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NS-Kunst löst Streit aus

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NS-Kunst löst Streit aus

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    Unter den zwei jungen Köpfen befindet sich das Fragment des Symbols der Hitlerjugend (oben), unter dem männlichen Kopf (unten links) das der Deutschen Arbeitsfont und unter dem Frauenbildnis das der NS-Frauenschaft. Fotos: VVN Augsburg
    Unter den zwei jungen Köpfen befindet sich das Fragment des Symbols der Hitlerjugend (oben), unter dem männlichen Kopf (unten links) das der Deutschen Arbeitsfont und unter dem Frauenbildnis das der NS-Frauenschaft. Fotos: VVN Augsburg

    Schuld sind insgesamt vier Reliefköpfe, die über den Eingängen der Häuser Nummer 30, 32 und 34 in der Von-Richthofen-Straße angebracht sind. Zu sehen sind dabei nicht nur die Köpfe, sondern auch die Umrisse der Symbole nazistischer Organisationen: der Hitlerjugend, der Deutschen Arbeitsfront, der NS-Frauenschaft. Bis 1945 war das Hakenkreuz in den Stein aller drei Symbole gemeißelt, später wurde es entfernt.

    Aufsichtsrat entscheidet: Kunst am Bau

    Die Blöcke in der Von-Richthofen-Straße gehören der WBG. Vor einigen Jahren hat die städtische Wohnungsbaugesellschaft begonnen, alle ihre Immobilien in Augsburg zu sanieren. Energetische Gesichtspunkte spielte bei diesen umfassenden Renovierungsarbeiten eine große Rolle, Fassaden wurden fast überall komplett erneuert.

    Umso "erstaunlicher" findet Harald Munding vom VVN Augsburg, "dass die alten NS-Reliefs wieder über den Türstürzen angebracht wurden".

    Die Reliefs seien Bestandteile eines dreiteiligen Skulpturenensembles, sagt Mathe von der WBG. Dazu gehörten außer den Köpfen in der Von-Richthofen-Straße die Sphinxen im Zeppelinhof (Schertlinstraße/Alter Postweg) und die glasierten Hausreliefs in der Firnhaberstraße. Alle drei Gebäudekomplexe seien früher Werkswohnungen für die Mitarbeiter der Messerschmittwerke gewesen. Die Skulpturen seien "Ausdruck der Stadt Augsburg als Fliegerstadt und wurden aus Mitteln des damaligen Luftfahrtministeriums finanziert", so

    Die Häuser, um die jetzt die Auseinandersetzung entbrannt ist, wurden nach Auskunft von Mathe 1936 gebaut, bei ihrer Sanierung hat man die Reliefs wieder angebracht. Die Hakenkreuze waren schon vor vielen Jahren entfernt worden. "Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht", so der WBG-Chef. Der Aufsichtsrat der Gesellschaft sei zusammengetreten und habe ausführlich darüber beraten, ob man die Reliefs wieder anbringen soll oder nicht. "Aber wir sahen keinen Handlungsbedarf", sagte Mathe gegenüber unserer Zeitung. Die Köpfe gehören in das Gesamtensemble zur Geschichte des Hochfelds als Zentrum der Fliegerei in Augsburg."

    Jederzeit ein Treffen vor Ort möglich

    Das sieht Harald Munding ganz anders. Während Mathe von einem "Sturm im Wasserglas" spricht, handelt es sich für Munding um einen "sehr fragwürdigen, kritiklosen Umgang mit unserer Geschichte".

    Bislang ist keiner von beiden persönlich auf den anderen zugegangen. Mathe sei nur einmal von Heinz Paula, Bundestagsabgeordneter der SPD, wegen der Reliefs angesprochen worden. Daraufhin trat der Aufsichtsrat der WBG zusammen und entschied: Hier handelt es sich um Kunst am Bau.

    Munding und die VVN Augsburg fordern, dass man ein Hinweisschild auf die Historie dieser NS-Symbole anbringt, das fehle bislang völlig.

    Mathe ist jederzeit zu einem Gespräch über die strittigen Verzierungenbereit, sagt er. "Das Hochfeld steckt voller Geschichte aus dieser Zeit. Aber ich treffe mich jederzeit gern mit Herrn Munding vor Ort, um das zu diskutieren."

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