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Kommentar: Wirtschaftsstandort Augsburg: Im Sog der schlechten Nachrichten

Kommentar

Wirtschaftsstandort Augsburg: Im Sog der schlechten Nachrichten

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    Das angekündigte Aus des Fujitsu-Standorts Augsburg hat die Mitarbeiter hart getroffen. Sie kämpfen um ihre Arbeitsplätze, so wie hier bei einer Kundgebung in München Anfang November.
    Das angekündigte Aus des Fujitsu-Standorts Augsburg hat die Mitarbeiter hart getroffen. Sie kämpfen um ihre Arbeitsplätze, so wie hier bei einer Kundgebung in München Anfang November. Foto: Silvio Wyszengrad

    Es waren wenige Hiobsbotschaften, die das Jahr 2018 in der Wirtschaftsregion Augsburg aber geprägt haben. Es sind jene Nachrichten, die bei vielen Menschen erst einmal im Gedächtnis bleiben und Sorge und Verunsicherung auslösen. Ledvance, Fujitsu und Kuka haben mit ihren firmenindividuellen Geschehnissen vieles überlagert, was an positiven Entwicklungen im Wirtschaftsraum festzuhalten ist.

    Wirtschaft hat seit jeher mit Psychologie zu tun. Geht es vielen Kleinen gut, wird dies als selbstverständlich registriert. Kränkeln wenige Große, entsteht unwillkürlich eine gewisse Panik. Die Wahrnehmung, dass eine Krise näher rückt, kommt dann nicht nur bei Beschäftigten der Großfirmen an, die ihren Arbeitsplatz verloren haben oder wohl bald verlieren werden. Auch Außenstehende denken so.

    Handwerk bleibt extrem wichtig für die Region

    Dabei besteht nach wie vor kein Anlass, eine Untergangsstimmung zu verbreiten. Es gibt ungezählte Betriebe, die erfolgreich am Markt operieren. Sie stellen neue Mitarbeiter ein und investieren in die Zukunft. Zudem wird oft die konjunkturell gute Ausgangsbasis des heimischen Handwerks übersehen. Wer momentan dringend einen Handwerker sucht, weiß um die Konstellation, die viele Gewerke betrifft. Geduld sei angebracht, sagen die Firmenchefs. Sie berichten von vollen Auftragsbüchern, die zunächst abgearbeitet werden müssen. Der eine oder andere Handwerksbetrieb könnte die Dinge sicherlich zügiger erledigen, hätte er die dafür benötigten Fachkräfte in ausreichender Zahl. Das Handwerk bleibt dennoch ein extrem wichtiger und zugleich stabiler Wirtschaftsfaktor in der Region.

    Es deutet glücklicherweise auch wenig darauf, dass sich an dieser Situation so schnell etwas ändern wird. Investiert in die Zukunft wird im Innovationspark Augsburg. Dieses Projekt, das entlang der B 17 und nahe der Universität angesiedelt ist, entwickelt von Jahr zu Jahr eine enorme Dynamik. Dies zeigt sich nicht allein an Neubauten, die entstanden sind und weiter entstehen, sondern vielmehr am Leben in den Gebäuden selbst. Die Verzahnung von Wissenschaft und Wirtschaft trägt Früchte. Der Innovationspark bietet der Wirtschaftsregion die Perspektive, hoch qualifizierte Kräfte zu binden. Ähnliches gilt in den nächsten Jahren auch für die Universitätsklinik Augsburg, die sich zu einem wahren Jobmotor entwickeln kann.

    Lesen Sie auch: Innovationspark: Vier große Unternehmen in einer Anlage

    Für Mitarbeiter von Ledvance und Fujitsu ist dies zum gegenwärtigen Zeitpunkt nur ein schwacher Trost, wenn sie vernehmen, wo es andernorts wirtschaftlich gut läuft. Ledvance (vormals Osram) wurde am Standort Augsburg nahezu bereits abgewickelt, bei Fujitsu droht ähnliches Ungemach. Die Ansage des japanischen IT-Konzerns, den Standort Augsburg spätestens bis Herbst 2020 dichtzumachen, klingt unumstößlich. 1850 Mitarbeiter inklusive der Leiharbeiter stehen vor dem Verlust ihres Arbeitsplatzes. Weil die Firma Andras Schmid mit rund 200 Mitarbeitern die Logistiksparte im Auftrag von Fujtsu abwickelt, steht sie ebenfalls vor einem Einschnitt – ein Beispiel der engen wirtschaftlichen Verflechtungen. Ein Aus von Fujitsu trifft somit auch Zulieferer.

    Lesen Sie dazu auch: Fujitsu will Standort aufgeben

    Wenn es um eine aktuelle Bestandsaufnahme der wirtschaftlichen Lage geht, gerät ein Augsburger Traditionsunternehmen, das nun von Chinesen geführt wird, in den Blickpunkt: Kuka. Wie geht es im Jahr 2019 beim Roboterbauer weiter? Es ist eine spannende Frage, was nicht allein an der hohen Zahl von 4000 Arbeitsplätzen am Standort Augsburg liegt. Kuka steht exemplarisch für Forschung und Entwicklung am Wirtschaftsstandort. Der personelle Umbau im Unternehmen, der im Abschied von Ex-Chef Till Reuter gipfelte, verunsicherte nicht nur die Beschäftigten. Man fragt sich längst, welche Bedeutung die chinesischen Eigentümer dem technischen Wissen in Augsburg noch beimessen.

    Lesen Sie dazu: Unruhe bei Kuka: Noch ein Manager geht

    Außenstehende tun sich schwer in einer Bewertung, zumal das Unternehmen eine sehr eingeschränkte Informationspolitik betreibt. Dass Betriebsrat und Gewerkschaft IG Metall sowie die Politik auf große öffentlichkeitswirksame Auftritte und Aussagen verzichten, mag als Indiz verstanden werden, dem börsennotierten Unternehmen keine unerwünschten Spekulationen um dessen Zukunft zu bescheren. Es mag insofern derzeit eine trügerische Ruhe herrschen. Das Jahr 2019 wird für Kuka wegweisend.

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