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Natur in der Region: Was Sie noch nicht über die Augsburger Wälder wussten

Natur in der Region

Was Sie noch nicht über die Augsburger Wälder wussten

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    Augsburg ist die größte kommunale Waldbesitzerin in Bayern.
    Augsburg ist die größte kommunale Waldbesitzerin in Bayern. Foto: Guido Kirchner, dpa

    Der Wald gilt vielen als Metapher für die Natur, ihre Schönheit und Fruchtbarkeit. Als Gegenpol zu einer sich immer schneller entwickelnden Welt suchen auch Augsburger die Ruhe und Entspannung der Wälder in und außerhalb der Stadt. Sie gehen spazieren, Beeren und Pilze sammeln oder laufen ihre Runden mit dem Hund.

    Dazu haben sie viel Platz: Denn mit rund 38.600 Hektar sind Landkreis und Stadt Augsburg zu knapp einem Drittel bewaldet. Hätten Sie's gewusst?

    13.000 Hektar der Wälder um Augsburg sind Staatswald

    Bei etwa 13.000 Hektar der Wälder im Landkreis Augsburg handelt es sich um Staatswald, diese Flächen machen etwa 34 Prozent der Gesamtfläche aus. Bewirtschaftet wird dieser Staatswald vom Forstbetrieb Zusmarshausen und den Bayerischen Staatsforsten. In Privatbesitz befindet sich nach Angaben des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten knapp die Hälfte der Flächen, insgesamt also 47 Prozent.

    Mit mehr als 7000 Hektar ist Augsburg - verglichen mit anderen Kommunen - die größte Waldbesitzerin in Bayern und die zweitgrößte innerhalb Deutschlands. Damit besitzt die Stadt eine Fläche so groß wie Haunstetten, Göggingen, Inningen und Bergheim zusammen. Diese Waldfläche verteilt sich auf sieben Forstreviere, wovon sich zwei innerhalb des Stadtgebiets befinden. Der Rest liegt außerhalb.

    Hätten Sie's gewusst? Zu knapp einem Drittel sind Kreis und Stadt Augsburg bewaldet.
    Hätten Sie's gewusst? Zu knapp einem Drittel sind Kreis und Stadt Augsburg bewaldet. Foto: Peter Fastl

    Das Jahr 2019 ist übrigens ein besonderes für die Stadt. "1249 kam Augsburg durch eine Schenkung an Wald", sagt Jürgen Kircher von der Forstverwaltung. Die Urkunde dazu liege noch im Stadtarchiv. "Damit ist Augsburg seit 770 Jahren Waldbesitzerin - von mittlerweile 7700 Hektar Bewirtschaftungsfläche."

    Der Siebentischwald und der Haunstetter Wald liegen im Stadtgebiet und zählen zu den letzten erhaltenen, naturnahen Lechlandschaften. Fast ihre gesamte Fläche steht unter Naturschutz. Die Auenwälder schützen Augsburg vor Hochwasser und dienen als Trinkwasserspeicher und -filter.

    Mehr als 30.000 Festmeter Holz produzieren die Reviere Augsburgs

    Die städitischen Reviere außerhalb produzieren jährlich mehr als 30.000 FestmeterHolz. Dabei versuchen die zuständigen Behörden, auf eine nachhaltige Waldwirtschaft zu achten. "Es wird höchstens so viel abgeholzt wie nachwächst", heißt es vonseiten der Stadt. Durch die Einnahmen kann die Forstverwaltung selbst für Pflege und Unterhalt ihres Walds aufkommen.

    Ein Großteil der Überschüsse etwa fließt an frühere Besitzer des Stadtwalds: vier Stiftungen, die Seniorenheime und andere soziale Einrichtungen. Der Sektor Forst und Holz umfasst rund 3000 Beschäftigte und erzielt einen jährlichen Umsatz von 700 Millionen Euro.

    Der Stadtwald ist der erste PEFC-zertifizierte Forst

    AlsErholungsgebiethat der Stadtwald für die Augsburger eine große Bedeutung. Im Jahr sind hier etwa vier Millionen Menschen unterwegs - mit Tieren, dem Fahrrad, Freunden und allein. Deutschlandweit ist der PEFC-zertifizierte Erholungswald überhaupt.

    Seit 2000 verpflichtet sich die Augsburger Forstverwaltung, die vorgegebenen Standards dieser unabhängigen Wald-Zertifizierungsstelle einzuhalten. Für dieses Siegel müssen insgesamt 60 Kriterien erfüllt sein.

    Rund vier Millionen Menschen sind jedes Jahr im Augsburger Stadtwald unterwegs.
    Rund vier Millionen Menschen sind jedes Jahr im Augsburger Stadtwald unterwegs. Foto: Peter Fastl

    Dazu gehört beispielsweise, dass Forstbetriebe und -verwaltungen nicht mehr Bäume schlagen dürfen als nachwachsen. Dass sie keine gentechnisch veränderten Setzlinge pflanzen. Und dass sie die Artenvielfalt im Wald erhalten.

    Zum Erholungsgebiet des Stadtwalds gehört auch der Siebentischwald. Weshalb der Park gerade diesen Namen trägt, dazu gebe es viele Theorien, sagt Jürgen Kircher von der Forstverwaltung. Nachvollziehbar aber sei diese: "Vor vielen Jahren hatte ein Förster des Waldes das Schankrecht inne und schenkte in seiner Vergnügungsgaststätte dementsprechend Bier aus."

    Die Geschichte des Augsburger Stadtwalds

    1249 schenkte Ritter Siegfried von Bannacker dem Hospital zum Heiligen Geist sein väterliches Erbgut mit einem größeren Waldkomplex. 

    1602 erwarb die Stadt Augsburg von Bischof Heinrich von Knoeringen im Tausch gegen Grundbesitz in Anhausen und Eppisburg den Kernbereich des heutigen Siebentischwalds. Dadurch wurde die Wasserversorgung der Bürger für Jahrhunderte gesichert.

    1721 erhielt die Stadt den Haunstetter Wald für 40 Jahre als Pfand für ein Darlehen von 100.000 Gulden an Kurfürst Max Emanuel von Bayern. Damit war sie berechtigt, „die Brunnenquellen zusammenzuführen und in die Stadt zu leiten“ sowie Holz für den Wasserbau am Lech und zum Ausbau der Brunnen zu schlagen.

    1902 erwarb die Stadt das von Beck’sche Landgut mit 44 Hektar, richtete dort ab 1907 das Forsthaus Siebenbrunn ein und forstete die landwirtschaftlichen Flächen auf.

    1924 konnte die Stadt nach mehreren gescheiterten Versuchen den 879 Hektar großen Haunstetter Wald von Kommerzienrat Johann Pfeffer erwerben. Das Tattenbachpalais, ehemaliger Sitz der Familie Käß/von Tattenbach und späteres Rathaus von Haunstetten, beherbergt heute die Stadtforstverwaltung Augsburg.

    1927 erhielt die Stadt den Haunstetter Gemeindewald (37 Hektar) als Gegenleistung für den Bau der Straßenbahnlinie 4 nach Haunstetten.

    1942 übernahm die Stadt aus politischen Gründen die Wälder der vier städtischen Stiftungen in ihr Eigentum, um sie vor dem Nationalsozialismus zu schützen. Diese Stiftungen, darunter etwa die paritätische St.-Jakobs-Stiftung, sind heute zu 83 Prozent an den Reinerlösen des Gesamtwaldbesitzes außerhalb der Stadtgrenzen beteiligt. So dient der Waldertrag überwiegend der Erfüllung sozialer und kultureller Aufgaben. Die Stadt erhält 17 Prozent der Erträge.

    1958 übereignete Wolfgang Freiherr von Schaezler den 139 Hektar großen Schaezlerwald bei Pichl der Stadt Augsburg zur Erinnerung an seine im Krieg gefallenen beiden Söhne. Der Waldertrag dient dem Bauunterhalt des Schaezlerpalais, außerdem wird daraus ein jährlicher Beitrag für Stipendien von Studenten der Forstwissenschaften und der Altphilologie finanziert. Allerdings müssen die Studenten Absolventen des humanistischen Gymnasiums in Ansbach oder des humanistischen Gymnasiums bei St. Anna in Augsburg sein.

    1972 wuchs der Stadtwald durch die Eingemeindung der Städte Haunstetten und Göggingen sowie der Gemeinde Inningen um 350 Hektar.

    1996 erhielt die Stadt den 50 Hektar großen Gutmannwald nahe Treuchtlingen von ihrem Ehrenbürger Max Gutmann. Die Erträge sind für karitative, sonstige soziale Zwecke und für die Förderung des Sports in der Stadt Augsburg zu verwenden.

    Im Siebentischwald hat ein Förster eine Gaststätte betrieben

    Eben diese Schenke soll "Zu den sieben Tischen" genannt worden sein. Warum es sie heute nicht mehr gibt? "Wie vieles andere soll sie der Bombennacht von 1944 zum Opfer gefallen sein", erzählt Jürgen Kircher. Aufgebaut habe man sie nie wieder.

    Die Stadt Augsburg pflegt außerdem ein Waldstück in der Oberpfalz. Das Forstrevier Fuchsmühl, sagt Jürgen Kircher, liege im Naturpark Steinwald etwa 300 Kilometer nordöstlich von Augsburg und verringere durch seine Lage das Betriebsrisiko für den städtischen Forstbetrieb. "Dies ist vor allem in Zeiten des sich drastisch wandelnden Klimas von unschätzbarer Bedeutung."

    Blühwiesen wie diese im Stadtwald sichern unter anderem die Insektenvielfalt in der Region.
    Blühwiesen wie diese im Stadtwald sichern unter anderem die Insektenvielfalt in der Region. Foto: Annette Zoepf

    Durch einen Truppenübungsplatz kam Augsburg an Wald in der Oberpfalz

    Wie aber kommt Augsburg an ein Revier in der Oberpfalz? Auch diese Geschichte sei auf den Krieg zurückzuführen, sagt Jürgen Kircher. Damals habe der nationalsozialistische Staat den Bau von Truppenübungsplätzen forciert. Dazu benötigte er Land. So musste die Stadt Augsburg im April 1937 rund 90 Hektar aus dem Stadtwald westlich der Stadt an das Deutsche Reich verkaufen. "Der Verkaufspreis lag bei 599.537 Reichsmark."

    Dieses Geld wollte die Verwaltung wieder in Waldbesitz anlegen. Weil sie aber in Südbayern keine geeigneten Flächen fand, erwarb Augsburg das Schlossgut Fuchsmühl mit Wald und Landwirtschaftsflächen zum Preis von rund 660.000 Reichsmark in der Oberpfalz. "Und so erhielt die Stadt für die 90 Hektar bei Augsburg gut 900 Hektar in der Oberpflanz." (AZ)

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