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Kommentar: Radbegehren: Eine Chance, endlich anzupacken

Kommentar

Radbegehren: Eine Chance, endlich anzupacken

Nicole Prestle
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    Seit März sammeln die Initiatoren des Radbegehrens Unterschriften. Die Zustimmung ist groß.
    Seit März sammeln die Initiatoren des Radbegehrens Unterschriften. Die Zustimmung ist groß. Foto: Annette Zoepf (Archiv)

    Die Initiatoren des Radbegehrens haben einen Nerv getroffen. Keine vier Wochen, nachdem sie im März ihre Sammlung gestartet hatten, waren bereits über 6000 Unterstützer zusammengekommen. Trotz coronabedingter, wochenlanger Pause sind nun 13.000 Unterschriften da – mehr, als es für einen Bürgerentscheid bräuchte.

    Der große Zuspruch zeigt, dass ein fahrradgerechteres Augsburg der Wunsch vieler, aber längst nicht Realität ist. Er ist aber vor allem ein Hinweis darauf, dass die Bürger ihrer Stadtverwaltung offenkundig nicht zutrauen, das Ziel Fahrradstadt voranzutreiben. Also machen sie Druck, und das ist gut so.

    Das sind die Forderungen des Radbegehrens

    Radwege Es soll mehr Radwege geben. An jeder Straße, an der Geschwindigkeiten über 30 Kilometer pro Stunde gefahren werden, fordern die Aktivisten baulich abgetrennte Radwege. Gefordert wird ein lückenloses Radwegenetz.

    Sicherheit Kreuzungen sollen so gestaltet werden, dass Autofahrer langsamer abbiegen müssen. Das soll zusammen mit einer besseren Sichtbarkeit von Radlern die Sicherheit erhöhen.

    Abstellplätze Im öffentlichen Raum sollen mehr Radabstellplätze entstehen, bevorzugt an Orten des öffentlichen Lebens und Nahverkehrs-Knoten. Auch in Wohngebäuden wollen die Aktivisten mehr Abstellplätze – bei Mehrfamilienhaus-Neubauten soll künftig ein Radstellplatz pro 25 Quadratmeter Wohnfläche (aktuell ein Platz pro 30 Quadratmeter) für Bauherren verpflichtend sein. Auch für Radanhänger/Lastenräder soll mehr Platz in der Stellplatzsatzung der Stadt festgeschrieben werden. Bei bestehenden Gebäuden sollen Eigentümer bis zu 25 Prozent der vorhandenen Parkplätze in Radstellplätze umwandeln dürfen.

    Kommunikation Gewünscht wird ein jährlicher Fortschrittsbericht. Bürger sollen über eine Online-Meldeplattform die Möglichkeit haben, störende oder gefährliche Wegstellen zu melden.

    Weiteres Vorgehen Bisher wünschten die Radler, dass die Stadt die Forderungen bis 2025 umsetzt oder planerisch auf den Weg gebracht hat. Wenn der Platz nicht ausreiche, solle dieser zulasten des Autoverkehrs umverteilt werden. Das wollen die Initiatoren weiterhin, möchten wegen der absehbar schwierigen Finanzlage der Stadt aufgrund Corona aber das Gespräch mit der Stadtspitze suchen, was machbar ist und was nicht. (skro)

    Die Stadt hat ihr Ziel, bis 2020 ein Viertel des Verkehrs aufs Fahrrad zu verlagern, verfehlt. Augsburg steht bei 19,4 Prozent, viele Bürger klagen über fehlende Radwege, unklare Verkehrssituationen und – am Schlimmsten – ein allgemein „mulmiges Gefühl“, wenn sie mit dem Rad in der Stadt unterwegs sind. Die Ausweisung einzelner Radspuren und die Vorstellung von Konzepten ändern daran erst einmal gar nichts. Es braucht ein großflächiges Konzept.

    Radbegehren: Die Augsburger Innenstadt muss neu gedacht werden

    Genau genommen wird es darauf hinauslaufen, eine (Innen-)Stadt, die verkehrstechnisch über Jahrzehnte mit Blick aufs Auto erschlossen wurde, komplett umzumodeln. Eine Mammutaufgabe, die planerisch nicht einfach zu lösen sein wird und die auch teuer kommt. Dennoch bietet das Radbegehren eine einmalige Chance. Mit der Unterstützung so vieler Menschen im Rücken dürfte es einfacher werden, auch unliebsame Entscheidungen zu treffen. Und die werden nötig sein. Oberbürgermeisterin Eva Weber hatte im Wahlkampf zwar betont, die Fahrradstadt nicht auf Kosten anderer Verkehrsteilnehmer entwickeln zu wollen. Doch alle gleichermaßen zu berücksichtigen, wird nicht funktionieren. Statt immer nur Probleme zu benennen, sollte die Stadt dazu übergehen, die Vorzüge einer autofreieren Stadt für alle herauszuarbeiten: weniger Lärm, weniger Abgase, gesündere (weil radelnde) Bürger... Einige Städte haben diese Ziele bereits erreicht – zum Wohl aller Bürger.

    Lesen Sie dazu den Artikel: Das Radbegehren hat 13.000 Unterschriften

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