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Kommentar: Beruf: Die Religion darf keine Rolle spielen

Kommentar

Beruf: Die Religion darf keine Rolle spielen

Miriam Zissler
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    Eine Augsburgerin, die aus der Kirche ausgetreten ist, darf nicht mehr bei der Caritas arbeiten.
    Eine Augsburgerin, die aus der Kirche ausgetreten ist, darf nicht mehr bei der Caritas arbeiten. Foto: Silvio Wyszengrad

    Der Stein des Anstoßes in der Auseinandersetzung zwischen der Caritas und ihrer ehemaligen Mitarbeiterin Marion F. war ihre plötzlich zutage getretene Konfessionslosigkeit. Ob das nun der Grund für die Beendigung des Arbeitsverhältnisses war, mag und kann hier nicht geklärt werden. Doch worüber es im im Jahr 2019 im beruflichen Umfeld grundsätzlich keine Diskussion mehr geben sollte, ist die grundsätzliche Frage nach der Konfession.

    Ob jemand Mitglied der katholischen oder evangelischen Kirche, ob jemand ausgetreten oder gar nicht erst getauft, ob jemand Muslim oder Jude ist, sollte kein Grund für oder gegen eine Einstellung sein. Denn dann würde es in Deutschland, einem Land in dem Religionsfreiheit ein Grund- und Menschenrecht ist, offenbar für bestimmte Arbeitgeber und Berufe eine richtige oder eine falsche Religionszugehörigkeit geben.

    Dabei zählen neben den beruflichen Qualifikationen doch auch die menschlichen Werte, die jemand lebt, seine Gesinnung und sein Handeln. Viele Faktoren spielen da hinein. Durch den bloßen Blick auf die Konfessionszugehörigkeit lässt sich jemand zwar schnell in eine Schublade stecken, doch bleibt das eben nur ein oberflächlicher und oft trügerischer Blick.

    Vorstellungsgespräche und gegebenenfalls eine Probezeit geben einem Arbeitgeber und seinem Mitarbeiter Gelegenheit festzustellen, ob man zusammenpasst oder eben nicht. Im Fall von Marion F. war auch ihr kirchlicher Arbeitgeber mit ihrer Arbeit sehr zufrieden, obwohl sie schon lange aus der Kirche ausgetreten war.

    Gerade kirchliche Arbeitgeber sollten zuerst den Mensch sehen und nicht die Konfession. Sonst leisten sie einer fragwürdigen Entwicklung Vorschub, denn auch in Augsburg haben sich schon Bürger taufen lassen, nur um einen Job bei einem kirchlichen Arbeitgeber zu bekommen. Falls das dann der ausschlaggebende Grund für die Einstellung war, ist das vor allem eines: scheinheilig.

    Hier geht es zum Artikel:

    Wie christlich muss eine Caritas-Mitarbeiterin sein?

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