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Kundgebung: Die Region kämpft für Manroland

Kundgebung

Die Region kämpft für Manroland

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    Mit Fahnen und Plakaten waren die Beschäftigten gestern Nachmittag vor das Werk in der Heinrich-von-Buz-Straße gezogen. An allen Manroland-Standorten fanden gestern Kundgebungen statt.
    Mit Fahnen und Plakaten waren die Beschäftigten gestern Nachmittag vor das Werk in der Heinrich-von-Buz-Straße gezogen. An allen Manroland-Standorten fanden gestern Kundgebungen statt. Foto: Foto: Silvio Wyszengrad

    Für OB Kurt Gribl ist Manroland mehr als ein Unternehmen. „Manroland ist Augsburg, Manroland ist die Region“, rief er gestern bei einer Kundgebung der IG Metall in die Menge. Mehr als 2000 Menschen waren vor das Werk des insolventen Druckmaschinenherstellers gekommen, um sich für den Erhalt der Arbeitsplätze stark zu machen.

    Sie trugen Fahnen und hielten Plakate in die Höhe: „Rettet unsere 2400 Arbeitsplätze“, war darauf zu lesen. Unterstützung bekamen die Manroland-Mitarbeiter von Beschäftigten anderer Unternehmen aus der Region und Politikern. Die Bevollmächtigte der IG Metall, Christiane de Santana, nahm vor allem die beiden Gesellschafter, die Allianz und MAN, in die Pflicht. „Wir werden so lange weitermachen, bis sie aus ihren dunklen Ecken kommen – und zwar nicht mit leeren Händen, sondern mit Taschen voller Geld, damit es hier bei Manroland weitergehen kann.“

    Familien vor ungewisser Zukunft

    Die kämpferische Rede der Gewerkschafterin und des Betriebsratsvorsitzenden Jürgen Bänsch sowie die große Solidarität machten vielen Manroland-Mitarbeiter gestern Mut. „Es ist ganz gut, wenn man so unterstützt wird“, sagte Karin Euba. Vergangenen Freitag war die Dreherin mit ihren Kollegen bei einer Betriebsversammlung über die Insolvenz des Traditionsunternehmens informiert worden. Seitdem gibt es auf allen Ebenen Bemühungen, Manroland zu retten. Die Zukunft für 2400 Mitarbeiter und ihre Familien ist dennoch ungewiss.

    Geklärt ist nun aber zumindest die Frage der finanziellen Absicherung in den kommenden drei Monaten durch das Insolvenzgeld. Da rund 1200 Beschäftigte zuletzt in Kurzarbeit waren, war anfangs unklar, wie viel Lohn sie künftig bekommen werden und welche Arbeitszeitregelungen in der Phase der vorläufigen Insolvenz gelten.

    Weihnachtsgeld für Mitarbeiter

    Laut Reinhold Demel, Chef der Arbeitsagentur in Augsburg, werden die Mitarbeitern bis einschließlich Januar ein Gehalt in Höhe des regulären Nettolohns inklusive Sonderleistungen bekommen. Bei den Kurzarbeitern wird im November die reduzierte Arbeitszeit über Kurzarbeitergeld abgedeckt. Auch Weihnachtsgeld steht den Beschäftigten zu. Darauf hatten die Manroland-Mitarbeiter ursprünglich wegen der schwierigen Situation ihres Unternehmens verzichtet.

    Was danach passiert, ist allerdings offen. Für Karin Euba ist dieses Gefühl nicht neu. „Wir leben seit drei Jahren nur von Monat zu Monat“, sagte die Dreherin. Doch sie ist sich „hundertprozentig sicher“, dass es weitergehen wird. Soviel Zuversicht war gestern nicht bei allen zu spüren. „Wir glauben an gar nichts mehr“, sagte einer der Beschäftigten. Zuhause warten Frau und zwei Kinder, er ist Alleinverdiener. „Was soll man da machen“, fragte er. Hinter Richard Mader liegt eine Woche mit schlaflosen Nächten. „Man denkt immer nach“, sagte der Lagerarbeiter. Er ist seit 26 Jahren im Unternehmen, war einst von Diesel & Turbo zu Manroland gewechselt. Jetzt ist er fast 50. „In dem Alter findet man doch nichts mehr.“ Aber er will die Hoffnung nicht aufgeben. Vor allem nicht bei der Unterstützung, die er gestern erfahren hat. "Seite 9

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