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Müllberg-Serie (7): Die Vision vom Erholungsgebiet vor Augsburgs Toren

Müllberg-Serie (7)

Die Vision vom Erholungsgebiet vor Augsburgs Toren

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    Breit in die Ebene gelagert erscheint der Müllberg aus Osten von der Brücke aus, auf der die Neuburger Straße über die Autobahn geführt wird.
    Breit in die Ebene gelagert erscheint der Müllberg aus Osten von der Brücke aus, auf der die Neuburger Straße über die Autobahn geführt wird. Foto: Franz Häußler

    Als 1980 der „Erholungsgebiete-Verein Augsburg“ (EVA) seine ersten zehn Jahre bilanzierte, war der Müllberg bereits ein Thema. Was damals veröffentlicht wurde, darf heute durchaus als visionär bezeichnet werden. Es dauerte schließlich 36 Jahre, ehe der

    Eine farbige Zeichnung sollte verdeutlichen, wie die Deponie nach der Rekultivierung aussehen würde. Der damalige Bürgermeister der Stadt Gersthofen, Karl J. Weiß, blickte 1980 sehr weit in die Zukunft, als er schrieb, Augsburg und

    Dass die Planungen verfrüht waren, stellte bereits fünf Jahre später Siegfried Deffner, Nachfolger von Karl J. Weiß, fest: „Der ursprünglich vorgesehene Baubeginn hat und wird sich noch weiter hinausschieben, weil die Verfüllung des Müllbergs langsamer vor sich geht, als seinerzeit angenommen wurde.“ Aber auch er sah 1985 „den Ausbau der Mülldeponie Gersthofen/Augsburg zu einem Naherholungsgebiet als künftig bedeutsame Maßnahme an“. 1988 schlossen Augsburg und Gersthofen einen neuen Müllvertrag. Auch er enthält die Absichtserklärung beider Kommunen, den Müllberg nach einer Sanierung teilweise für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

    Konkrete Verhandlungen der Deponiebetreiber, nicht zuletzt über die Verteilung der Kosten, kamen danach über zwei Jahrzehnte lang nicht in Gang. Erst ab 2012 gingen sie das Thema ernsthaft an. Am 20. Dezember 2013 unterzeichneten die Vertreter Augsburgs und Gersthofens eine Vereinbarung über die Teilöffnung des Müllbergs als Freizeitgelände. Unsere Zeitung titelte daraufhin: „Naherholung: Bald ist der Müllberg begehbar“. Ende 2014 war damals als Öffnungstermin genannt, aber erst im Dezember 2016 war es so weit.

    Die Vorbereitungen zur Öffnung erwiesen sich als entschieden aufwendiger als angenommen. Die Regierung von Schwaben als Genehmigungsbehörde verband die Zustimmung zur öffentlichen Freigabe mit einer Reihe von Auflagen. So mussten aus Sicherheitsgründen die Gasschächte mit extrem schweren Betondeckeln verschlossen werden.

    Die Naturschützer hatten ein gewichtiges Wort mitzureden, und die Luftaufsicht meldete wegen der Nähe zum Flugplatz Bedenken an. An den Wanderwegen zur höchsten Kuppe warnen Schilder „Vorsicht Flugbetrieb“. Startende oder landende Maschinen überfliegen den Hügelzug in einigen hundert Metern Höhe.

    Jahre bevor alles wirklich „öffentlichkeitstauglich“ war, durften bei Sonderöffnungen Teilnehmer an „Berggottesdiensten“ Firnhaberauer und Gersthofer Kirchengemeinden auf dem „Hill“ beten, singen und feiern – und natürlich die ungewöhnliche Aussicht genießen. Sie bestiegen den Berg auf den alten Deponiewegen. Nach und nach wurden 2300 Meter eines kilometerlangen Wegenetzes, das spinnennetzartig das Hügelgelände erschießt, zu Wanderwegen ausgebaut und mit Holzstangenzäunen begrenzt.

    Zum einen leiten die Wegbegrenzungen die Besucher zu einem Plateau auf der Hauptkuppe, zum anderen haben sie die Aufgabe, die Natur vor den Menschen zu schützen. Auf den Magerrasenflächen verbergen sich unscheinbare Pflanzen und Tiere, die nicht zertreten werden sollen. Auch Feldlerchen brüten dort. Zwei durch Drehtore passierbare Zugänge wurden geschaffen und hohe Maschendraht- oder Metallgitterzäune um technische Einrichtungen erstellt. Ein gewinkelter Holzsteg zur Überbrückung einer Betriebsstraße am Firnhaberauer Zugang ist das auffälligste „Erschließungs-Bauwerk“.

    Die 2013 auf 450000 Euro veranschlagten Kosten für die „Erschließung“ als begehbare Erholungslandschaft stiegen bis zur Fertigstellung auf 860000 Euro. Die Stadt Gersthofen übernahm als Grundbesitzer und steter „Motor“ der Öffnung davon die Hälfte. Die Arbeiten dauerten drei Jahre. Seit 20. Dezember 2016 ist der „Publikumsteil“ des Müllbergs zugänglich: Die Drehkreuze sind von April bis Oktober zwischen 8 und 20 Uhr, von November bis März zwischen 8 und 16 Uhr passierbar. Rodeln und Skifahren, wie 1980 vorgeschlagen, ist am „Hill“ nicht erlaubt.

    Die Benutzungsordnung an den Eingängen weist auch darauf hin, dass Radfahren verboten ist. Die Wege sind ausschließlich Wanderern vorbehalten.

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