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Augsburg: Nachbarschaftshilfe: So hält Augsburg in der Corona-Krise zusammen

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Nachbarschaftshilfe: So hält Augsburg in der Corona-Krise zusammen

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    In Augsburg finden sich während der Coronakrise viele Menschen in der Nachbarschaftshilfe zusammen. Die Freiwilligen organisieren sich.
    In Augsburg finden sich während der Coronakrise viele Menschen in der Nachbarschaftshilfe zusammen. Die Freiwilligen organisieren sich. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Schnell noch zum Einkaufen gehen. Am Morgen einen Spaziergang mit dem Hund unternehmen. Die von der Schulpflicht befreiten Kinder betreuen. Für die allermeisten sind das auch in der Coronakrise unbedenkliche Aktivitäten, solange auf Empfehlungen der Wissenschaftler geachtet wird: Abstand halten, Hände waschen und so weiter. Doch es gibt auch Menschen, deren Alltag sich ändern wird, je massiver der Virus sich ausbreitet: Lungenkranke etwa, oder Senioren. Sie gelten als Risikogruppen. Während Corona mehr und mehr den Alltag der Augsburger bestimmt, zeigen sich viele solidarisch. Gerade in schwierigen Zeiten, wie sie kaum einer noch kenne, müsse man zusammenhalten – das sagen jene, die sich nun zu Nachbarschaftshilfen oder Helferkreisen zusammenschließen.

    In Augsburg gibt es viele Pläne für Nachbarschaftshilfen

    Anja Lütke-Wissing wohnt in Hochzoll. Sie hat über Facebook und die digitalen Nachbarschaftsplattform „nebenan.de“ Gruppen zur Nachbarschaftshilfe initiiert. Sie erzählt, trotz guter Kontakte in die Nachbarschaft habe bisher niemand wirkliche Hilfsangebote angenommen. „Bisher nehme ich den Hund einer älteren Person mit zum Gassi gehen. Ich kenne nun mindestens 40 Personen, die helfen wollen – aber niemanden, der Hilfe sucht.“ Wissing glaubt, man müsse Risikogruppen noch deutlicher machen, dass es bereits jetzt eine ernste Situation sei. Als aktives Kirchenmitglied beteiligt sie sich an einer Initiative der evangelischen Gemeinde. Mit ihren Strukturen sollen Hilfsbereite an Hilfsbedürftige vermittelt werden.

    Das will auch Samir Bedi erreichen. Der 23-Jährige hat ebenfalls eine Facebook-Gruppe zur Coronahilfe gegründet. Er sagt: „Bisher ist die Situation in Augsburg ja noch nicht so schlimm. Aber wir wollen vorbereitet sein und bereits mit der Öffentlichkeitsarbeit zur Nachbarschaftshilfe beginnen.“ Aus diesem Grund hat Bedi hunderte Flyer mit Informationen drucken lassen.

    So können Menschen sich in der Nachbarschaftshilfe engagieren und die Coronakrise gemeinsam durchstehen.
    So können Menschen sich in der Nachbarschaftshilfe engagieren und die Coronakrise gemeinsam durchstehen. Foto: Jörg Heinzle

    Die liegen nicht nur in Geschäften aus, auch der Lieferdienst Boxbote wird sie laut Bedi seinen Zustellungen zukünftig beilegen. Auch habe er bereits circa zehn Helfer für die Mitarbeit bei der Tafel gewinnen können. Bei der Essensausgabe für Bedürftige werden Helfer gebraucht, denn die meist älteren Mitarbeiter dürfen derzeit wegen des Risikos nicht helfen. Bedi erklärt, wichtig sei, dass die Freiwilligen sich vernetzen.

    In Augsburg helfen Freiwillige in der Coronakrise zusammen

    Eine Organisation in Augsburg, die sich das seit Jahren zur Aufgabe macht, ist das Freiwilligenzentrum. Leiter Wolfgang Krell erklärt: „Wir haben ein Melde- und Ablaufverfahren ausgearbeitet, für Menschen, die sich engagieren wollen und für diejenigen, die Hilfe benötigen.“ Auf der Internetseite des Zentrums können sich Helfer und Hilfsbedürftige melden und zusammengebracht werden. Laut Krell gab es bisher 180 Meldungen von Hilfsbereiten, aber nur drei von Hilfesuchenden. „Wir rufen dringend dazu auf: Wer Hilfe braucht, soll sich melden. Über Telefon, E-Mail oder unsere Website.“ Dabei gehe es um Hilfen ohne persönlichen Kontakt: Einkaufen, Rezepte für Medikamente holen, auch ein telefonischer „Besuchsdienst“ sei in Planung.

    Denn Krell meint: „Einsamkeit und Isolation können gerade in dieser Zeit sehr schlimm sein, das wollen wir durch Gespräche ein wenig mildern.“ Die Wärmestube des Zentrums sei aktuell zwar geschlossen, vormittags werden aber Lebensmittel ausgegeben. Krell erklärt, man spreche derzeit gezielt Hilfsbereite an. „Was wir nun dringend bräuchten, wäre eine Spende an Desinfektionsmitteln in kleinen Einheiten, wir wollen unsere Freiwilligen damit versorgen.“ 100 bis 200 Fläschchen seien wohl nötig. Außerdem technische Ausrüstung wie Laptops, um die Freiwilligenarbeit zu koordinieren.

    Auch Fußballfans wollen sich während der Coronakrise engagieren

    Auch andere Organisationen bereiten sich derweil vor. Die Initiative „Ulrich-Biesinger-Tribüne“ ist eine Dachorganisation vieler FCA-Fans und Fan-Clubs. Sprecher Mario Riedel erklärt: „Wir wissen nicht, was die kommenden Wochen bringen. Es ist auf jeden Fall eine Extremsituation. Solidarität ist nun sehr wichtig.“ Als Kollektiv habe man bereits Erfahrung mit großen Projekten, etwa der Organisation von Sonderzügen zu Spieltagen. Da es in ganz Schwaben Fan-Clubs gebe, könne man viele Menschen in kurzer Zeit für Nachbarschaftshilfe und andere Dinge organisieren.

    Riedel sagt, man stehe in Gesprächen mit anderen Organisation, denn eines sei klar: „Wir wollen keine Inselpolitik betreiben, sondern uns mit möglichst vielen vernetzen und so effektiv helfen.“ Es sei großartig, welche Solidaritätswelle entstehe. Letztlich gehe es darum, zusammen mit anderen Partnern, ein Hilfsnetzwerk für Schwaben zu schaffen.

    Augsburg: Ein Unternehmen beschäftigt Flüchtlinge

    Ein kleiner Teil dieses Netzwerks könnte die Amal GmbH sein. Das gemeinnützige Augsburger Unternehmen beschäftigt Flüchtlinge mit Bleibeperspektive. Einer von ihnen ist Mahran Alibrahim aus Syrien. Der 29-Jährige arbeitet seit drei Jahren bei Amal, er unterstützt Hilfsbedürftige beim Einkaufen, bei kleineren Reparaturen und sonstigen Alltagsangelegenheiten. Alibrahim erklärt, zusammen mit fünf Kollegen wolle er auch während der Coronakrise diejenigen unterstützen, die Hilfe brauchen.

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