Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Kommentar: Corona-Besuche in Heimen: Wo ist die Solidarität geblieben?

Kommentar

Corona-Besuche in Heimen: Wo ist die Solidarität geblieben?

Jörg Heinzle
    • |
    Ein Schild mit der Aufschrift «Besuchsverbot» vor einem Seniorenheim.
    Ein Schild mit der Aufschrift «Besuchsverbot» vor einem Seniorenheim. Foto: Oliver Berg/dpa

    Man will es erst nicht glauben. Ist so viel Rücksichtslosigkeit, so viel Egoismus wirklich möglich? Seniorenheime öffnen nach dem überraschenden Ende des Besuchsstopps wieder ihre Pforten. Sie tun alles, damit Angehörige ihre Verwandten zum Muttertag besuchen können. Und dann müssen sich die Mitarbeiter der Heime, die in den vergangenen Wochen an der Belastungsgrenze gearbeitet haben, von manchen Besuchern Hohn und Spott gefallen lassen. Und dass nur, weil die Mitarbeiter die Corona-Regeln umsetzen und dafür sorgen, dass die Bewohner, die zur größten Risikogruppe zählen, geschützt werden.

    Wer gedacht hatte, in der Corona-Krise habe die Gesellschaft Solidarität gelernt, sieht sich mit der nüchternen Realität konfrontiert: Zumindest für einige scheint Solidarität und Rücksichtnahme Fremdwörter zu sein.

    Corona in Augsburg: In einem Heim ist ein Ausbruch riskant

    Man muss darüber streiten können, wie gefährlich das Virus wirklich ist für die breite Gesellschaft. Und welche Maßnahmen zur Bekämpfung der Ausbreitung angemessen sind. Dass ein Ausbruch der Infektion in einem Seniorenheim aber hoch riskant ist, daran kann man eigentlich keinen Zweifel haben. Der Blick nach Aichach, wo in kurzer Zeit in einem Heim 17 Menschen gestorben sind, zeigt das.

    Wer hier keine Regeln akzeptiert, missachtet das Recht auf Leben der älteren Menschen. Wir müssen darüber diskutieren, welche Grundrechte eingeschränkt werden dürfen – und wie lange. Wir sollten aber auch darüber reden, warum Regeln zunehmend nur noch dann akzeptiert werden, wenn sie einem persönlich passen.

    Lesen Sie dazu auch den Bericht: Ansturm an Besuchern: Plötzliche Öffnung bringt Altenheime in Bedrängnis 

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden