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Augsburg: Lange Warteschlangen bei der Wiedereröffnung der Augsburger Tafel

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Lange Warteschlangen bei der Wiedereröffnung der Augsburger Tafel

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    Nach drei Wochen Pause haben die Ausgabestellen der Augsburger Tafel am Dienstag  wieder ihren Betrieb aufgenommen.  Unter anderem in Lechhausen waren zahlreiche erleichterte Kunden anzutreffen.
    Nach drei Wochen Pause haben die Ausgabestellen der Augsburger Tafel am Dienstag wieder ihren Betrieb aufgenommen. Unter anderem in Lechhausen waren zahlreiche erleichterte Kunden anzutreffen. Foto: Daniel Weber

    Der "Flurfunk" funktioniert: Bereits eine Stunde vor dem offiziellen Start der Warenausgabe warten die Kunden vor der Filiale der Augsburger Tafel in Lechhausen. Auch Erika Lidel reiht sich geduldig in die Schlange ein: "Die Tafel hat mir schon gefehlt in den letzten Wochen", sagt die 61-Jährige. Ihre Witwenrente gehe für die Miete drauf, mit ihrem Minijob allein könne sie die restlichen Ausgaben nicht begleichen. Umso erleichterter war Lidel, als sie von Bekannten von der Wiedereröffnung der Tafel erfuhr. Sie selbst hätte es gar nicht mitgekriegt: "Ich kann mir doch kein Internet leisten."

    In der Augsburger Tafel flossen viele Tränen

    Nicht nur Lidel war unglücklich, als die Tafel Anfang November wegen der hohen Zahl an Corona-Infektionen in der Stadt die Arbeit in ihren sechs Ausgabestellen einstellte - zum Schutz der ehrenamtlichen Mitarbeiter und ihrer 3500 Kunden. Für viele von ihnen brach dadurch ein wesentlicher Beitrag zum Lebensunterhalt weg. "Es sind viele Tränen geflossen in unserer Hauptstelle in Oberhausen, wenn die Kunden dorthin zum Verlängern oder Neuausstellen des Tafelausweises kamen", sagt Klaus Matthiessen, der Vorsitzende des Trägervereins.

    Klaus Matthiessen, der Vorsitzende der Augsburger Tafel ist weiterhin auf der Suche nach einer zentralen Ausgabestelle.
    Klaus Matthiessen, der Vorsitzende der Augsburger Tafel ist weiterhin auf der Suche nach einer zentralen Ausgabestelle. Foto: Michael Hochgemuth

    Der Verein hat die sechs Ausgabestellen Anfang November auch wegen der Witterung geschlossen. Es sei nicht zumutbar, im Winter bei Schnee oder Regen lange vor der Tür in der Schlange zu stehen, hieß es. Doch weil sich die Suche nach einer zentralen Ausgabestelle - etwa in einer großen beheizbaren Halle - schwieriger gestaltet als erhofft, soll der Betrieb in den Filialen zunächst zu den gewohnten Öffnungszeiten weitergehen. Um die Ausgabe zu vereinfachen, bekommen die Kunden fertig gepackte Tüten mit Trockenwaren, Milchprodukten aus der Kühltheke und zusätzlich Backwaren von den Helferinnen ausgehändigt. Dass das Angebot nicht so breit gefächert ist wie sonst, stört eine junge Frau in der Warteschlange nicht. Es sei völlig in Ordnung, wenn sie derzeit nur Grundnahrungsmittel bekomme. "Dank der Tafel bleibt mir etwas Geld, von dem ich mir Obst und Gemüse kaufen kann."

    Augsburger Tafel muss Waren dazukaufen

    Ein Großteil der Waren, die die Augsburger Tafel derzeit an ihre Kunden weitergibt, muss sie selbst kaufen. Von den Supermärkten kommt laut Matthiessen viel weniger als früher. Nicht weil die Unternehmen weniger gewillt seien, sondern weil ihnen nicht mehr so viel Ware übrig bleibe. "Umso mehr sind wir auf Geldspenden angewiesen", schildert der Vorsitzende die schwierige aktuelle Lage.

    Noch hofft er, dass es zusammen mit der Stadt in absehbarer Zeit gelingt, Räumlichkeiten für eine zentrale Ausgabestelle zu finden, die gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen ist und ebenerdig liegt. "Wir können nicht jede Woche 35 bis 40 Tonnen Lebensmittel nach oben schaffen."

    Helfer händigen Tüten mit Lebensmitteln aus

    Während sich Matthiessen und seine Vorstandskollegen um das Organisatorische kümmern, händigen die Helferteams unermüdlich Tüten mit Lebensmitteln an die Wartenden aus. In Lechhausen etwa an die alleinerziehende Mutter, die mit vollen Händen - und einem Lächeln unter ihrer Maske - nach Hause geht. "Ich habe zwei Kinder und nur einen Minijob. Da konnte ich die vergangenen Wochen nur das Nötigste einkaufen", sagt die 43-Jährige.

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