Kommentar

Büchereien und Bäder zu: Die Stadt Augsburg schließt an falscher Stelle

Stefan Krog
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    Das Gögginger Hallenbad ist aktuell fürs Publikumsschwimmen gesperrt, weil Personal ans Gesundheitsamt abgeordnet wurde.
    Das Gögginger Hallenbad ist aktuell fürs Publikumsschwimmen gesperrt, weil Personal ans Gesundheitsamt abgeordnet wurde. Foto: Ulrich Wagner

    Als die Corona-Infektionszahlen vor einem Jahr sprunghaft in die Höhe gingen und sich Augsburg zu einem Infektions-Hotspot entwickelte, wurde die Stadt vom Ausmaß kalt erwischt, verstärkt durch Unzulänglichkeiten bei der technischen Ausstattung im Gesundheitsamt und Abläufen, die sich erst einspielen mussten. Die Stadt zog damals heftige Kritik auf sich. Daran muss man sich erinnern, wenn man die jetzigen Einschränkungen in städtischen Ämtern bewertet, die durch die personelle Verstärkung des Gesundheitsamtes verursacht werden.

    Dass man versucht, den Personalbedarf mit städtischen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen zu stillen, ist grundsätzlich richtig, weil diese inzwischen zumindest teilweise in die Kontaktverfolgung eingearbeitet sind und mit Abläufen in einer Verwaltung vertraut sind. Im selben Ausmaß Beschäftigte auf dem Arbeitsmarkt zu gewinnen, wäre womöglich schwierig geworden. Dass diese Ämterlösung zu längeren Bearbeitungszeiten in einigen Abteilungen führt, ist eine logische Konsequenz. Es ist nicht der heftigste Punkt, den Bürger und Bürgerinnen im Zuge der Corona-Pandemie zu verschmerzen hatten.

    Büchereien und Bäder in Augsburg geschlossen

    Ob es richtig ist, Bäder und Bücherei mit Personalabordnungen zu belasten, ist aber eine besondere Frage. Die Schwimmfähigkeiten, besonders von Kindern, sind in der Pandemie ins Hintertreffen geraten. Ob das Gögginger Hallenbad für die Allgemeinheit geöffnet hat oder nicht, ist zugegebenermaßen nicht der entscheidende Faktor bei dem Thema, aber die Schließung ist natürlich eine Erschwernis für Familien aus dem Stadtteil. Und beim Thema Bücherei muss man anmerken, dass die Schere zwischen Kindern aus bildungsnahen und -fernen Elternhäusern in der Pandemie noch weiter aufgegangen ist. Gerade für Kinder, die nicht so mobil sind, sind die wohnortnahmen Angebote wichtig (immerhin fährt der Bücherbus noch). Wenn der Freundeskreis der Bücherei ehrenamtliche Hilfe ins Spiel bringt, ist das ein Angebot, das die Stadt sorgfältig prüfen sollte.

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