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Leitartikel: Wenn Trump in Syrien bombt, bombt er dann auch in Nordkorea?

Leitartikel

Wenn Trump in Syrien bombt, bombt er dann auch in Nordkorea?

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    US-Präsident Donald Trump hat Nordkorea gedroht.
    US-Präsident Donald Trump hat Nordkorea gedroht. Foto: Andrew Harnik (dpa)

    Wort und Tat stimmen bei US-Präsident Donald Trump nicht immer überein. Neuestes Beispiel ist die angebliche Entsendung des Flugzeugträgers „Carl Vinson“ in die Gewässer vor Nordkorea. „Wir schicken eine Armada. Sehr mächtig“, twitterte Oberbefehlshaber Trump vor einer Woche. In Wahrheit ist aber nichts passiert. Die US Navy musste am Dienstag einräumen, dass sich das Kriegsschiff vor Australien befindet. Von dort benötigt es rund eine Woche Fahrzeit bis zur koreanischen Halbinsel.

    War Donald Trumps Tweet eine Kommunikationspanne?

    War es eine Kommunikationspanne? Oder funktioniert die Befehlskette in den US-Streitkräften nicht richtig? Oder arbeitet Washington gar nicht ernsthaft an einer robusten Antwort auf einen möglichen weiteren nordkoreanischen Atomversuch? Jetzt scheint es jedenfalls so, als sei eine militärische US-Reaktion auf einen neuen Tabubruch durch Nordkoreas Diktator Kim Jong Un in den nächsten Tagen nicht zu erwarten – auch wenn die Weltmacht nicht auf Flugzeugträger angewiesen ist, um an jedem beliebigen Punkt der Erde zuzuschlagen.

    Einen Automatismus, Provokationen von „Schurkenstaaten“ jedes Mal mit Militärschlägen zu beantworten, gibt es also offenbar bei Trump nicht. Es ist aber auch nicht klar, mit welcher Konsequenz er andere – wirtschaftliche, diplomatische – Mittel einsetzen will, um Diktatoren vom Schlag eines Kim in die Schranken zu weisen, wenn diese Regeln der Weltgemeinschaft missachten.

    Die außenpolitischen Signale, die Trump sendet, sind widersprüchlich. Beispiel Syrien: Anders als sein Vorgänger Barack Obama ließ der neue Präsident eine Luftwaffenbasis in dem Bürgerkriegsland bombardieren, nachdem offenbar das Assad-Regime die „rote Linie“ des Giftgaseinsatzes überschritten hatte. Russland protestierte, doch viele westliche Verbündete hielten die US-Aktion für „nachvollziehbar“. Trump selbst besitzt aber über die spontane Bombardierung hinaus offenkundig keine Syrien-Strategie. Auch eine neue „Trump-Doktrin“ für die gesamte US-Außenpolitik ist nicht erkennbar.

    Sucht Trump in China einen neuen Kooperationspartner?

    Im Gegenteil, der Präsident ging geradezu irritierend mit dem von ihm befohlenen Angriff in Syrien um. Er habe den chinesischen Staatschef Xi Jinping über den Einsatz informiert, als sie in Florida gerade Schokoladenkuchen gegessen hätten, berichtete Trump später. Als ob es um eine Plauderei beim Kaffee und nicht um tödliche Gewalt gegangen wäre... Fehlt dem neuen Mann im Weißen Haus schlichtweg der nötige Ernst? Er wird doch hoffentlich nicht das Entsenden von Marschflugkörpern und das Umdirigieren von Kriegsschiffen als eine Art Computerspiel begreifen!

    Doch das Gespräch mit Xi kann auch anders interpretiert werden, als Verhandlungstrick: Vielleicht wollte Trump dem chinesischen Präsidenten seine Macht demonstrieren, um ihn zu engerer Kooperation mit den USA zu bewegen.

    Es liegt jedenfalls im Interesse der Weltgemeinschaft, zu verhindern, dass ein unberechenbarer Despot wie Kim Jong Un in den Besitz von global einsetzbaren Atomwaffen gelangt. Wer, wenn nicht die USA können ihn stoppen?! Am besten im Verein mit China. Dem einstigen Verbündeten Nordkoreas ist der Kim-Clan inzwischen suspekt geworden. Peking hält nicht mehr seine schützende Hand über Nordkoreas Diktator. Aber sein ganzes Gewicht hat

    Hier tun sich neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen den USA und China auf. Militärschläge sollten auch im Fall Nordkorea nicht die erste Wahl sein.

    Der Diktator Kim ist sogar China suspekt geworden

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