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Müllberg-Serie (4): Halb Müllhalde, halb Ausflugsziel

Müllberg-Serie (4)

Halb Müllhalde, halb Ausflugsziel

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    Von der Hauptkuppe des rekultivierten, begehbaren Müllbergs aus ist zu sehen, dass ein dritter Hügel noch „aktiv“ und im Wachsen ist. Die Ablagerungen sollen hier 2023 enden.
    Von der Hauptkuppe des rekultivierten, begehbaren Müllbergs aus ist zu sehen, dass ein dritter Hügel noch „aktiv“ und im Wachsen ist. Die Ablagerungen sollen hier 2023 enden. Foto: Sammlung Häußler

    1975 traten verschärfte Umwelt-standards in Kraft. Auf der Augsburg-Gersthofer Mülldeponie durften fortan nur mehr Hausmüll, hausmüllähnliche Abfälle, Bauschutt, Aushubmaterial, ölverunreinigtes Erdreich und Industrieabfälle mit nachgewiesener Unbedenklichkeit abgelagert werden. Der Platz reichte dafür aber nicht mehr aus. 1975 musste die Deponie nach Osten vergrößert werden. Die Erweiterungsfläche bekam zum Schutz des Grundwassers als Untergrund eine mineralische Dichtung.

    Statistiken dokumentieren alljährlich die Augsburger Hausmüllmengen: Von 1978 bis 1980 betrug die durchschnittliche Tagesabfuhr rund 2100 Kubikmeter, pro Jahr zwischen 520000 und 545000 Kubikmeter. 1986 hatte strikte Mülltrennung zum Rückgang geführt: Es mussten nur noch rund 500000 Kubikmeter Hausmüll abgeholt und auf den Müllberg gebracht werden. 1994 dann nahm die thermische Abfallverwertungsanlage des Zweckverbandes ihren Betrieb auf. Seither wird in der Deponie Augsburg-Nord kein brennbarer Haus- oder Gewerbemüll mehr abgeladen.

    Mülltrennung und Recycling von Wertstoffen wurden forciert. Was einst Abfall war, wurde zum Wertstoff. Dadurch reduzierte sich in der Verbrennung und auf der Deponie landendes „Entsorgungsmaterial“ erheblich. Das unbedingte Bestreben des Abfallwirtschafts- und Stadtreinigungsbetriebs (aws) der Stadt Augsburg, differenziert recyceln und möglichst alle Wertstoffe auch an der Deponie

    Er ist eine Gemeinschaftsaktion der Städte Augsburg und Gersthofen sowie des Landkreises Augsburg, die sich auch die Kosten teilten. Kostenfrei sind unterschiedliche Wertstoffe anlieferbar: Große Container oder Behälter stehen für Papier und Kartonagen, Elektrogeräte, Fahrzeugbatterien, Metalle, Alttextilien und Schuhe, Kunststoffe sowie für Grüngut und Sperrmüll bereit. Selbst Sperrmüll wie Polstermöbel, Matratzen und Sonnenschirme wird ohne Kosten für den Anlieferer angenommen. Für all diese Materialien ist der Wertstoffhof lediglich Annahmestation. Deponiert wird davon nichts auf dem dahinter ansteigenden Osthügel.

    Dorthin bringen Großanlieferer zur Deponierung zugelassenes Entsorgungsgut. Die Betriebsgenehmigung schreibt exakt vor, was auf dem nur mehr langsam wachsenden jüngsten „Berg“ des völlig umzäunten Deponie-Areals abgeladen werden darf. Danach handelt es sich um eine Deponie der Klasse I. Dort dürfen Abfälle abgelagert werden, die die vorgegebenen Werte der Deponieverordnung einhalten. Ein wesentlicher Abfall ist zum Beispiel mit Schadstoffen belasteter Erdaushub. Schlacken aus der Augsburger Abfallverwertungsanlage (Müllverbrennung) sind für die Ablagerung auf der Deponie im Norden der Stadt nicht vorgesehen.

    Große Anfuhrmengen werden gewogen. Die Fahrzeuge passieren eine Waage, und von einem Kontrollgebäude hat der „Pförtner“ von oben einen Blick auf die Ladung. Erst dann darf ein Lkw die „Bergstraße“ hoch zu einer der Abladestellen fahren. Sie sind vom entschieden höheren „Besucherhügel“ auf der Altdeponie aus einsehbar. Die Genehmigung zum Betrieb des noch „aktiven“ Ostteils wurde mehrmals verlängert: 2023 sollte eigentlich Ende sein, unter der Annahme dass keine weiteren Abfälle mehr zur Deponierung anfallen. Dann soll auch die Oberfläche des dritten Deponiehügels rekultiviert werden. Die Hänge mit bereits abgeschlossener Ablagerung auf dem noch wachsenden Müllhügel werden wie die Altdeponie abschnittweise umgewandelt. Es gibt bereits begrünte Bergflanken, auf denen nachts und in den frühen Morgenstunden Rehe äsen. Weithin sichtbar sind daneben grau „verhüllte“ Flächen an der Ostflanke. Dies ist eine vorübergehende Abdichtung. Sie wird vor dem Aufbringen einer mehrlagigen „Versiegelung“ entfernt. Darauf kommt eine Wachstumsschicht aus Kies und wenig Humus, die bepflanzt wird.

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