Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Augsburg: "Kreuzer"-Chef: Mit 56 krempelt er noch einmal sein Leben um

Augsburg

"Kreuzer"-Chef: Mit 56 krempelt er noch einmal sein Leben um

    • |
    Michael Rehn-Götzfried hat in der Heilig-Kreuz-Straße ein neues Lokal eröffnet: das Kreuzer.
    Michael Rehn-Götzfried hat in der Heilig-Kreuz-Straße ein neues Lokal eröffnet: das Kreuzer. Foto: Silvio Wyszengrad

    Alles hinwerfen. Umsatteln. Etwas komplett anderes machen. Irgendwann kommt wohl in jedem Berufsleben der Moment, in dem man sich darüber Gedanken macht. Bei Michael Rehn-Götzfried war es genau so. Doch während andere warten, bis der Moment verstreicht, handelte er: Seit Dienstag steht der Immobilienexperte in der Küche seines eigenen Lokals, dem „Kreuzer“.

    30 Jahre lang hat er auf diesen Moment hingearbeitet. „Nach der Schule wollte ich schon Koch werden, doch meine Mutter riet mir, ich solle etwas Richtiges lernen.“ Also ein Studium. Danach Posten in Zürich, Freising, München. Rehn-Götzfried war erfolgreich. Erfolgreich, aber nicht glücklich – zumindest in den letzten Jahren nicht mehr. Der 56-Jährige verwaltete den Bestand privater und öffentlicher Immobilienbesitzer. Doch durch den angespannten Markt entwickelten sich Wohnungen mehr und mehr zur Ware. „Der Umgang mit den Mietern wurde immer schlimmer: Manche wollte man gar nicht mehr haben, anderen oktroyierte man hohe Preise auf“, sagt Rehn-Götzfried. Eine Zeit lang sah er zu. „Dann wollte ich das nicht mehr mittragen.“

    Der Kreuzer-Chef hatte immer einen Plan B

    Die Frage nach dem Plan B bringt so manchen in Schwierigkeiten. Kann man noch etwas besser als das, was man gelernt hat? Und falls ja: Bringt man den Mut auf, es auf dem anderen Feld zu versuchen? Michael Rehn-Götzfried hatte keine Zweifel. Für ihn stand fest, er würde tun, was er schon als Sechsjähriger mit der Großmutter tat – kochen. „Das ist mein Extrem-Hobby. Es ist für mich Entspannung, Lust und Therapie gegen Stress.“ Selbst nach einem 15-Stunden-Tag stellt er sich abends an den Herd, um für ihn und seinen Partner zu kochen. „Für mich heißt das, herunterzukommen.“ Ab sofort geschieht das in seinem Lokal.

    Rehn-Götzfried hat einige Monate nach passenden Räumen gesucht. Fündig wurde er in der Heilig-Kreuz-Straße, wo vor kurzem ein italienisches Lokal aufgab. Konkurrenz gibt es aber noch immer genügend auf dieser Restaurant-Meile: zwei Italiener, ein Japaner, ein Grieche – und damit sind längst nicht alle genannt. Macht ihm, dem Gastro-Neuling, das Angst? Nein, sagt Rehn-Götzfried, er habe keine Bedenken: „Ich kann kochen und ich kann das Kaufmännische. Ich habe Firmen mit 600 Leuten geleitet.“

    Nun, im Kreuzer, hat der 56-Jährige zwei: eine Kraft im Service und einen Koch, der den Chef in der Küche unterstützt, „weil ich ja auch raus möchte zu den Gästen“. Zwei Jahre hat sich Rehn-Götzfried gegeben, dann soll sich das „Kreuzer“ tragen. Eine leichte Zeit wird das nicht werden, weil irgendwann in unmittelbarer Nähe aufgrund der Theatersanierung eine große Baustelle ansteht. Doch der Inhaber des „Kreuzer“, der auch schon einige Monate in einer Sterneküche gearbeitet hat, ist überzeugt: „Qualität setzt sich durch.“

    Die Räume des Lokals wurden umgebaut und neu gestaltet. Gleich rechts vom Eingang steht nun ein massiver Schrank aus dem 18. Jahrhundert, links eine Aufschnittmaschine mit Schwungrad von Berkel. Er habe beinahe den Gegenwert eines Kleinwagens dafür bezahlt, sagt Rehn-Götzfried. Aber so ist das nun einmal: Wer Träume verwirklichen möchte, muss investieren. Manchmal nur Zeit, viel öfter auch Geld.

    Die Speisen sind auf einer Kreidetafel notiert

    Das Restaurant samt Außengastronomie zur Straße und im Innenhof wird an fünf Tagen die Woche geöffnet haben – mittags und abends. Eine gedruckte Karte wird es nicht geben, dafür häufig wechselnde Gerichte, notiert auf einer Kreidetafel. Die Speisekarte möchte Rehn-Götzfried klein halten, „weil klein auch frisch heißt“. Die Zutaten für seine Gerichte sind saisonal und kommen aus der Region. Der Metzger zum Beispiel ist aus Augsburg und zieht Rinder, Schweine und Lämmer selbst auf. Kochen will Rehn-Götzfried schwäbisch und bayerisch – mit Ausflügen nach Italien und Frankreich. Ein Schwerpunkt auf der Karte werden Terrinen sein, „weil es sie sonst in keinem Lokal hier gibt“. Mittags können die Gäste des „Kreuzer“ unter verschiedenen Baguettes wählen. Und der Name des Lokals? „Der ergibt sich zum einen aus der Lage in der Heilig-Kreuz-Straße und gegenüber der Heilig-Kreuz-Kirche. Außerdem kreuze ich aus der schwäbischen Küche immer wieder ins Mediterrane.“

    Michael Rehn-Götzfried freut sich auf die letzten zehn Jahre seines Berufslebens – und er hat Unterstützung: Sein Lebenspartner Christoph Emmendörffer, Leiter des Maximilianmuseums, half ihm beim Umbau und akzeptiert, das sich das gemeinsame Leben nun noch einmal verändert. „Vor elf Uhr werde ich abends kaum noch nach Hause kommen“, sagt der Chef des „Kreuzer“. Hilfe bekommt er aber auch von seinem Vater, einem Weinliebhaber: Er ist ständig auf der Suche nach neuen, ausgezeichneten Weinen. Die, die beide als gut erachten, gibt es künftig auch im Lokal.

    Das „Kreuzer“: Das neue Lokal ist in der Heilig-Kreuz-Straße 10. Geöffnet ist Dienstag bis Samstag. Weitere Informationen unter www.kreuzer-speiselokal.de

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden