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Langzeitreportage: Es geht ihm nicht um Glanz und Glamour

Langzeitreportage

Es geht ihm nicht um Glanz und Glamour

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    Lukas Mayer ist 17 Jahre alt und er weiß genau, was er will: In Musicals auf der Bühne stehen. Im nächsten Jahr wird er dafür endgültig die Weichen stellen.
    Lukas Mayer ist 17 Jahre alt und er weiß genau, was er will: In Musicals auf der Bühne stehen. Im nächsten Jahr wird er dafür endgültig die Weichen stellen. Foto: Fotografie Zacherl

    Lukas ist 17, aber wenn er davon erzählt, was Tanzen, Singen und Schauspielen für ihn bedeutet, dann wirkt er um einiges älter, passen die Worte und der Tonfall nicht zu dem jungenhaften Schlaks. Er sagt dann Sätze wie: „Ich mus die Dringlichkeit klarmachen, warum ich jetzt genau an dieser Stelle zu singen oder zu tanzen beginne oder warum ich gerade diese Handbewegung mache“. Oder auch: „Ich stoße nie an Grenzen, sondern immer auf eine neue Welt.“ So sehr das irritiert, so sehr drückt es auch die Ernsthaftigkeit und Professionalität aus, mit der Lukas sein Ziel verfolgt, Musicaldarsteller zu werden. Er sagt nicht „Musicalstar“ wie so viele, denn um Glanz und Glamour geht es ihm nicht. „Ich will Rollen verkörpern, ich will Geschichten auf der Bühne erzählen.“

    Im vergangenen Jahr hat Lukas entdeckt, wie wichtig das Schauspiel dafür ist. „Figuren müssen einen Hintergrund haben“, weiß er, „sonst ist es nur schön gesungen. Das Schauspiel gibt die Technik dafür. Ohne das können auch Tanz und Gesang nicht funktionieren.“ Diese Wechselwirkung habe er lange nicht gesehen, erzählt er.

    Einmal in der Woche nimmt Lukas Unterricht bei Susanne Reng, der Leiterin des Jungen Theaters Augsburg. Dabei geht es nicht so sehr darum, wie Texte zu sprechen sind, sondern zu erforschen, welches Gefühl dahinter steht, welche Geschichte eine Figur hat, wie die Atmosphäre und der Raum sind, in der sie sich befindet. Zuletzt hat Lukas einen der Texte aus Ingrid Lausunds Monologband „Bin zuhause“ erarbeitet. Im Mittelpunkt steht eine Person, die im Einrichtungshaus Ikea in der Sofaabteilung steht. „Damit diese Figur glaubwürdig wird, muss ich mir überlegen, aus welcher Abteilung sie kommt und in welche sie als nächstes geht“, führt er als Beispiel an und erläutert nach einem erstaunten Blick: „Die Zuschauer merken es, wenn ich so etwas weiß.“ Und während Lukas ins Erzählen kommt über den Schauspielunterricht, darüber reflektiert wie er in den Rollen nach dem sucht, was mit ihm zu tun haben könnte, wie er sich Gedanken darüber macht, was der Unterschied zwischen ihm als Persönlichkeit und als privater Person ist, versteht man, warum er manchmal Sätze sagt, die zu einem 17-Jährigen nicht passen wollen.

    Im kommenden Jahr will Lukas Mayer die Weichen in Richtung Bühnenlaufbahn nun endgültig stellen. Im Mai wird er sein Abitur am Maria-Ward-Gymnasium machen, und sich dann an den beiden staatlichen Musical-Akademien bewerben – der Folkwang-Schule in Essen und der August-Everding-Akademie in München. Von welcher er lieber eine Zusage bekäme, weiß Lukas nicht, wichtig ist ihm nur, dass er ein richtiges Studium mit Bachelor und Masterabschluss absolvieren kann. Angesichts der Bewerberzahl weiß er, dass er ein schweres Stück Arbeit vor sich hat. Zuversicht, dass er einiges vorzuweisen hat, gibt ihm der Proskenium-Preis, eine Nachwuchsförderung für Darstellende Künstler, den er im Sommer zugesprochen bekam. Die Videos, die er von seinen Auftritten einsandte, überzeugten die Jury so sehr, dass er unter 100 Bewerbern, darunter auch welchen, die bereits eine staatliche Ausbildung absolvieren oder gar schon als Darsteller an Theatern arbeiten, ausgewählt wurde.

    Konkret sind seine Vorbereitungen für die Aufnahmeprüfungen noch nicht. Mit welchen Liedern, mit welchen Rollen er vor die Auswahlkommission treten will, hat er noch nicht überlegt. „Aber im Grunde bereite ich mich darauf vor seit ich elf Jahre alt bin.“ Und er ist sich sicher, dass es nicht nur darauf ankommen wird, wie er sich und seine künstlerischen Fähigkeiten präsentieren wird. „Wer sich durchsetzen will, braucht mehr als die technische Perfektion, dabei geht es auch um Persönlichkeit.“

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