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Kuka: Dividende und Spätzle

Kuka

Dividende und Spätzle

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    Die jüngste „Aktionärin“: Romina Schwab war mit ihrem Papa Jürgen Schwab zur Hauptversammlung gekommen.
    Die jüngste „Aktionärin“: Romina Schwab war mit ihrem Papa Jürgen Schwab zur Hauptversammlung gekommen.

    Es soll Leute geben, die nur wegen des Essens kommen. Hat er gehört. Und Leute, die von der Qualität des dargebotenen Buffets auf den Zustand des Konzerns schließen. „Gutes Essen, gute Firma“, sagt der Rentner. Bei ihm ist das anders: „Ich muss auf meine Linie achten.“ Und trotzdem ist der Augsburger am Mittwochvormittag bei der Hauptversammlung des Roboter- und Anlagenbauers Kuka.

    Einmal im Jahr müssen die Spitzen großer Aktiengesellschaften ihren Geldgebern bei diesen Veranstaltungen Rede und Antwort stehen. Jeder, der eine Aktie besitzt, wird eingeladen. Und jeder, der will, darf seine Fragen an den Vorstand richten. „Es ist eine Pflichtveranstaltung für uns“, gibt Kuka-Sprecher Dr. Gert Butter zu. Eine mit vielen juristischen und bürokratischen Vorschriften. „Aber es ist auch die Möglichkeit, uns unseren Aktionären zu präsentieren.“

    Weil das mit den nackten Zahlen allein nicht immer so gut gelingt, legen viele Konzerne noch ein bisschen was obendrauf: Filetspitzen mit Spätzle zum Beispiel. Auch der Rentner langt am Kuka-Buffet zu. Nur eine kleine Portion – der schlanken Linie wegen. Doch es geht dem Mann, der, wie er sagt, nur einen Steinwurf vom Kuka-Werk entfernt wohnt, ohnehin um etwas anderes. „Ich will wissen, was das für Leute sind, die da vorne sitzen und entscheiden.“ Schließlich hat er ihnen als Aktionär sein Geld anvertraut.

    Till Reuter ist einer von „den Leuten“. Er ist der Vorstandsvorsitzende der Kuka AG. Drinnen im großen Saal spinnt er am Mittwochvormittag seine Zukunftsvisionen. Oben auf der Bühne perfekt in Szene gesetzt vor dem großen Kuka-Logo. Rund 600 Aktionäre lauschen, wie Reuter vom wachsenden Asiengeschäft berichtete und von der Zukunft der Robotertechnologie. Es geht um ein Milliardengeschäft, bei dem auch zwei Augsburger BWL-Studenten mitmischen – ein bisschen zumindest.

    50 Euro haben ein 25-jähriger angehender Betriebswirt und seine Freundin investiert. „Ich hab mir von verschiedenen Unternehmen jeweils ein paar Aktien gekauft“, erzählt er, „damit ich auf die Hauptversammlungen darf.“ Finanziell rentiere sich seine Investition natürlich nicht. „Aber man kann bei diesen Veranstaltungen sehen, wie das alles in der Praxis läuft.“ Das tut das Paar am Mittwoch gut eineinhalb Stunden lang. Als drinnen im Saal die Aktionärsvertreter noch immer ihre Fragen an den Vorstand richten, da nehmen die beiden bereits Platz im Foyer zum Mittagessen. „Das ist natürlich auch ein Grund zu kommen.“

    Drinnen im Saal betritt einer der Kleinaktionäre mit olivgrünem Pullunder das Podium. Er wird trotz Rekordergebnis des Unternehmens erneut keine Dividende bekommen. Das wurmt. „Warum kriegen dann die Mitarbeiter trotzdem Weihnachts- und Urlaubsgeld“, will er wissen. Der Vorstand wird’s ihm erklären müssen.

    Nach fast zwei Stunden aber leert sich der Saal, in dem die Reden gehalten werden, mehr und mehr, das Foyer füllt sich. Aus der vom Aktienrecht streng reglementierten Veranstaltungen wird so etwas wie ein Familienfest. Es gibt Wein und Bier, man plauscht. Auch viele Kuka-Entscheider mischen sich unters Volk. Das Unternehmen gehört neben Cancom, Patrizia oder Klassik Radio zu den wenigen börsennotierten Konzernen, die ihre Hauptversammlung in Augsburg abhalten. Diese Chance wollen viele Aktionäre aus der Region nutzen. Es sind vor allem ältere Menschen, die am Mittwoch gekommen sind, Kleinaktionäre. Die Besucher, die da sind, halten insgesamt nur etwa 50 Prozent aller Aktien, darunter Großaktionär Grenzebach, der allein schon knapp 25 Prozent besitzt. Manche Experten halten Hauptversammlungen daher für reines Theater. Beate Bitter, 62, sieht das anders. Auch sie hat Aktien mehrerer Unternehmen. Hauptversammlungen gehören für sie dazu. Letzte Woche war sie bei der Deutschen Bank. „Aber man muss wissen, um was es geht“, sagt die Münchnerin. Sie informiert sich, liest sich ein. „Ich will wissen, in was ich investiere.“

    Nach rund zweieinhalb Stunden ist die Hauptversammlung zu Ende – zumindest der offizielle Teil. Wer nach Hause geht, bekommt ein Törtchen mit Kuka-Logo mit auf dem Weg. Auch das gehört dazu. „Wir wollen unseren Aktionären etwas bieten“, sagt Sprecher Butter. "Wirtschaft Seite 8

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