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Kommunalwahl Augsburg: Frauen, Migranten, Junge: So repräsentativ sind die Listen

Kommunalwahl Augsburg

Frauen, Migranten, Junge: So repräsentativ sind die Listen

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    Wie gut sind Frauen und Migranten im Augsburger Stadtrat vertreten?
    Wie gut sind Frauen und Migranten im Augsburger Stadtrat vertreten? Foto: Silvio Wyszengrad

    So viel Auswahl hatten die Augsburger bei einer Kommunalwahl noch nie: 15 Parteien und Gruppierungen kämpfen am 15. März um den Einzug in den Stadtrat, 773 Kandidaten treten an – für 60 Plätze, die zu vergeben sind. Sechs Jahre lang vertreten die gewählten Stadträte dann den Willen der Augsburger Bürger. Doch wie gut repräsentieren die Kommunalpolitiker eigentlich die Stadtgesellschaft? Ein Blick auf Bevölkerungsstruktur und Kandidatenlisten.

    In einigen Punkten ähneln die Parteien der Bevölkerungsstruktur Augsburgs

    Die Vergangenheit als Textil- und Produktionsstadt hat Augsburg geprägt: Das Durchschnittseinkommen ist hier geringer als in vergleichbaren Städten, der Anteil an Ausländern und Menschen mit Migrationshintergrund liegt mit 46 Prozent relativ hoch: 70.000 Augsburger haben ihre Wurzeln im Ausland, rund 67.000 sind Ausländer. Insgesamt leben in Augsburg Menschen aus mehr als 160 Nationen.

    Im Vergleich mit Deutschland, wo sich das Durchschnittsalter auf 45 Jahre beläuft, ist Augsburg geringfügig jünger: Der Durchschnitt liegt hier bei 42 Jahren. Etwa 56.000 Einwohner sind zwischen 18 und 30 Jahre alt, 46.000 sind 65 Jahre und älter. Frauen sind in der Stadtgesellschaft leicht in der Überzahl: Mit rund 150.000 liegt ihr Anteil an der Augsburger Bevölkerung bei 50,6 Prozent (Stand Herbst 2019).

    Einige Parteien und Gruppierungen, die zur Kommunalwahl antreten, kommen diesen Durchschnittswerten in der Zusammensetzung ihrer Stadtratslisten recht nahe. Das Durchschnittsalter aller Bewerber liegt bei 44 Jahren. 40 Prozent der 773 Kandidaten sind weiblich. Was den Migrationshintergrund betrifft, geben nicht alle Parteien Auskunft.

    Hoher Migrationsanteil bei manchen Parteien in Augsburg

    Die Grünen setzen wie „Augsburg in Bürgerhand“ (AiB) auf eine Frauenquote: Von je 60 Kandidaten sind 30 weiblich. In anderen Punkten weichen die Grünen mit ihrer Liste vom Bevölkerungsdurchschnitt ab: Nur 15 Prozent ihrer Stadtratsbewerber haben Migrationshintergrund – deutlich weniger als die 46 Prozent der Stadtgesellschaft, wobei hier auch Nicht-EU-Bürger miteinbezogen sind. Und die dürfen nicht für den Stadtrat kandidieren. Was die OB-Kandidaten betrifft, setzen die Grünen mit Martina Wild, 43, auf eine Frau, AiB auf Bruno Marcon, 66.

    Die Liste der Augsburger AfD zählt – nach „Wir sind Augsburg“ (WSA) – den zweithöchsten Anteil an Kandidaten mit Migrationshintergrund unter allen Parteien und Gruppierungen. Auch der 32-jährige OB-Kandidat Andreas Jurca gehört dazu. Die 45 Prozent der Bewerber mit ausländischen Wurzeln lassen sich so erklären: Die AfD hat hohen Rückhalt unter Menschen mit osteuropäischem Migrationshintergrund, deren Anteil in Augsburg wiederum hoch ist. Allein Aussiedler gibt es mehr als 20.000 in der Stadt. Frauen gibt es auf der AfD-Liste dagegen eher wenige: Der Anteil weiblicher Kandidaten liegt bei 23 Prozent.

    Nur in einer Partei finden sich mehr Frauen als Männer auf der Liste: Die V-Partei schickt 37 Frauen ins Rennen – und 23 Männer. Das sind 61 Prozent. An der Spitze, als OB-Kandidat, tritt Roland Wegner, 44, an. Beim Durchschnittsalter unterbietet die V-Partei fast alle Augsburger Mitbewerber sowie die Stadtgesellschaft: 34 Jahre sind die Kandidaten im Schnitt.

    Dem Durchschnitt der Augsburger Bevölkerung am nächsten kommt die WSA. Die Hälfte ihrer Kandidaten hat Migrationsanteil; für die Gruppierung kandidieren Muslime sowie Augsburger mit Vorfahren aus der ganzen Welt. Der Frauenanteil liegt bei der WSA bei 45 Prozent, „Wir sind Augsburg“ setzt zudem auf eine OB-Kandidatin: Anna Tabak, 32, die zudem Migrationshintergrund hat.

    Sowohl die WSA als auch die SPD haben eine relativ junge Liste aufgestellt: Ihre Kandidaten sind im Schnitt 46 respektive 43 Jahre alt. Bei der FDP liegt der Altersdurchschnitt bei 44 Jahren. Ein Jahr älter ist OB-Kandidat Lars Vollmar. Dirk Wurm, Spitzenkandidat der SPD, ist 40 Jahre alt.

    Kommunalwahl 2020: Generation Aux stellt junge Liste auf

    Die FDP liegt mit einem Frauenanteil von 23 Prozent gleichauf mit der AfD – dagegen kommen die Sozialdemokraten auf fast 42 Prozent. Am wenigsten Frauen gehen für „Die Partei“ ins Rennen. Die Satirepartei kommt auf einen Frauenanteil von 18 Prozent, sie hat lediglich elf Kandidaten aufgestellt, zwei davon sind weiblich – darunter OB-Kandidatin Lisa McQueen, 29. Der Altersdurchschnitt bei „Die Partei“ liegt bei 33 Jahren.

    Generation Aux, eine Gruppierung von Augsburgern, die sich bislang zum Großteil kaum parteipolitisch engagierte, hat ebenfalls eine junge Liste aufgestellt. Im Schnitt sind die Kandidaten hier 35 Jahre alt. Den Gegenpol bildet Pro Augsburg mit einem Altersschnitt von 61 Jahren. Dafür ist der Frauenanteil in Höhe von 33 Prozent hier höher als in vielen anderen Parteien und Gruppierungen. Claudia Eberle, OB-Kandidatin von Pro Augsburg, ist 50 Jahre alt.

    Auch die ÖDP liegt mit einem Durchschnittsalter von 54 Jahren weit über dem Augsburgs, knapp gefolgt von der AfD mit 52 Jahren. ÖDP-Spitzenkandidat Christian Pettinger ist 56.

    Kaum Migranten bei den Linken in Augsburg

    Dann die CSU, die mit ihrer OB-Kandidatin Eva Weber, 42, auf eine sehr moderne Wahlkampagne setzt. Hier sind die Listenkandidaten im Schnitt 47 Jahre alt. Die CSU liegt damit im Mittelfeld aller Parteien und Gruppierungen, die in Augsburg antreten. Bei nur zehn Prozent Kandidaten mit Migrationshintergrund rangieren die Christsozialen eher am Tabellenende, mit einem Frauenanteil von 36 Prozent dagegen im oberen Mittelfeld. Etwas höher, bei 38 Prozent, liegt der Frauenanteil bei den Freien Wählern – deren Spitzenkandidat ist Peter Hummel, 50.

    Annähernd an den Augsburger Frauendurchschnitt reicht die Linke heran: 47 Prozent ihrer Kandidaten sind weiblich. Und beim Altersdurchschnitt bewegen sich die Sozialisten weit unter dem städtischen Querschnitt – mit 36 Jahren ist die Kandidatenliste recht jung. Auch Spitzenkandidat Frederik Hintermayr ist erst 27 Jahre alt. Die Migrationsquote bei den Linken liegt bei zehn Prozent.

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar von Jonas Voss: Mehr Migranten täten dem Augsburger Stadtrat gut

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