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Kulturtage: Wo Hochzoll seinen Broadway hat

Kulturtage

Wo Hochzoll seinen Broadway hat

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    Pia Haertinger und Gregor Lang dankten Imme Heiligendorff (v. li.) vom Staatstheater Augsburg für das, was sie mit den Hochzoller Laien geschaffen hat.
    Pia Haertinger und Gregor Lang dankten Imme Heiligendorff (v. li.) vom Staatstheater Augsburg für das, was sie mit den Hochzoller Laien geschaffen hat. Foto: Eichhammer

    „Vor ein paar Wochen gab es dieses Stück noch nicht“ – mit diesen Worten stimmte Imme Heiligendorff das Publikum im Holzerbau am Sonntag auf die Werkschau ein. Was die Laien an diesem Abend im Rahmen der Hochzoller Kulturtage darboten, war dank der Unterstützung der Theaterpädagogin vom Staatstheater Augsburg im wahrsten Wortsinn bühnenreif. Die sechs Laienschauspieler hatten sich nach den Sommerferien jeden Dienstag getroffen, um gemeinsam ein eigenes Theaterstück zu erschaffen, das das Hochzoller Leben künstlerisch widerspiegelt.

    Die Fragestellung, mit der sie ans Werk gingen: Was mögen wir an Hochzoll, was nicht? Was wünschen wir uns für den Stadtteil? Die ersten Ideen wurden in einer Art Improvisationstheater gesammelt. Aus den besten Ideen dieses gespielten Brainstormings entstanden unter der professionellen Anleitung von Imme Heiligendorff teils heitere, teils nachdenkliche Szenen unter dem Motto „Neulich in

    Julia Simons ist eine der sechs Darsteller. Ihre Mutter hatte den Aufruf in der Zeitung gelesen und sie auf das Projekt aufmerksam gemacht, weil die Tochter bereits im Gymnasium gern Theater gespielt hatte. Nach langer Pause stand die 30-Jährige also erneut auf einer Bühne. Diesmal mit einem Stück, dessen Inhalt sie selbst miterschaffen hatte. „Der spielerische Ansatz macht mega Spaß“, sagt Simons. Während die Laiendarsteller den Einblick in die Theaterluft aufregend fanden, war es für die Theaterpädagogin Imme Heiligendorff spannend, „mit einer altersheterogenen Gruppe zu schauen, was wir in so kurzer Zeit gemeinsam entwickeln können“. Mutig, offen und neugierig seien die Darsteller den Weg mitgegangen, das sei „ein großes Geschenk“. Mit Laien ein Theaterstück rund um einen Stadtteil erschaffen, das war auch für Imme Heiligendorff Neuland. Entsprechend gespannt waren alle Beteiligten auf die Reaktion des Publikums.

    Am Sonntag um 19 Uhr verwandelte sich die Bühne im Holzerbau in typische Stationen des Hochzoller Alltags. Nicht mit aufwendigem Bühnenbild, sondern vor dem geistigen Auge der Zuschauer. „Keine große Inszenierung, sondern Theater von Hand“, hatte die Theaterpädagogin angekündigt. Die Protagonisten nahmen das Publikum mit auf Gedankenreisen durch den Stadtteil – unter anderem vor eine Kneipe an der Friedberger Straße.

    Eine Schauspielerin stellte augenzwinkernd die Frage, warum es da so laut ist, wo doch auf einem Schild von der „Romantischen Straße“ die Rede war. Ein anderer Darsteller zeigte ironischen Lokalpatriotismus: „Der Pariser hat seine Champs-Élysée, der New Yorker seinen Broadway – und der Hochzoller seine Friedberger Straße.“ In einer anderen Szene erinnerten sich die Figuren, dass es hier mal einen Rewe gab und der angeblich wieder kommen solle. Die Protagonisten fragten sich, für was das Kürzel

    Die selbstironische Sichtweise auf den eigenen Stadtteil kam beim Publikum sehr gut an. Es wurde viel gelacht und noch mehr applaudiert. Still war es im Saal nur, als zwischen den Zeilen die Schattenseiten des Kinderheims in der Nazizeit angedeutet wurden. Am Ende des halbstündigen Stückes standen die Figuren auf dem Markt am Zwölf-Apostel-Platz und äußerten ihre Wunschträume. Da wurde die Friedberger Straße um 50 Meter höher gelegt, sodass der Straßenlärm zum sanften Rauschen verebbte, während der Norma sich in einen Bioladen mit günstigen Preisen verwandelte. Die Antwort der Figuren auf die Frage, wo das Hochzoller Herz schlägt: „Da, wo wir sind!“

    Theaterpädagogin Imme Heiligendorff konnte stolz auf ihre Darsteller sein. Die Werkschau wirkte bereits wie ein fertiges Stück – und die Laien wie Profischauspieler. Das Publikum honorierte dies mit viel Beifall. Gregor Lang und Pia Haertinger, Vorsitzende des Hochzoller Kulturtage-Vereins, sprachen aus, was viele im Saal dachten: „Das sollte noch mal aufgeführt werden, das Projekt sollte unbedingt weitergehen.“ Heidi Grybas, die zur Laientruppe zählt, wäre sofort dabei. Die 67-Jährige hat sogar schon eine Grundidee für ein Theaterstück: „Die Diskrepanz zwischen Hochzoll Nord und Süd mit der Friedberger Straße als Grenze.“

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