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Kommentar: Wurde bei der Theatersanierung alles schöngerechnet?

Kommentar

Wurde bei der Theatersanierung alles schöngerechnet?

Nicole Prestle
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    Der Neubau ist hinter dem Theater geplant. Dort stand bislang unter anderem die Brechtbühne.
    Der Neubau ist hinter dem Theater geplant. Dort stand bislang unter anderem die Brechtbühne. Foto: Silvio Wyszengrad

    Als Theaterplaner Walter Achatz 2015 die Pläne für die Theatersanierung vorstellte, nannte er vermeintlich belastbare Zahlen: Der Neubau werde zwischen 79 und 102 Millionen Euro kosten. Dem Stadtrat war das – wohl auch angesichts eines drohenden Bürgerbegehrens – zu viel. Also deckelte er die Ausgaben auf 72,8 Millionen Euro und ließ die Planer rechnen, bis diese Summe erreicht war.

    Gut ein halbes Jahr vor der Kommunalwahl könnte der Stadtregierung dieses blauäugige Vorgehen nun auf die Füße fallen. Denn die Sanierungskritiker werden zurecht einen schwerwiegenden Vorwurf neu zur Sprache bringen: Hat die Koalition das umstrittene Projekt schöngerechnet, um es politisch durchzusetzen?

    Vor vier Jahren: Der Theaterneubau sei kein Risiko

    Beweisen lässt sich das freilich nicht. Es ist auch schwer zu sagen, inwieweit der Stadtrat die Kostenentwicklung 2015 tatsächlich einschätzen konnte. Die Politiker verließen sich auf Aussagen und Erfahrung des Theaterplaners. Doch auch er muss sich jetzt der Kritik aussetzen: Walter Achatz hatte vor vier Jahren sehr überzeugt betont, der Neubau stelle kein finanzielles Risiko dar. Weder die Statik der Nebengebäude noch das Grundwasser würden Probleme machen. Nun sind es eben diese Punkte, die zur Verteuerung beitragen.

    Jeder Stadtrat hätte sich wohl auf diese Aussage verlassen. Dennoch könnten mindestens zwei OB-Kandidaten durch die aktuelle Entwicklung ein Glaubwürdigkeitsproblem bekommen: Im Fokus steht Eva Weber (CSU), die als Finanzreferentin für die Theatersanierung mit zu verantworten hat. Aber auch Martina Wild (Grüne) stimmte damals für das Millionenprojekt.

    Der Spielraum für die Theaterplaner wird kleiner

    Der Regierung wird daran gelegen sein, das Thema so schnell wie möglich vom Tisch zu bekommen. Bau- und Kulturverwaltung haben intensive Vorarbeit geleistet, um die Kosten zumindest einigermaßen in den Griff zu bekommen. Viel mehr Luft dürfte auch kaum sein: Je stärker man von der ursprünglichen Planung abweicht, desto geringer wären die Verbesserungen fürs Theater und seine Mitarbeiter. Es würde deshalb wenig Sinn machen, nun von der bisherigen Gesamtplanung abzuweichen. Dafür wurde schon zu viel Geld ausgegeben.

    Und die Theatersanierung war und ist grundsätzlich ja auch notwendig. Die Politiker sollten sich aber definitv für verlässliche Kalkulationen stark machen.

    Lesen Sie dazu den Artikel: Theater-Neubau wird über 20 Millionen Euro teurer (Plus+).

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