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Kundgebung: Kredit für Manroland steht

Kundgebung

Kredit für Manroland steht

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    Die Verhandlungen über einen Kredit für den insolventen Druckmaschinenhersteller Manroland stehen offenbar kurz vor dem erfolgreichen Abschluss.
Foto: Annette Zoepf/dapd
    Die Verhandlungen über einen Kredit für den insolventen Druckmaschinenhersteller Manroland stehen offenbar kurz vor dem erfolgreichen Abschluss. Foto: Annette Zoepf/dapd Foto: Annette Zoepf

    Insolvenzverwalter Werner Schneider erreichte mit den Banken eine Vereinbarung über einen Massekredit im Gesamtvolumen von 55 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Freitag mitteilte.

    10 Millionen stünden als Barkreditlinie zur Verfügung. Weitere 45 Millionen Euro sind ein sogenannter unechter Massekredit. Dabei geben Gläubigerbanken einen Teil der an sie abgetretenen Forderungen frei.

    Auch in Sachen Investor ist Bewegung in die Verhandlungen gekommen. Nach Informationen unserer Zeitung hat der chinesische Mischkonzern Shanghai Electric Interesse, die Fabrik in Offenbach zu übernehmen. Dort arbeiten rund 1900 Beschäftigte.

    Wie berichtet, werden für den Augsburger Standort (2400 Mitarbeiter) Investoren wie die Canon-Tochter Océ und die hinter dem Schweizer Unternehmen Wifag stehende Stiftung ins Spiel gebracht.

    2000 Demonstranten in Augsburg

    An den drei Standorten Augsburg, Offenbach und Plauen haben gestern mehrere Tausend Mitarbeiter für die Rettung des Unternehmens demonstriert. Allein in Kundgebung vor das Werk.

    Ihr Protest richtete sich vor allem gegen die beiden Anteilseigner Allianz und MAN. Sie hatten dem angeschlagenen Unternehmen vergangene Woche weitere Geldspritzen verwehrt und es damit in die Insolvenz geschickt. „Eine 170-jährige Unternehmensgeschichte, die kann man nicht so einfach zugrunde gehen lassen“, kritisierte Augsburgs IG-Metall-Bevollmächtigte Christiane de Santana bei der Kundgebung.

    Die Gewerkschafterin machte den Mitarbeitern Mut: „Wir gehen davon aus, dass wir aus eigenen Kräften eine Fortführung bewerkstelligen können.“ Doch dazu brauche man die Gesellschafter. Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Jürgen Bänsch sagte, er sehe bei MAN „erste Signale“, sich stärker zu engagieren. „Aber die Allianz verschanzt sich in ihren Hochhäusern, die will das aussitzen.“

    Doch auch MAN werde man noch stärker in die Pflicht nehmen, kündigte die Gewerkschaftsbevollmächtigte de Santana an. MAN hatte zuletzt angekündigt, die 200 Auszubildenden von Manroland zu übernehmen. Damit allein dürften sich die Miteigentümer aber nicht aus der Verantwortung stehlen, sagte de Santana. Man wolle nicht zulassen, dass die Auszubildenden „als Schutzschild für ein Saubermann-Image herhalten müssen“.

    Betriebsrat Bänsch appellierte an Politik und Geldgeber: „Manroland gehört zu dieser Region und darf nicht untergehen.“ Augsburgs Oberbürgermeister Kurt Gribl sagte Unterstützung zu: „Wir sind tief getroffen und wissen, welche Verantwortung auf uns lastet.“ Er versprach, „wirklich alles zu tun“. Am Montag hatte in Augsburg ein Krisengipfel mit Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) stattgefunden.

    An der Kundgebung in Augsburg beteiligten sich auch viele Beschäftigte anderer Großunternehmen aus der Region. Aktionen fanden ebenfalls an den Manroland-Standorten statt. In Plauen gingen Hunderte auf die Straße. 1400 Mitarbeiter des Offenbacher Werks zogen am Morgen vor die Frankfurter Allianz-Niederlassung. Dort forderten Gewerkschafter und Beschäftigte ein klares Bekenntnis der Politik zu Manroland. IG-Metall-Chef Berthold Huber schimpfte, Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) sehe in Berlin tatenlos zu, wie die Arbeitsplätze bei Manroland und Tausende weitere in der Druckmaschinenbranche auf der Kippe stünden.

    Der Fall Manroland stellt in Deutschland eine der größten Insolvenzen der vergangenen Jahre dar. Der Druckmaschinenhersteller beschäftigt bundesweit 6500 Mitarbeiter, davon rund 2400 in Augsburg.

    Manroland gehörte bisher neben Heidelberger Druck und Koenig & Bauer zur Weltspitze der Branche. Ein dramatischer Auftragsrückgang seit Juli hatte das ohnehin angeschlagene Unternehmen noch mehr in Schieflage gebracht. Vergangene Woche war schließlich ein möglicher Investor in letzter Minute abgesprungen. (sts/monik/dpa)

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