange Erfahrung dagegen schon. „Aus meiner Sicht war das mindestens Windstärke zwölf“, sagt Hager. Das heißt, der Sturm peitschte mit einer Geschwindigkeit von bis zu 130 Stundenkilometer durch Neusäß. „Das war ein Mini-Tornado.“ Zwar habe niemand ein Foto des charakteristischen Rüssels gemacht. „Aber die Knickspuren an den Bäumen deuten darauf hin, dass eine Drehbewegung da war.“

    Der Sturm sei auch schlimmer gewesen als der Orkan „Lothar“, der 1999 über Europa hinwegfegte und 110 Todesopfer forderte. „Dass niemand zu Schaden kam, ist ein großes Glück.“ Hager wirkt von dem Sturm wissenschaftlich fasziniert, auch dann noch, als er die Schäden präsentiert, die er in seinem Garten angerichtet hat. „Mein Gartenhaus ist komplett begraben“, sagt er und deutet auf eine Stelle, an der Nadel- und Laubbäume wild übereinander liegen. Ein Gartenhaus ist darunter nicht zu erkennen. Hager spricht davon, dass dem Sturm ein Phänomen vorausging, das die Engländer als „Downrush“ bezeichnen: Warme Luft steigt in die Höhen von zwölf bis 14 Kilometern, fällt herunter, sobald der Aufwind nachlässt – und sorgt für starke Abkühlung am Boden. Zwischen den umgekippten Bäumen im Garten steht eine einsame kleine Wetterstation, die den Sturm unbeschadet überstanden hat. „Immerhin“, sagt Hager.

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