Kulturausschuss – entfällt. So ist es im Ratsinformationssystem der Stadt zu lesen, in dem unter anderem die Sitzungstermine samt Tagesordnung aufgelistet sind. Die erste Ausschusssitzung des neuen Stadtrats sollte eigentlich am Montag nach den Pfingstferien stattfinden. Den Grund, warum die Sitzung nicht stattfindet, liefert eine Pressemitteilung der Sozialfraktion von SPD und Linken: mangels Themen. Diese mehr als dürftige Begründung ist natürlich ein Fest für die Rathausopposition, die sofort auf die Schwachstellen hinweist: Die Kulturschaffenden gingen am Stock, die freie Szene befinde sich in Existenznöten, doch der städtische Kulturausschuss spreche nicht darüber, wie es in Augsburg mit der Kultur weitergehe.
Klar, dieser Argumentation kann man sich anschließen. Es hat ja etwas Groteskes, wenn dieser noch nie dagewesene Zustand, das komplette Verbot aller kulturellen Veranstaltungen mit all seinen Verwerfungen, nicht Thema genug ist. Es gäbe sehr viel zu besprechen, selbstverständlich – zum Beispiel, ob jetzt mit den städtischen Maßnahmen sichergestellt worden ist, dass es die freie Szene irgendwie über die Corona-Krise schafft.
Gerade jetzt fehlt jemand für das Krisenmanagement
Kulturausschuss – entfällt: Darin äußert sich natürlich auch noch eine andere politische Entscheidung: Die, den Leiter des neuen Kultur- und Sportreferats auszuschreiben. Noch ist die Stelle nicht besetzt. Gerade jetzt fehlt also jemand, der das Krisenmanagement der Stadt im Kulturbereich moderiert, kommentiert und forciert.
Bis zur Besetzung hat Oberbürgermeisterin Eva Weber die Kultur zur „Chefsache“ erklärt. Sie hat gleich als eine ihrer ersten Amtstaten das Gespräch mit Augsburger Kulturschaffenden gesucht. Man kann ihr sicher nicht vorwerfen, dass sie dieses Thema unterschätzt hat. Aber selbstverständlich hat für die Oberbürgermeisterin das Ganze immer eine höhere Priorität als dieser eine Teil der Augsburger Stadtpolitik.
Gerade jetzt bräuchte man einen zupackenden Referenten, der Zuversicht vermittelt, der aufzeigt, dass die Politik die Kultur nicht nur aus seuchentechnischen Gesichtspunkten betrachtet – also am ehesten verzichtbar, um die Ausbreitung des Coronavirus möglichst einzudämmen. Die kulturellen Veranstaltungen gehörten zu den ersten Opfern der Corona-Krise. Bei den Lockerungen wurden sie erst zum Schluss wieder ermöglicht. Großveranstaltungen sind bis zum 31. August abgesagt. Für viele Kulturschaffende bedeutet das, monatelang ihren Beruf nicht ausüben zu können – mit allen negativen Folgen. Selbstverständlich ist das ein Thema, über das diskutiert werden muss.
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