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Augsburg: Lahme Leitungen, zu wenig Laptops: Die Digitalisierung an Schulen läuft zäh

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Lahme Leitungen, zu wenig Laptops: Die Digitalisierung an Schulen läuft zäh

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    Andreas Müller hält seinen Religionsunterricht am Holbein-Gymnasium derzeit im Wechsel - ein Teil verfolgt ihn in der Schule, ein Teil vom heimischen Rechner.
    Andreas Müller hält seinen Religionsunterricht am Holbein-Gymnasium derzeit im Wechsel - ein Teil verfolgt ihn in der Schule, ein Teil vom heimischen Rechner. Foto: Silvio Wyszengrad

    Am Holbein-Gymnasium findet bereits wieder Wechselunterricht statt. Der Abiturjahrgang wird seit dieser Woche wechselweise in der Schule und von zu Hause aus unterrichtet. In manchen Klassenräumen könne der Präsenzunterricht per Onlineübertragung zeitgleich an die Schüler im Distanzunterricht gestreamt werden, sagt Schulleiter Dieter Fiedler. Das sei aber noch lange nicht in allen Klassenzimmern möglich. Dafür fehle es einfach an der dafür nötigen IT-Ausstattung. Corona hat die Rückständigkeit in der Digitalisierung in Deutschland offenbart. Auch in Augsburg gibt es Aufholbedarf.

    Viele Augsburger Schulräume sind nicht mit WLAN ausgestattet

    Am Holbein-Gymnasium sind etwa die Hälfte aller Klassenzimmer für den digitalen Unterricht ausgerüstet. "Dort können Beamer, PC und Dokumentenkamera eingesetzt werden. Das Problem ist, dass viele Räume nicht mit WLAN ausgestattet sind. So kann der Unterricht beispielsweise nicht gestreamt werden", berichtet Schulleiter Fiedler. Das Problem werde nun Schritt für Schritt behoben. "Seit Jahren werden wir wegen der dringend notwendigen Generalsanierung von der Stadt vertröstet. Der Ausbau der IT-Ausstattung wird nun aber vorgezogen. Die Arbeiten beginnen im März und werden sich sicherlich ins nächste Jahr hinziehen", so der Schulleiter.

    Wechselunterricht am Holbein-Gymnasium. Ein Teil der Schüler verfolgt den Unterricht im Klassenzimmer, der andere Teil per Onlinestream von zu Hause aus.
    Wechselunterricht am Holbein-Gymnasium. Ein Teil der Schüler verfolgt den Unterricht im Klassenzimmer, der andere Teil per Onlinestream von zu Hause aus. Foto: Silvio Wyszengrad

    Die Digitalisierung sei ein bildungspolitisches Problem. Seine Lehrer und er seien oft frustriert, dass alles so schleppend verlaufe. Im vergangenen Jahr hätten sie sich deshalb selber beholfen. Als im März erstmals die Schulen geschlossen und in Form von Homeschooling unterrichtet wurde, kam bei einer schulinternen Umfrage heraus, dass rund 100 Endgeräte fehlten. Durch Spenden der Eltern und der Unterstützung der Schulpartner Baramundi und Xitaso konnten Tablets angeschafft und Lehrer geschult werden. "Im November wäre uns das viel zu spät gewesen. Bis dahin hätten wir einige Schüler verloren", betont Fiedler.

    Stadt Augsburg hat über 3500 Laptops an Schüler verteilt

    Aus dem Förderprogramm "Sonderbudget Leihgeräte" des Digitalpakts Schule der Bundesregierung konnte die Stadt Augsburg in zwei Tranchen über 3500 Laptops im Wert von fast 2,4 Millionen Euro bestellen. Sie konnten allerdings erst im vergangenen Herbst und Ende Januar an den öffentlichen Augsburger Schulen verteilt werden. Durch die Corona-Krise habe die Digitalisierung an Schulen einen Schub erhalten. Bildungsbürgermeisterin Martina Wild (Grüne): „Die Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen im Unterrichtsbetrieb haben mit aller Deutlichkeit gezeigt, wie dringlich eine signifikante Verbesserung der digitalen Ausstattung der Schulen ist.

    Bund, Land und Stadt haben in den vergangenen Monaten die Situation hinsichtlich Ausstattung und Bildungsgerechtigkeit einen Schritt vorangebracht." Mit Hochdruck werde daran gearbeitet, die Digitalisierung weiter voranzutreiben. Jeder Cent in die Bildungsinfrastruktur sei eine Investition in die Zukunft, sagt Martina Wild. Ihr Ziel sei es, dass bis 2022 alle öffentlichen Augsburger Schulen ans Glasfasernetz angeschlossen und bis spätestens 2024/2025 sämtliche öffentlichen Schulhäuser vollkommen vernetzt und mit einer modernen Gerätestruktur ausgestattet seien, teilt sie auf Anfrage mit.

    Provisorische Ausleuchtung mit LTE-Routern soll in den Schulen helfen

    Der digitale Ausbau der Schulen betreffe alle Schularten. Gleichwohl würden die Gymnasien und andere weiterführende Schulen vorrangig versorgt, bei denen aufgrund der Altersstruktur und des Lehrplans ein größerer Bedarf vorhanden sei. Die Bildungsbürgermeisterin weiß um die aktuellen Probleme an den Schulen, die auch aufgrund anstehender Sanierungsmaßnahmen noch nicht vollkommen vernetzt sind. Im Einzelfall werde nun von der Schulverwaltung geprüft, ob eine provisorische Ausleuchtung mit LTE-Routern vorausgehen könne.

    Martina Wild verweist auf umfangreiche Investitionen von Stadt, Freistaat und Bund, die in den vergangenen Jahren in die digitale Infrastruktur der Schulen gesteckt wurde. "In den letzten fünf Jahren hatte die Stadt im Schnitt pro Jahr rund 800.000 Euro für den Bereich Schulhausvernetzung und Glasfaseranschluss zur Verfügung. Für die Hardware- und Softwareausstattung wurden weitere 600.000 Euro pro Jahr ausgegeben. Insgesamt waren dies somit 1,4 Millionen Euro pro Jahr für die Digitalisierung unserer Schulen." Allein 12,5 Millionen Euro fließen durch das Programm "Digitale Bildungsinfrastruktur an Bayerischen Schulen" in die Vernetzung an 30 Augsburger Schulen.

    Dienstgeräte für Augsburgs Lehrer sind jetzt an der Reihe

    Trotz zahlreicher Investitionen fehlt dennoch oft Grundlegendes. So arbeitet die Vielzahl der Lehrer derzeit auf ihren eigenen Endgeräten von zu Hause aus - mit Ausnahme der Lehrer des Schulwerks der Diözese Augsburg. "Wir haben im Rahmen des Förderprogramms Digitalpakt bereits vor zwei Jahren 1800 Dienstgeräte für Lehrer für unsere 44 Schulen bestellt", sagt Direktor Peter Kosak. Viele Lehrer der öffentlichen Schulen in Augsburg müssten noch warten. Seit dieser Woche stünden Formulare zur Antragstellung bereit. Mit diesem Förderprogramm werden Kommunen im Auftrag des Freistaates Lehrdienstgeräte anschaffen. Martina Wild: "Derzeit sind wir dabei, eine Beschlussvorlage für den Februar-Stadtrat zu erstellen. Denn wir wollen die Lehrerdienstgeräte so zügig als möglich beschaffen."

    Lesen Sie dazu den Kommentar: Digitalisierung: Es müsste alles viel schneller gehen

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