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Kommentar: Wann reden wir endlich wieder über die Kunst?

Kommentar

Wann reden wir endlich wieder über die Kunst?

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    Auf der Freilichtbühne am Roten Tor ist bereits ein Teil des Bühnenbilds für „Herz aus Gold“ aufgebaut. Doch das Fuggermusical wird dieses Jahr nicht wieder aufgenommen werden können. Die eingeschränkte Zahl an Besuchern würde den Aufwand nicht rechtfertigen.
    Auf der Freilichtbühne am Roten Tor ist bereits ein Teil des Bühnenbilds für „Herz aus Gold“ aufgebaut. Doch das Fuggermusical wird dieses Jahr nicht wieder aufgenommen werden können. Die eingeschränkte Zahl an Besuchern würde den Aufwand nicht rechtfertigen. Foto: Ulrich Wagner

    Corona macht es einem nicht leicht. Seit Ende Februar beherrscht es unseren Alltag, hat sich fast überall dazwischen geschlichen. Das ging schon so weit, dass man kurzzeitig zusammenzuckte, wenn abends beim Streamen in den Filmen die Abstandsregeln nicht eingehalten wurden. Auch wenn das Virus wegen der raschen Maßnahmen in Deutschland – wie gerade die Modellrechnung einer britischen Studie ergeben hat – nur 0,8 Prozent der Bevölkerung infiziert hat, steckt es in den Köpfen überall drin.

    Fast schon dankbar liest man da im Augenblick Besprechungen von Theaterpremieren, etwa jüngst in Bochum, die nur am Rand erwähnen, dass das Publikum Maske tragen musste, sich aber ansonsten dem Stück widmeten, also keine Reportage des Corona-Ausnahmezustandes – eine Rückkehr zum Gewohnten, die neue Corona-Normalität.

    Gerade geht das ja Schlag auf Schlag. Nachdem in dieser Woche das Autokino Messeflimmern in Augsburg eröffnet hat, werden am Montag die

    Nur 50 Zuschauer im Kongress am Park

    Wie soll man unter solchen Umständen über Kunst sprechen? Es ist unwahrscheinlich, dass diese Termine im Kongress am Park dem Augsburger Publikum als Konzerterlebnis in Erinnerung bleiben werden. Nein, sie werden allen vor Augen führen, dass die Maßnahmen gegen die Pandemie das kulturelle Leben in Bayern noch immer mit voller Wucht treffen. Noch gelten die strikten Obergrenzen für Veranstaltungen, die der Freistaat erlassen hat, innen 50 Zuschauer, außen 100.

    So schnell die Corona-Fallzahlen anstiegen, so schnell der Staat Grundrechte massiv eingeschränkt hat, so lange lässt er sich nun Zeit, diesen pandemiebedingten Ausnahmezustand auf das Notwendige zu beschränken. Kein Wunder, dass Augsburgs Staatsintendant André Bücker seit zwei Wochen alle Kräfte mobilisiert, damit der Freistaat von seiner strikten Regelung abrückt. Bislang leider erfolglos.

    Es gibt ein Konzept des Staatstheaters für die Freilichtbühne

    Im Kongress am Park mit den ersten vier Konzerten der Philharmoniker mag das noch zu verschmerzen sein, wenn es Ende Juni auf die Freilichtbühne geht, hätte die Beschränkung auf 100 Zuschauer aber ein desaströses Potenzial. Bücker und sein Team haben ein Konzept erarbeitet, dass rund 500 bis 600 Besucher vorsieht. Damit könnte das Staatstheater leben, wie zu hören ist. Belegt wären dann ein Viertel aller Plätze.

    Erst wenn es solche Kompromisse gibt, die den Besuchern ausreichend Schutz vor einer Ansteckung garantieren, aber gleichzeitig auch für Veranstalter praktikabel erscheinen, wird es wieder möglich sein, mehr über die Kunst und weniger über die coronabedingten Einschränkungen zu sprechen – Einschränkungen von Grundrechten wohlgemerkt.

    Wobei – da möchte ich doch nicht zu viel versprechen: Wahrscheinlich werden dann die Künste dieses Thema umkreisen, das sich gerade überall auf der Welt in rasendem Tempo verbreitet hat, das C-Thema, Sie wissen schon. So leicht werden wir ihm wohl nicht entkommen können.

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