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Klinikum Augsburg: Clowns auf der Krebsstation

Klinikum Augsburg

Clowns auf der Krebsstation

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    Dort, wo die Fröhlichkeit verloren geht, greifen Dr. Lilo Musi und Dr. Schlaubi ein – auf der Kinderkrebsstation des Augsburger Klinikums.
    Dort, wo die Fröhlichkeit verloren geht, greifen Dr. Lilo Musi und Dr. Schlaubi ein – auf der Kinderkrebsstation des Augsburger Klinikums. Foto: Foto: Ruth Plössel

    Fräulein Dr. Lilo Musi kommt in den Raum gestürmt und ruft: „Eine schwarze Zuckertüte, was ist das denn?“ Während Dr. Musi noch überlegt, wie sie der Herstellerfirma ihr Missfallen mitteilen könnte, hat ihr Kollege Dr. Bonzo Schlaubi schon die Initiative ergriffen. Die

    Es ist ein Schauspiel, bei dem kein Erwachsener und erst recht kein Kind sich das Lachen verkneifen kann. Dabei befinden sich die Erwachsenen an einem Ort, an dem Kindern die Fröhlichkeit verloren geht, an dem sich schon die Kleinsten mit viel zu langen Worten, wie Magnetresonanztomografie oder Immunphänotypisierung, auseinandersetzen müssen. An dem der Alltag der rund 22 Kinder und Jugendlichen von Chemotherapie und Bluttests bestimmt wird. Die Kinderkrebsstation des Augsburger Klinikums ist kein lustiger Ort. Außer Donnerstagnachmittag. Dann kommen die Klinik-Clowns.

    „Zaubern“ ist das Stichwort für die achtjährige Sarah (Name v.d.R. geändert). Mit ihrem Dreirad kommt sie in den Aufenthaltsraum geradelt – den Zaubermeister Bonzo im Gepäck. Seit einem Jahr kennt sie die Clowns bereits, an Faszination haben die beiden für sie nicht verloren. Skeptisch blickt Sarah zunächst den ausladenden Gesten des Zauberers zu. Der hält ihr die Faust hin, in die er gerade ein kleines blaues Tuch gestopft hat. Sarah weiß, wie die Show weitergeht: Sie pustet kräftig in die Faust, das Tuch ist verschwunden. Erst als Dr. Schlaubi das Zauberobjekt hinter Sarahs Hut hervorzieht, entweicht ihr ein lauter Jauchzer. Der Körper, der über die letzten Monate mit Medikamenten vollgepumpt wurde, entspannt sich, wirkt für den Moment ganz gesund.

    „Das sind die schönsten Momente, dann funktioniert unsere Arbeit“, sagt Fräulein Dr. Musi nach der Vorstellung. Um ihr Ziel, ein Lachen, zu erreichen, ziehen die beiden Clowns alle Register. In ihren Ärztekitteln, die mit Tieren bestickt sind, versteckt sich Lachwerkzeug. Den einen Moment führen sie in waghalsiger Position ein Flöten-Ziehharmonika-Duett auf, den nächsten geben sie eine Lektion im Luftballon-Käfer-Basteln.

    Das alles haben Dr. Schlaubi und Fräulein Dr. Musi auf der Clownschule in Freising gelernt. Seit sechs Jahren sind die beiden als Paar in der Kinderklinik im Einsatz. Fräulein Dr. Musi, die in Wirklichkeit Miriam Brenner heißt und eine gelernte Schauspielerin ist, legt viel Wert auf Details. Sie beglückwünscht den Chefarzt zum Hochzeitstag, erinnert sich an den Geburtstag von Evelynes Mutter und weiß das Sternzeichen der Stations-Erzieherin. Natürlich kennt sie auch die Patienten der Kinderkrebsstation mit Namen und Geschichte. Das Spiel mit den Kindern beruht auf einem scheinbar distanzlosen Vertrauensverhältnis. Nur eine Grenze müssen sie und ihr Kollege scharf ziehen: die zwischen dem Lachen, und dem, was durch das Lachen überdeckt wird.

    Leid und Tod sind in den Räumen der Krebsstation ständig präsent, auch für Markus Sedelmaier alias Dr. Schlaubi. So kann bei diesem Thema auch die dicke Schminke seine Mundwinkel nicht nach oben ziehen. „Wir werden informiert, gehen auf Beerdigungen, wann immer es uns möglich ist“, sagt er mit belegter Stimme – die Kinder sind ja in der Nähe. Neben der Ziehharmonika, den Zaubertüchern und Luftballons die Traurigkeit mit auf Visite zu nehmen, funktioniere nicht. „Hier spielen wir Clowns. Würden wir irgendeine andere Rolle spielen, trösten, wäre die Situation verfälscht. Das würde die Kinder durcheinanderbringen.“

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