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Augsburg: Nach tödlichem Stich an Haltestelle in Augsburg: Freunde trauern um das Opfer

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Nach tödlichem Stich an Haltestelle in Augsburg: Freunde trauern um das Opfer

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    Freunde und Bekannte gedachten des Opfers Stefan D., 28, indem sie Fotos, Kerzen und Blumen am Tatort in der Chemnitzer Straße aufstellten.
    Freunde und Bekannte gedachten des Opfers Stefan D., 28, indem sie Fotos, Kerzen und Blumen am Tatort in der Chemnitzer Straße aufstellten. Foto: Annette Zoepf

    Es ist ein trauriger Abschiedsgruß, den die Freundin des Getöteten auf Facebook verfasst hat. "Warum musste dir so etwas Furchtbares passieren, in zwölf Minuten wäre dein Bus nach Hause gekommen", heißt es darin unter anderem. Nach dem tödlichen Streit am Freitagabend an einer Bushaltestelle in Pfersee, bei dem Stefan D., 28, ums Leben gekommen ist, sitzt nun eine 19-jährige Frau in Untersuchungshaft. Ihr wird nach derzeitigem Stand Totschlag vorgeworfen. Ihr 27-jähriger Begleiter, der wenige Stunden nach der Tat zusammen mit der jungen Frau festgenommen worden war, kam am Sonntag wieder auf freien Fuß. Inzwischen stehen für die Ermittler weitere Details der Tat fest.

    Freunde und Bekannte gedachten des Opfers Stefan D., 28, indem sie Fotos, Kerzen und Blumen am Tatort in der Chemnitzer Straße aufstellten.
    Freunde und Bekannte gedachten des Opfers Stefan D., 28, indem sie Fotos, Kerzen und Blumen am Tatort in der Chemnitzer Straße aufstellten. Foto: Annette Zoepf

    Die bisherigen Ermittlungen, so ein Sprecher der Polizei, hätten keinen ausreichenden Verdacht auf eine Tatbeteiligung des 27-Jährigen ergeben. Laut den rechtsmedizinischen Untersuchungen starb der 28-Jährige durch einen Messerstich in den rechten, unteren Halsbereich, offensichtlich schon nahe am Brustbereich.

    Tödlicher Streit in Augsburg: Festnahme erfolgte noch in der Nacht

    Der Streit hatte sich am Freitagabend gegen 18.30 Uhr in der Chemnitzer Straße an der Bushaltestelle "Uhlandstraße" zugetragen. Der 28-Jährige stand dort, als das Paar vorbeikam - wie es scheint eine Zufallsbegegnung. Zur Frage, ob sich die Tatbeteiligten schon irgendwie vorher kannten oder nicht, sind die Ermittlungen aber noch nicht abgeschlossen. Es entwickelte sich laut Polizei dann eine Auseinandersetzung, die tödlich endete. Der genaue Verlauf sei nach wie vor Gegenstand der Ermittlungen, so Matthias Nickolai, Sprecher der Staatsanwaltschaft.

    Ein Zeuge sagte unserer Redaktion, Anlass sei womöglich ein Griff ans Gesäß bei der Frau oder dem Mann durch den 28-Jährigen gewesen. Inwieweit sich diese Aussage ins Gesamtgefüge der Ermittlungen einfügt, ließ die Staatsanwaltschaft am Sonntag offen. Allerdings wird wohl genaues Augenmerk darauf gelegt, wie sich die Auseinandersetzung anbahnte und entwickelte.

    Das Paar flüchtete nach dem Messerstich zunächst zu Fuß. Der 28-Jährige blieb schwer verletzt auf der Straße vor der Haltestelle liegen. Trotz Bemühungen durch einen Notarzt konnte sein Leben nicht gerettet werden. Schwer bewaffnete Polizisten durchsuchten noch am Freitagabend eine Wohnung in der Nähe des Tatorts, wohl ohne konkretes Ergebnis. Die Festnahme soll gegen 1 Uhr nachts dann in der Wohnung der jungen Frau in Augsburg erfolgt sein. Zeugenaussagen sollen die Polizei zu dem Paar geführt haben.

    Tödliche Auseinandersetzung: Die Verdächtige schweigt zu den Vorwürfen

    Wie es heißt, äußert sich die junge Frau nicht zu den Vorwürfen, auch ihr Begleiter soll bisher keine Angaben gemacht haben. Ihr Verteidiger Werner Ruisinger wollte am Sonntag keine Stellung nehmen. Seine Mandantin stehe noch unter Schock. An der Haltestelle hielten sich zum Zeitpunkt der Tat neben dem 28-Jährigen weitere Personen auf, die sich teils auch kannten. Unklar ist, ob sie auf einen Bus warteten und einen Bezug zu dem 28-Jährigen hatten. Eine Bank neben der Haltestelle in einem Grünstreifen gilt als Treffpunkt von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, wo auch Alkohol konsumiert wird.

    Am Sonntag brannten zahlreiche Kerzen am Tatort, die Freunde und Bekannte für "Dorschi", wie das Opfer genannt wurde, niedergelegt hatten. Auch Fotos des Opfers wurden aufgestellt. Und es standen mehrere gefüllte Bierflaschen dort, offensichtlich auch als letzter Gruß. Im Internet kursierten viele Beileidsbekundungen und ein Spendenaufruf aus dem Freundeskreis für die Kosten des Begräbnisses. Das Opfer Stefan D. lebte zuletzt bei seinen Großeltern im Univiertel.

    Die Tat vom Wochenende erinnert bei einigen äußeren Umständen an die tödlich verlaufene Auseinandersetzung am Königsplatz vor fast einem Jahr. Ein 49-jähriger Passant war dort von einem 17-Jährigen, der in einer Gruppe unterwegs war, im Verlauf einer eskalierenden Auseinandersetzung auf offener Straße niedergeschlagen und dabei tödlich verletzt worden. Die Tat erregte bundesweit Aufsehen. Der Haupttäter wurde vor Kurzem wegen Körperverletzung mit Todesfolge verurteilt.

    Zahl der Körperverletzungen in Augsburg steigt

    Dass Menschen auf offener Straße mehr oder weniger zufällig Opfer von tödlicher Gewalt werden, ist in Augsburg trotz der jetzt scheinbaren Häufung sehr selten. Gestiegen ist in den vergangenen Jahren allerdings die Zahl von schweren und gefährlichen Körperverletzungen auf Straßen und Plätzen. 2012 wurden in Augsburg 257 derartige Taten angezeigt, seit 2016 liegt die Zahl konstant über 300. Im vergangenen Jahr waren es 362 Fälle. Bei diesen Zahlen spielen Schlägereien in der Partyszene, häufig mit Alkohol, ebenso eine Rolle wie Auseinandersetzungen unter Drogensüchtigen. Dass aus zufälligen Begegnungen schwere Auseinandersetzungen werden, ist eher selten.

    In den vergangenen Jahren verzeichnete die Polizei eine Zunahme von Straftaten, bei denen ein Messer im Spiel war. 2012 war in Augsburg bei 27 Körperverletzungsdelikten ein Messer im Spiel, 2017 in 61 Fällen. Aktuellere Zahlen lagen am Wochenende nicht vor. Inwieweit der Flüchtlingszuzug aus dem Jahr 2015 dabei eine Rolle spielte, ist nicht geklärt. Bei dem Paar vom Freitagabend handelte es sich jedenfalls um Deutsche, die laut Fahndungsaufruf fließend deutsch sprachen.

    Im Podcast berichtet der langjährige Polizeireporter Klaus Utzni über schwere Kriminalfälle in Augsburg:

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