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Augsburg: Lastwagen überrollt Radlerin: Lassen sich solche Unfälle verhindern?

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Lastwagen überrollt Radlerin: Lassen sich solche Unfälle verhindern?

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    An dieser Kreuzung passierte der schwere Unfall.
    An dieser Kreuzung passierte der schwere Unfall. Foto: Anne Wall

    Bei einem schweren Verkehrsunfall ist gestern 9.45 Uhr eine 44-jährige Radlerin in der Innenstadt lebensgefährlich verletzt worden. Die Frau wurde an der Kreuzung Mittlerer Graben/Leonhardsberg von einem Lkw überrollt. Am Nachmittag galt der Zustand der Frau, die im Klinikum notoperiert wurde, als stabil.

    Nach derzeitigem Ermittlungsstand hatten der Lkw, der nach rechts in den Leonhardsberg abbiegen wollte, und die Radlerin, die auf dem parallel geführten Radweg unterwegs war, an der Ampel zunächst beide Rotlicht. Als die Ampel auf grün schaltete, fuhren beide los. Der 46-jährige Lastwagenfahrer übersah die Frau beim Abbiegen offenbar und erfasste sie.

    Der Rettungsdienst versorgte die unter dem Lkw liegende Frau, bis die Feuerwehr den Lkw mit einem Hebekissen anhob, sodass die Frau gerettet werden konnte. Der Lkw-Fahrer erlitt einen Schock. Der Kriseninterventionsdienst war im Einsatz. Die Staatsanwaltschaft hat ein Unfallgutachten angefordert. Wegen der Rettungsarbeiten und der Unfallaufnahme war der Leonhardsberg in Richtung Innenstadt bis 11.45 Uhr gesperrt.

    Kreuzung am Leonhardsberg kein Schwerpunkt für Rad-Unfälle

    Es ist das dritte Mal innerhalb eines Dreivierteljahres, dass Radler von rechtsabbiegenden Lkw erfasst werden. Eine 19-Jährige wurde Ende Juni 2015 in der Inninger Straße (Haunstetten) von einem Kipper überfahren und starb. Mitte Dezember erfasste ein Lkw eine 54-jährige Frau in der Biberbachstraße (Oberhausen). Auch sie starb.

    „Das ist ein Thema, das uns ständig beschäftigt“, sagt Ralf Bührle, im Polizeipräsidium für das Thema Verkehr zuständig. Die absoluten Zahlen schwankten auf sehr niedrigem Niveau. „Aber wenn ein Lkw als stärkster Verkehrsteilnehmer auf einen Radler als einen der schwächsten Teilnehmer trifft, dann sind die Folgen häufig gravierend.“ Die

    Zumindest die Kreuzung am Leonhardsberg ist in dieser Hinsicht kein Unfallschwerpunkt. Der Radweg verläuft am Mittleren Graben kurz vor der Ampel direkt neben der Straße, sodass die Radler grundsätzlich im Sichtfeld der Autofahrer sind. „Es gibt auch eine leicht nach vorne vorgezogene Haltelinie für die Radler, sodass sie für den Autoverkehr bei Rotlicht besser sichtbar sind“, so Gunter Höhnberg, stellvertretender Leiter des Tiefbauamtes. „Im Grunde ist diese Kreuzung eine Standardsituation.“

    Könnten Spiegel Unfälle verhindern?

    Technisch versucht man inzwischen, Unfälle durch eine Vielzahl von Spiegeln zu vermeiden, die den toten Winkel rund um den Lkw verkleinern sollen. In Augsburg wurde testweise am Kö vor dem Umbau ein stationärer Spiegel installiert. Allerdings ist man bei der Stadt nicht davon überzeugt. Größer angelegte Modellversuche in anderen Städten hätten ergeben, dass die Unfallzahl so nicht sinkt.

    Auch die bisherigen Lösungen wie mehr Spiegel am Lkw-Führerhaus könnten Unfälle nicht komplett verhindern, sagt Polizist Bührle. Als Radler solle man versuchen, mit dem Lkw-Fahrer Blickkontakt aufzunehmen, wenn man parallel an der Ampel steht. „Denn nur wenn ich als Radler den Lkw-Fahrer sehe, besteht auch eine Chance, dass er mich sehen kann.“

    Janos Korda vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub in Augsburg rät dazu, als Radler im Zweifelsfall lieber zurückzustecken, auch wenn man Vorfahrt gegenüber einem Lkw habe. „Radler haben keine Knautschzone.“ Korda sieht keine Generallösung, um solche Unfälle zu vermeiden. Separate Radler-Ampeln, die Radlern ein paar Sekunden Vorsprung geben, bevor der Autoverkehr losrollt, wären eine Lösung. „Aber das hilft auch nichts, wenn sich Radler und Lkw bei Grün der Ampeln nähern.“

    Generell schwankt die Zahl der in Augsburg bei Unfällen getöteten Radfahrern pro Jahr zwischen null und drei. Einen deutlichen Sprung hat es 2011 bei der Zahl der von der Polizei registrierten Unfälle mit Radlern und auch den Verletzten gegeben. Dies dürfte an der gestiegenen Zahl der Fahrradfahrer liegen.

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