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Kommentar: Das Fugger-Parkhaus ist ein Geschenk, das nach einer Debatte schreit

Kommentar

Das Fugger-Parkhaus ist ein Geschenk, das nach einer Debatte schreit

Marcus Bürzle
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    Bekommt Augsburg eine zusätzliche Tiefgarage? Ignaz Walter würde gerne eine bauen.
    Bekommt Augsburg eine zusätzliche Tiefgarage? Ignaz Walter würde gerne eine bauen. Foto: Silvio Wyszengrad

    Im ersten Moment klingt das nach der Hochzeit des Automobils: Eine neue Tiefgarage mitten Augsburg – in einer Zeit, in der man froh ist über jedes Fahrzeug, das nicht seine Abgasspur im Zentrum hinterlässt. Doch es gibt einen zweiten Moment. Ein Mann will seiner Stadt ein Geschenk machen. Ignaz Walter ist kein unumstrittener Unternehmer – wer aber ein Geschenk machen will, der hat es zumindest verdient, angehört zu werden. Weder ein schnelles Ja noch ein schnelles Nein würden den Plänen gerecht. Zuhören, nachdenken und überlegen sind angemessen. Klingt banal, ist aber in den schnellen Tagen der 2000er rar geworden. Wenn man beginnt zu überlegen, lässt sich das Angebot des Ignaz Walter ganz unterschiedlich betrachten. Starten wir positiv.

    Der Gedanke an eine mögliche Walter-Garage schafft sofort die Verbindung nach Ulm. Dort ist unter der Neuen Straße – mitten in der Stadt – eine sehr schöne Tiefgarage entstanden. Sie liegt perfekt für den Besuch in

    Natürlich gibt es Parkhäuser – und deren Stellplätze reichen in der Regel auch aus. Eine Tiefgarage in zentraler Lage mit schöner Optik und modernen Zusatzelementen wie etwa Car-Sharing, Fahrradabstellmöglichkeiten, Ladesäulen für Elektroautos wäre etwas Neues. Vielleicht böte sie auch die Chance, an anderer Stelle Parkplätze einzusparen. Muss jede Straße zugeparkt sein? Muss die Maxstraße in bester Lage als Abstellfläche für Automobile dienen? Wahrscheinlich entwickelt sich an dieser Stelle gerade der erste Ansatz für einen Aufschrei. Doch es muss klar sein: Ein simples Mehr an Autos und Abstellmöglichkeiten passte tatsächlich nicht in die Zeit. Jenseits dessen muss man auch berücksichtigen, dass eine große Tiefgarage auch ihre negativen Seiten haben wird.

    2000 Autos, die rein fahren und wieder raus

    Sie wirkt – siehe Ulm – als Magnet für Autofahrer. Ignaz Walter glaubt, dass mehr von ihnen in die Stadt kommen werden. Nimmt man knapp 700 Parkplätze an, sieht die Rechnung nach den Worten von Fachleuten so aus: An guten Einkaufstagen geht man von einer dreifachen Belegung aus: 2000 Autos, die rein fahren und wieder raus. Das macht 4000 zusätzliche Fahrten mitten in der Stadt, nahe der Karlstraße, die mit den schlechtesten Luftwerten für Schlagzeilen sorgt. Ob sich das mit weniger Parkplatzsuchverkehr ausgleichen lässt? Eine Tiefgarage als Anziehungspunkt widerspricht den Zielen der Stadt. Sie will den Autoverkehr aus guten Gründen so weit wie möglich aus dem Zentrum fernhalten. Es geht um gute Luft, weniger Lärm und mehr Platz für Fußgänger, Radler und Besucher. Und was ist mit den Kunden aus dem Umland?

    Sie sollen – keine Frage – gerne und komfortabel nach Augsburg kommen. Eine Tiefgarage könnte ihnen den Weg schmackhaft machen. Doch es drängen sich Fragen auf: Kommen sie tatsächlich komfortabel und schnell in die Fuggerstraße, wo heute schon die Straßen voll sind? Lassen sich Augsburg und Ulm hier vergleichen? Die Fuggerstraße ist zur Nebenstrecke geworden, die Neues Straße in der Donaustadt eine, wenn auch beruhigte, Durchgangsachse. Eine weitere Frage: Wollen die Kunden aus dem Umland den Weg in die Innenstadt tatsächlich unbedingt mit dem Auto erledigen? Oder geht es ihnen am Ende nur darum, schnell, einfach und günstig ans Ziel zu kommen – womöglich unabhängig vom Verkehrsmittel? Das Angebot von Ignaz Walter wirft viele Fragen auf. Sie reichen teils weit in die Zukunft: Wohin fließen die Einnahmen und wer kommt eines Tages für den Unterhalt oder auch eine teure Sanierung der Garage auf?

    Wie wäre es mit einer Tiefgarage an einem anderen Ort?

    Es steht nun im Raum und hat es verdient, diskutiert zu werden. Die Politik klingt in der Mehrheit bislang skeptisch. Aber sie tut gut daran, sich zumindest anzuhören, wie die Pläne genau aussehen und welche Beweggründe dahinterstecken. Sie muss überlegen, wie ein Garagenbau praktisch ablaufen könnte, Stichwort Straßenbahngleise. Sie muss auf die Diskussionen der Bürger hören und am Ende abwägen und entscheiden. Egal, wie es am Ende ausgeht: Die Diskussion über die Zukunft des Verkehrs in Augsburg lohnt sich. Das Interesse der Menschen daran ist gewaltig, das zeigen zum Beispiel die zahlreichen Leserreaktionen. Der Verkehr in all seinen Facetten bewegt die Gemüter. Vielleicht steht am Ende ja auch gar kein klares Ja oder Nein.

    Man könnte man die Frage in den Raum werfen, ob Augsburg nicht grundsätzlich eine innovative Tiefgarage – sicher, breite Stellplätze, hell – brauchen könnte, aber vielleicht an anderer Stelle in etwas anderer Konstellation? Ein Anziehungspunkt für Autofahrer, an dem sie parken können und dann komfortabel in öffentliche Verkehrsmittel, ins E-Auto oder auf das Fahrrad. Nicht so zentral gelegen, aber doch der perfekte Weg in die Innenstadt. Eine Frage, die man so oder so stellen darf – mit oder ohne das Angebot von Ignaz Walter.

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