Seit einigen Tagen sind in Bayern zwei Flüchtlingsmärsche zu Fuß nach München unterwegs. Die Teilnehmer wollen gegen die bayerische Asylpolitik demonstrieren. Eine Gruppe startete in Bayreuth, die andere in Würzburg. Letztere machte sich gestern von Donauwörth aus in Richtung Meitingen auf den Weg. Dabei kam es in Allmannshofen im Norden des Augsburger Landkreises zu einem kurzen Zusammenstoß zwischen der Polizei und den Teilnehmern. Grund: Die Asylbewerber hatten sich gegen die Kontrolle ihrer Personalien gewehrt.
Schilderungen widersprechen sich
Was sich dabei genau zugetragen hat, lässt sich nur schwer nachvollziehen. Die Schilderungen der Polizei und der Teilnehmer widersprechen sich. Laut Auskunft von Udo Dreher von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Schwaben habe man die Teilnehmer des Protestzuges schon im Vorfeld während der Mittagspause im Druisheim (Kreis Donau-Ries) darauf aufmerksam gemacht, dass man die Personalien überprüfen wolle. Auf dieses Angebot seien die Asylbewerber aber nicht eingegangen.
Bei Allmannshofen hätte die Polizei von den Teilnehmern des Zuges erneut die gewünschten Angaben gefordert. Die Asylbewerber ließen sich aber auf der Wiese nieder und hakten sich unter. Beim Versuch, eine Person herauslösen, sei es zu einem Handgemenge gekommen, so Dreher. Dabei habe ein Teilnehmer einen Polizisten angerempelt. Laut ersten Auswertungen des Filmmaterials, das die Polizei während des Vorfalls machte, habe sich der Beamte dagegen nicht gewehrt, sagt Dreher.
Die Teilnehmer des Flüchtlingsmarsches schildern den Vorfall dagegen ganz anders. „Die Polizei hat uns umzingelt und versucht, einzelne Leute rauszuziehen“, berichtet der 20-jährige Ali Heydari. „Wir sind geschlagen und gewürgt worden“, so seine Schilderung des Vorfalls.
Die Residenzpflicht sorgt für Unmut
Nach dem kurzen Handgemenge kam es auf der Wiese unter praller Sonne zu einer Auseinandersetzung. Die Polizei machte den Teilnehmern des Marsches verschiedene Angebote. So sollten die Flüchtlinge ihren kompletten Namen und das Geburtsdatum angeben, dann dürften sie weiterziehen. Doch die Flüchtlinge lenkten nicht ein. „Die Polizei argumentiert, dass sie überprüfen wolle, ob wir gegen die Residenzpflicht verstoßen. Unser Protest richtet sich aber genau dagegen“, so Asylbewerber Ali Heydari.
Die Residenzpflicht besagt, dass sich ein Flüchtling nur in einem bestimmten Regierungsbezirk oder einem daran angrenzenden Landkreis aufhalten darf. Diese Vorschrift ist nur einer der Gründe für den Protestmarsch. „Wir wollen dieselben Rechte wie andere Menschen“, sagt Heydari. „Wir würden gerne studieren, arbeiten, uns frei bewegen.“
Da nach den Verhandlungen keine Einigung gefunden werden konnte, entschied Einsatzleiter Walter Wiedemann, den Protestzug ohne eine Kontrolle weiterziehen zu lassen. „Wenn wir das mit Zwang gemacht hätten, hätte es vielleicht Verletzte gegeben“, so seine Einschätzung. Nach dem Abzug der Polizei setzte sich der Protestzug in Richtung Meitingen in Bewegung, wo die Gruppe in einer Turnhalle schlafen kann. Heute machen sich die Asylbewerber in Richtung Augsburg auf den Weg. Dort soll es am Samstag um 10.30 Uhr eine Demonstration auf dem Rathausplatz geben.