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Klinikum Augsburg: Wie die Schlaganfall-Therapie per Videochat Leben retten soll

Klinikum Augsburg

Wie die Schlaganfall-Therapie per Videochat Leben retten soll

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    Schnelle Hilfe ist beim Schlaganfall lebenswichtig.
    Schnelle Hilfe ist beim Schlaganfall lebenswichtig.

    Bei einem Schlaganfall tickt die Uhr erbarmungslos. Minuten entscheiden darüber, ob der Patient das Krankenhaus auf eigenen Beinen oder im Rollstuhl verlässt. Ob er je wieder schreiben oder sprechen kann. In solchen Notfällen muss er sehr schnell fachkundig behandelt werden. Am Klinikum Augsburg gibt es eine darauf spezialisierte Station, die „Stroke Unit“.

    Der Weg zur Klinik birgt bereits das Risiko

    Für Patienten in Augsburg liegt sie vor der Haustür. Für Menschen aus der Region aber kann bei einem Schlaganfall der Weg nach

    Dafür wurde 2010 das Tesaurus-Netzwerk gegründet. Der Name steht für „Telemedizin und Schlaganfallversorgung in der Augsburger Region und Südwest-Bayern“. Inzwischen gehören sieben Krankenhäuser bis nach Lindenberg im Allgäu und bis Weilheim-Schongau in Oberbayern dazu, die selbst keine Schlaganfallversorgung auf „Stroke-Unit“-Niveau gewährleisten könnten. Neuester Kooperationspartner ist das Krankenhaus in Aichach.

    Die Zentrale des Netzwerks ist am Klinikum Augsburg angesiedelt. Rund 2000 Schlaganfallpatienten werden jährlich hier behandelt. Das Klinikum ist damit nach eigenen Angaben der größte Versorger in Bayern. Circa 1500 weitere Patienten werden über Tesaurus betreut.

    Das bedeutet: Der Patient liegt in einem der kooperierenden Krankenhäuser und muss nicht mehr nach Augsburg gebracht werden. Ein Facharzt für Neurologie, der für die weitere Behandlung unverzichtbar ist und am Klinikum Augsburg sitzt, wird per Video dazugeschaltet. Dafür stehen am Klinikum rund um die Uhr ein Facharzt und weitere Spezialisten zur Verfügung. In Echtzeit kann er die Patienten via Monitor untersuchen. Außerdem sieht er Aufnahmen ihres Gehirns sowie den ersten Befund der Kollegen. Der Arzt entscheidet über die Behandlung. Was er anordnet, setzen die Teams in den Kooperationskliniken um.

    Diagnose vom Facharzt per Videochat

    Professor Markus Naumann, Chefarzt der Neurologischen Klinik am Augsburger Klinikum, sagt: „Wir streben an, dass die Therapie zwischen 30 und 60 Minuten erfolgt.“ Das gehe nur mit der Telemedizin. So kann auch in den Kooperationskliniken eine Thrombolyse gemacht und das lebensgefährliche Gerinnsel aufgelöst werden.

    Die Behandlung vor Ort habe damit das Niveau eines Großversorgers, unterstreicht Dr. Philipp Zickler, Tesaurus-Netzwerk-Leiter am Klinikum. Deshalb fahren die Rettungsdienste im Wittelsbacher Land seit Kurzem bei einem Verdacht auf Schlaganfall gezielt das Aichacher Krankenhaus an.

    Die dortigen Ärzte tauschten sich bereits im vergangenen Jahr zu 100 bis 150 Patienten mit ihren Augsburger Kollegen aus. Seit Dezember funktioniert auch die Videoschaltung. Dr. Heiko Methe, Chefarzt der Inneren Medizin und Kardiologie in Aichach, bezeichnet das als „Riesenfortschritt“. Er sagt: „Wir sehen, dass wir Erfolge haben.“

    "Krankenhäuser funktionierten heute nur noch vernetzt"

    Die Therapeuten am Aichacher Krankenhaus kommen zum Teil aus externen Praxen. Sie nehmen ebenso wie die Ärzte an regelmäßigen Fortbildungen in Augsburg teil. Vierteljährlich kommen die Augsburger zur Visite nach Aichach.

    Alexander Schmidtke, Vorstandsvorsitzender des Klinikums Augsburg, sagte bei einem Pressetermin in Aichach über die Kooperation: „Das ist der richtige Weg, um die Qualität zu sichern.“ Krankenhäuser funktionierten heute nur noch vernetzt. Martin Sailer, Verwaltungsratsvorsitzender des Klinikums und Augsburger Landrat, hob die so gesicherte wohnortnahe Versorgung hervor. Ebenso Klaus Metzger, sein Amtskollege in Aichach-Friedberg.

    Die Kooperation bei Schlaganfällen ist eine von vielen zwischen Klinikum und Paarkliniken. So arbeiten beide Häuser bei der Ausbildung zusammen (wir berichteten). Hier sind die Ergebnisse sichtbar, anders als bei der Schlaganfalltherapie. Krzysztof Kazmierczak, Geschäftsführer der Kliniken Aichach und Friedberg: „In der Neurologie gibt es brutale Schicksale. Man sieht oft nicht, was hätte passieren können.“

    Wie viele erleiden einen Schlaganfall?

    Etwa 260.000 Menschen erleiden in Deutschland jährlich einen Schlaganfall. Die Tendenz ist steigend.Schlaganfälle sind hierzulande die dritthäufigste Todesursache und die häufigste Ursache für erworbene Behinderungen.

    Die Stiftung Schlaganfall nennt mehrere Risikofaktoren, die jeder selbst in der Hand hat: darunter Rauchen, Übergewicht, Bewegungsmangel, erhöhte Fettwerte im Blut und übermäßigen Alkoholgenuss. Medizinisch behandelbare Risikofaktoren sind außerdem Bluthochdruck, Herzerkrankungen und Zuckerkrankheit.

    Zur den Symptomen zählen der Stiftung Schlaganfall zufolge plötzlich auftretende Lähmungserscheinungen, Sprachstörungen, Taubheitsgefühl, akut einsetzende Sehschwäche, Schwindelgefühl, Gehstörung oder Desorientiertheit.

    Was tun bei  Schlaganfall?

    Sofort unter 112 den Notarzt rufen.

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