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Kommentar: Linus Förster ist nie erwachsen geworden

Kommentar

Linus Förster ist nie erwachsen geworden

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    Linus Förster muss ins Gefängnis.
    Linus Förster muss ins Gefängnis. Foto: Ulrich Wagner (Archiv)

    Fünf Tage lang hat sich das Augsburger Landgericht mit dem Sexualleben, den psychischen Problemen und den Straftaten von Linus Förster beschäftigt. Jetzt ist es vorbei, und das ist gut so. Es ist gut für den Angeklagten. Er hat die nervenaufreibenden Auftritte vor der Öffentlichkeit hinter sich und kann sich jetzt im Gefängnis besinnen.

    Es ist gut für die Opfer. Sie können nun hoffentlich endgültig mit den Vorfällen abschließen, die sie zum Teil bis heute erheblich belasten. Und es ist grundsätzlich gut, dass man sich nicht länger mit dem peinlichen, pubertären Verhalten eines Ex-Politikers befassen muss.

    Vor Gericht hat sich bestätigt, was schon lange zuvor zu hören war: Linus Förster ist nie erwachsen und reif geworden. Er ist mit seinen 52 Jahren ein selbstverliebter Jüngling geblieben, der Bestätigung nur noch beim Sex gefunden hat. Eine Frau reichte ihm meist nicht, er brauchte mehrere Affären gleichzeitig. Er ist seit seiner Jugend ein Getriebener, der immer im Mittelpunkt stehen wollte – als Sänger auf der Bühne, als Politiker, im Kreise von Freunden. Das hat lange funktioniert und wäre weiter nicht schlimm. Ein reges Sexualleben ist ja nicht strafbar.

    Linus Förster: Vom Politiker zum Triebtäter

    Doch als ihm die gewünschte Anerkennung nach und nach versagt geblieben ist, drehte sich die Spirale des Narzissmus immer schneller. Er fuhr mit Vollgas auf eine Wand zu und war nicht mehr in der Lage, zu bremsen. In gewissem Maße hat er eine psychische Störung, er hat sich ja auch selbst in Therapie begeben.

    Doch es war zu spät. Linus Förster konnte seinen Trieb nicht mehr beherrschen, obwohl er wusste, dass es in die falsche Richtung ging: schlafende Frauen zu missbrauchen, sie dabei zu filmen, sich mit Kinderpornos zu beschäftigen – irgendwann hat der Ex-Politiker die richtige Bahn verlassen. Er war süchtig geworden nach einer pervertierten Form von Selbstbestätigung und zeigte keine Skrupel mehr. Und er wusste, was er tat.

    Das ist Linus Förster

    Linus Förster heißt eigentlich Heinrich Linus Förster. Den "Heinrich" hat er allerdings abgelegt.

    Förster wurde am 2. August 1965 in Augsburg geboren.

    Er ging in Augsburg zur Schule, machte sein Abitur und studierte danach an der Uni Augsburg Politik, Geschichte und Volkswirtschaft.

    Seine Doktorarbeit verfasste er zum Thema "Systemtransformation am Beispiel der ehemaligen Sowjetrepublik Belarus".

    15 Jahre lang war Förster Vorsitzender des Stadtjugendrings Augsburg.

    Seit 2003 saß der Augsburger für die SPD im Bayerischen Landtag. Zuvor war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Politikwissenschaft an der Uni Augsburg.

    Förster war im Landtag stellvertretender Vorsitzender des Auschusses für Bundes- und Europaangelegenheiten sowie regionale Beziehungen, Vorsitzender des Arbeitskreises für Bundes- und Europaangelegenheiten der SPD-Fraktion und jugendpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. Zudem war er Mitglied im Landesvorstand der Bayern-SPD und Bezirksvorsitzender der SPD in Schwaben.

    Privat sind Musik und Theater seine Welt. Er spielt in den Bands "Hopfenstrudel" und "Real Deal" die Backgroundgitarre.

    Förster ist nicht verheiratet.

    Im Gefängnis hat Linus Förster Zeit zum Nachdenken

    Seiner Partei, der SPD, hat Förster jahrzehntelang treu gedient. Er hat sich hochgearbeitet bis zum schwäbischen Der rasche Rückzug aus sämtlichen Ämtern und aus der Partei war der letzte Dienst, den er der SPD erweisen konnte.

    Linus Förster wird jetzt noch lange im Gefängnis über seine Fehler nachdenken können. Das Urteil ist angemessen. Es berücksichtigt zum einen, dass der Ex-Abgeordnete seinen Opfern Schlimmes angetan hat. Zum anderen macht es Linus Förster aber nicht zu einem gewissenlosen Schwerverbrecher. Wie hat Verteidiger Walter Rubach so schön gesagt: Die gesellschaftliche Vernichtung des früher beliebten Politikers ist die größte Strafe. Sie trifft Förster härter als jede Strafe, die ein Gericht aussprechen kann. Es wäre ihm als Mensch zu wünschen, dass er sich endlich seinen Selbstzweifeln und Ängsten stellt. Und es wäre auch für die Gesellschaft wichtig, damit sich solche Straftaten nicht wiederholen.

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