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Kreis Augsburg: Doppelmord von Hirblingen - Alle Spuren führen zu Waldemar N.

Kreis Augsburg

Doppelmord von Hirblingen - Alle Spuren führen zu Waldemar N.

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    Neben dem Flüsschen Schmutter hatten die Beamten kurz vor Heiligabend die Leichen der beiden getöteten Frauen aus Hirblingen entdeckt.
    Neben dem Flüsschen Schmutter hatten die Beamten kurz vor Heiligabend die Leichen der beiden getöteten Frauen aus Hirblingen entdeckt. Foto: Marcus Merk (Archiv)

    Es wird dunkel am Dienstagvormittag um 9.55 Uhr im Augsburger Schwurgerichtssaal. Ein Spurensicherer der Kriminalpolizei wirft die Ergebnisse seiner Untersuchungen mittels eines Beamers an die Wand. Was dort zu sehen ist, lässt den Prozessbesuchern den Atem stocken.

    Auf Fotos und 360-Grad-Aufnahmen sind der Tatort des Doppelmordes von Hirblingen zu sehen, der Ort an der Schmutter, an dem die Leichen der beiden ermordeten Frauen vergraben worden sind und die Wohnung des Angeklagten. Das Haus der Frauen ist weihnachtlich dekoriert, eine Krippe ist aufgebaut. Nichts deutet auf den Bildern zunächst auf ein Verbrechen hin. Beate N. und Elke W. hatten sich auf Weihnachten gefreut. Doch sie erlebten das Fest nicht mehr.

    Es ist der neunte Verhandlungstag im Prozess um die Aufsehen erregende Bluttat - und es ist der Tag, an dem auch die letzten Zweifel daran beseitigt werden, dass Waldemar N. der Doppelmörder ist. Eine erdrückende Vielzahl von Spuren belegt, dass es nach menschlichem Ermessen keinen anderen Täter geben kann. Die Aussage des Augsburger Spurensicherers Günther Wessel und der DNA-Expertin Katja Anslinger vom Münchner Institut für Rechtsmedizin machen den Weg frei für eine Verurteilung des 32-jährigen Nachbarn der beiden Opfer.

    Doppelmord von Hirblingen: Waldemar N. hinterließ zahlreiche Spuren

    Die Tathypothese der Augsburger Kripo wird durch die Spuren nachhaltig gestützt. Demnach soll N. nach seiner Nachtschicht am Freitagmorgen, 9. Dezember 2016, seine Nachbarinnen Beate N. und Elke W. mit zwei mitgebrachten Messern erstochen haben. Die Tat soll sich im Keller des Wohnhauses der Opfer abgespielt haben. Den Schlüssel zur Wohnung der Frauen hatte er, weil seine Mutter sich in Abwesenheit der Nachbarinnen oft um deren Katze und Pflanzen kümmerte.

    N. soll die Leichen in Schlafsäcke gepackt und in einem Kellerraum versteckt haben. Zuvor habe er sich die PIN-Nummern der Bankkarten laut Anklage mit brutalen Schlägen erzwungen. Die Karten nahm er mit und hob gut 5000 Euro von den Konten des Paares ab. In der Nacht zum Sonntag soll N. die Leichen außerhalb von Hirblingen an der Schmutter vergraben haben. Für den Transport der Leichen habe er Beate N.s Peugeot 3008 benutzt. Die Wohnung der Opfer soll er penibel geputzt haben. Dann meldete er sich krank und fuhr nach Prag. Seit 16. Dezember 2016 sitzt N. in U-Haft.

    Nun ist es nach den Untersuchungen der Kriminaltechniker so: An Küchenmessern, die in Waldemar N.s Wohnung gefunden worden sind, fanden sich DNA-Spuren der beiden Opfer. An den Sprunggelenken der Leichen entdeckten die Kripobeamten massenhaft genetische Spuren von Waldemar N. – er hat die Leichen wohl an den Füßen gezogen. Im Kofferraum von Beate N.s Peugeot 3008 konnte die Polizei massive Blutspuren der beiden Frauen sichern. Auf den Rücksitzen war ebenfalls Blut, sowie auf Gas- und Bremspedal des Peugeot.

    Dass Waldemar N. dieses Auto gefahren hat, ist ebenfalls sehr wahrscheinlich: Abdrücke von seinen Schuhen waren auf der Fußmatte der Fahrerseite. N.s DNA-Spuren sind zudem überall im

    Luminol brachte weggewischte Blutspuren zum Leuchten

    Da sind zum Beispiel blaue Einweghandschuhe, die in diesem Fall immer wieder auftauchen. Die Kripo hat derartige Gummihandschuhe in Waldemar N.s Wohnung gefunden. Solche Handschuhe lagen auch neben dem Vergrabungsort der Leichen. Und die wurden neben Beate N.s Peugeot gefunden, den der Täter in Hirblingen in einer Nebenstraße geparkt hatte. Diese Handschuhe trugen Genspuren vom Angeklagten N., wie DNA-Expertin Katja Anslinger berichtet. Auch dies ein gewichtiges Indiz gegen Waldemar N.

    Dabei war es anfangs gar nicht so leicht herauszufinden, dass sich die Bluttat im Haus der beiden Frauen zugetragen hat. Denn bei der ersten Durchsuchung deutete zunächst nichts darauf hin. Es gab keine Kampf- oder Blutspuren. Der Täter musste die Wohnung penibel geputzt haben.

    Doch nachdem sich der Verdacht gegen Waldemar N.erhärtet hatte, benutzten die Spurensicherer das „Wundermittel“ Luminol. Die Chemikalie reagiert auf kleinste Blutanhaftungen, die mithilfe von Schwarzlicht sichtbar gemacht werden können. Die Stellen, an denen sich Blut befindet, leuchten dann bläulich. Kriminaltechniker Wessel beschreibt, wie der Keller im Haus der beiden Frauen mit Luminol behandelt worden ist. Dann zeigt er ein Foto: Fast der gesamte Kellerboden leuchtet bläulich und auch die Kellertreppe. „Da war uns klar, dass etwas ganz, ganz Furchtbares passiert sein muss“, sagt Wessel.

    Wahrscheinlich hat Waldemar N. seine Opfer nach dem Mord an den Füßen durch das Haus gezogen und sie in Schlafsäcke gepackt. Anschließend hat er wohl sich gewaschen und die Wohnung gesäubert. Auch an Wasserhähnen fanden die Ermittler Waldemar N.s DNA. Massenhaft Blutspuren waren auch an Waschbecken und einer Dusche im Keller. „Für mich sah es so aus, als hätte jemand einen Kübel mit Blut-Wasser-Gemisch ins Waschbecken gekippt“, sagt Spurentechniker Wessel.

    Der Angeklagte Waldemar N. bleibt auch angesichts der grausigen Details dieses Verhandlungstages äußerlich völlig ungerührt. Er ist auch weiterhin nicht bereit, auszusagen, teilen seine Verteidiger Walter Rubach und Hansjörg Schmid mit. Dagegen sind Elke W.s Schwestern erschüttert. Die beiden verfolgen den Prozess als Nebenklägerinnen, vertreten durch die Anwältin Marion Zech. Die Einzelheiten des brutalen Verbrechens so genau geschildert zu bekommen, nimmt die zwei Frauen sichtlich mit.

    Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt.

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